Neiddebatte

Neiddebatte, die … ist als Pendant zu einer Bundestagsdebatte zu verstehen. Eine erfolgreich zu führende Neiddebatte setzt daher die Anwesenheit von mehr als zwei Neidern voraus, vorzugsweise ein ganzes Rudel davon. Dabei ist es völlig belanglos worüber die Neider debattieren, entscheidend für eine erfolgreiche Durchführung ist lediglich die lautstarke Anwesenheit derselben.

Weiteres kennzeichnendes Merkmal ist, dass diese Herrschaften nie über sich selbst reden, sondern der Gegenstand der Auseinandersetzung stets Dritte und deren Befindlichkeiten sind. Hierauf haben die Neider zu allen Zeiten bestanden, da sie sich sehr dem gemeinem Wohl verpflichtet fühlen. Der Begriff selbst ist vor Jahren arg in Verruf geraten und wurde dieserhalb auf die Liste der bedrohten Worte gesetzt.

Der Auslöser dafür war sehr unglücklich. Die Bundestagsabgeordneten hatten gerade einmal wieder eine Diätenerhöhung beschlossen, worauf das Volk zu murren begann, weil es daselbst gar sehr unter der Fettlebe(r) litt aber nun voller Neid auf die Diätkünstler unter der Glaskuppel schaute und auch gerne ein derart geistig schmalspuriges Leben führen wollte. Dies legten die Politiker, dem Volk als Neid aus und bezeichneten die demonstrierenden Massen fälschlicherweise als Neider und Neidhammel, was logischerweise die echten Neider auf den Plan brachte, die sogleich die Politiker ernsthaft zurechtwiesen.

Von dieser Tragik der Geschichte konnte sich die Vereinigung der aufrechten Neider im Lande nie wieder erholen und musste fortan mit ansehen, wie jeder kleine, noch so berechtigte Neid unter Nachbarn und Freunden gleich zu einer Neiddebatte hochstilisiert wurde. Seither beneiden sich die echten Neider aus Protest nicht mehr öffentlich, sondern nur noch hinter vorgehaltener Hand und die klassische Neiddebatte ist dem Grunde nach verbrannt und tot.

 Siehe besser:  Geiz | Mammon | Konsumopfer

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