Gleichberechtigung in der Musik: Unterschied zwischen den Versionen

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Rassismus scheint im musikalischen Raum auf den ersten Blick kaum anzutreffen. Vielmehr ist Musik in besonderer vielfältiger Weise geeignet, Menschen verschiedener Art eher zu verbinden als zu trennen, sieht man mal von Massenchören in Fussballarenen oder von fanatischen nationalistischen Hassgesängen ab.
 
Umso erstaunlicher ist es deshalb, feststellen zu müssen, dass bei den Elementen harmonischer Musik, nämlich den Tönen, von Gleichberechtigung überhaupt keine Rede sein kann. Nicht nur, dass laute Töne sich rücksichtslos vordrängeln und die leiseren einfach bis zur Unhörbarkeit überstimmen, auch die Unterscheidung zwischen so genannten Misstönen und dem so genannten „guten Ton“ ist eine rassistische, und darum unzulässige Klassifizierung. Wen kümmert  schon die eklatante Bevorzugung bestimmter Tonarten im klassischen wie im modernen Stil? Sehen wir einmal von den der Verkümmerung der ohnehin schutzlos preisgegebenen musealen Kirchentonarten ab, übrigens ein besonders trauriges Kapitel, so haben wir doch in der Lebenspraxis unglaubliche Unterschiede in der Anwendung von Tonarten wie C-Dur verglichen mit Fis-Dur. (nur als Beispiel!)
 
 
Dass Töne in der Musikwelt keine Lobby haben und deshalb jeder Willkür schutzlos preisgegeben sind, kann man am Beispiel einer großen Kirchenorgel leicht erkennen.Hier sind viele Tausend Einzelpfeifen auf kleinstem Raum zusammengepfercht in Reih und Glied angeordnet wie, nun, eben wie die Orgelpfeifen. Vom Orgelbauer wurden sie einzeln angefertigt, keine gleicht der anderen und jede wurde für ihren individuellen einzigartigen Ton geschaffen, gleich behandelt, mit Sorgfalt gemäß ihrer Aufgabe und vorbereitet, zu tönen in ihrer Art. Was aber geschieht nun in der Spielpraxis? Hier hört jede Gleichberechtigung auf. Da werden Register und Tonarten beliebig und willkürlich bevorzugt oder gemieden. Und es ist sozusagen selbstverständlich, dass einzelne Töne dabei höchst selten oder sogar nicht ein einziges Mal eingesetzt werden. Solcher Diskriminierung muss endlich Einhalt geboten werden, wenn ein so segensreiches und bisher auch gutbeleumdetes Medium wie die Musik nicht in den Verdacht des Rassismus geraten soll.
 
Die großartigen alten Meister der Musik haben ihre Werke noch mit in dieser Hinsicht einfältiger Unbekümmertheit geschaffen, es waren halt noch andere Zeiten. Heute aber steht es uns an, jedem, auch dem letzten Ton sein Selbstverwirklichkeitsrecht zu verschaffen, und wir alle sind dafür verantwortlich, dass das geschieht. Aber wie soll das geschehen? Wer hat eine Idee?
 
 
 
Soll man etwa nach dem Modell des Artenschutzes vorgehen? Müsste man eine Liste der besonders bedrohten Töne erstellen und Schutzzonen für besonders bedrohte Tonarten einrichten? Kann man vielleicht einschlägig vorgebildete Zivis einsetzen oder stellungslose Musiker, vielleicht auch als ABM-Massnahme? Ausserdem sind natürlicherweise in erster Linie die aktiven Musiker selbst gefragt. Und da tut sich ja auch schon seit längerem so Manches, ohne es allerdings der Zuhörerschar entsprechend verdeutlicht zu haben!?!
 
Gemeint ist natürlich die sogenannte moderne Musik, insbesondere die Zwölfton- und die Atonale, sie leisten hier in aufopfernder Weise bis zur Selbstverleugnung oft in sehr mässig besuchten Veranstaltungen das Letzte und meistens ohne den verdienten Lohn begeisterter Ovationen.
 
Eine weitere Möglichkeit wäre die Quote, wie man sie man auch bei Minderheiten wie politischen Frauen oder deutschsprachigen Schlagern anzuwenden versucht. Vielleicht wäre das auch eine Aufgabe des europäischen Rates, für entsprechende Richtlinien und einheitliche Vorschriften zu sorgen. 
 
Schliesslich könnten die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten angehalten werden, Sendezeiten für Tonartenschutz bereitzustellen.
 
Letztendlich wird es aber an jedem von uns liegen, ob wir zulassen wollen, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl von Tönen oder gar ganzen Tonarten auf Nimmerwiederhören ausstirbt, weil niemand sich darum kümmert.
 
 
Wie verlautet, wird im Zuge von Sparmassnahmen schon angedacht, die am meisten ungebrauchten Pfeifen in Kirchenorgeln freizusetzen, vorzeitig zu entfernen oder bei Erneuerungen nicht wieder einzusetzen. Gefahr ist im Verzuge! Eine Aktion „Rettet die ungehörten Töne!“ wäre dringend geboten, und auf Dauer die Begründung eines Tonartenschutzvereines. Wer macht mit? Oder gibt es nur noch Banausen?
 

Aktuelle Version vom 18. Februar 2020, 17:01 Uhr

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