Zurücktreten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Dezember 2009, 18:20 Uhr
Zurücktreten ist ein modernes Gesellschaftsspiel. Es betrifft Post und Pöstchen, Sterien und Mini-sterien. Wenn bei anstehender Verteilung von Aufgaben „Freiwillige vortreten!“ ausgerufen wird, dann treten alle die aufgepasst haben einen Schritt zurück. Die die übrigbleiben, müssen dann die Arbeit machen oder sie beginnen das Gesellschaftsspiel Zurücktreten.
Spielablauf
Man sucht sich erst mal irgendjemanden aus, der was falsch gemacht haben könnte. Der muss dann Rechenschaft darüber ablegen, wem er davon wann und wieviel was gesagt hat, was derjenige dann dementieren muss. Anhand des Eingangsstempels auf dem nichterhaltenen Dokument kann dann nachgewiesen werden, wann genau man dieses Dokument nicht erhalten hat. Derjenige, der dieses Dokument hat, aber nicht erhalten hat, kann zurücktreten.
So zum Beispiel hat Selbstverteidigungsminister Zu Guttenberg beim Besuch in Afghanistan über mehrere ihm vorliegende Dokumente gesprochen, unter anderem eines mit einem Roten Kreuz drauf, auf Grund deren er eine angemessene Entscheidung traf. (Den Inhalt der Entscheidung kann man schon mal verzeihen, zumal die ganze Sache vor seinem Amtsantritt geschah und er sich in den neuen Job auch erst mal einarbeiten muss.) Zwei Wochen später wieder zu Hause hat er nur noch ein Dokument vorgelegt bekommen. Es fehlte doch tatsächlich das Dokument mit dem roten Kreuz drauf! Wie unangemessen aber auch! Es geht auch gar nicht mehr darum, wer da wann etwas falsch gemacht haben könnte, sondern nur noch um den informellen Kollateralschaden.
Das Problem ist nur, dass Obristen, Generale und Ministerialbeamte nicht zurücktreten können. So was ist im Beamtenrecht überhaupt nicht vorgesehen. Sie müssen regelrecht gefeuert werden. Das regelrecht Feuern ist leider auch nicht seine Kernkompetenz: das hat nämlich formal ohne Begründung zu erfolgen! Deswegen durfte Minister Wörner damals auch zurücktreten.
Nun ist dieser Zug aber schon abgefahren. Deswegen also: „Zurücktreten!“ und „Vorsicht an der Bahnsteigkante!“