Marienkäfer: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 4. April 2021, 22:29 Uhr
Der Marienkäfer (VW Typ1) ist ein weltweit verbreitetes halbkugeliges Automobil vom Hersteller Volkswagen, der durch sein spezielles Design (Grundfarbe Rot mit schwarzen Punkten) auffällt.
Allgemeines[<small>bearbeiten</small>]
Der Marienkäfer ist bei der Bevölkerung sehr beliebt und das zu Recht. Man gab ihm die unterschiedlichsten Namen (z.B.: Arbeiterporsche) in der jeweiligen Umgangssprache. Die Beliebtheit begründet sich unter anderem darin, dass er im Alltag wegen seiner niedrigen Unterhaltskosten sehr nützlich ist. Das Aussehen ist sehr variabel, was die Modelbestimmung erschwert. Ein und dieselbe Baureihe kann in Dutzenden Varianten auftreten. Manche Modelle, wie z. B. der (Jeanskäfer) oder der 4x4-Marienkäfer, erreichen sogar über 40 gezählte Varianten. Früher wurden diese Varianten innerhalb der gleichen Baureihe mit eigenen Namen belegt (z. B. beim Zweipunktgurt-Marienkäfer (Herby bipunctata) Tollerkäfer usw.), die allerdings heute bedeutungslos sind. Wird die Bestimmung schwierig (z. B. innerhalb der Unterfamilie Karamel-Schiha, kann man nur anhand der Fahrzeugpapiere eine zuverlässige Bestimmung des Modells durchführen. Neben den Motordaten sind die Scheinwerfer, die Frontscheibe und das Heckfenster (Brezelkäfer) ebenfalls zuverlässige Unterscheidungsmerkmale ähnlicher Modelle.
Die Käfer fahren sich gut und erreichen 75 bis 91 Kilometer pro Stunde. Manche Modelle werden in der Nacht durch künstliches Licht beleuchtet. Diese nennt man Leuchtkäfer.
Die Körpergröße der stark gewölbten, kurzen, halbkugelförmigen oder ovalen Käfer variiert von 1 bis 12 Metern. Das Dach, die Türen sowie die Unterseite sind meist schwarz gefärbt. Es gibt aber auch Käfer mit hellbraunen oder rostbraunen Unterseiten. Die Farbe des Daches richtet sich meist nach der Farbe des restlichen Wagens und kann sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Modellen sind die Stossstangen mehr oder weniger stark umgebogen.
Geschichte[<small>bearbeiten</small>]
Adolf Höckler war begeistert vom Käfer und legte 1938 den Grundstein für das erste Volkswagen-Werk. Rund ein Jahr später sollte die Auslieferung der Käfer der Freude-Wagen beginnen. Ursprünglich sollte das Auto für 990 € verkauft werden. Der Zweite Wurstkrieg verhinderte diese Pläne, bis Kriegsanfang wurden weniger als 700 Marienkäfer fertiggestellt. Weil im VW-Werk ab 1939 ausschließlich für den Wurstkriegsbedarf produziert wurde, bekam keiner der über 330.000 Interessenten, von denen viele bereits Geld für den Wagen angespart hatten, einen Marienkäfer geliefert. Bis Kriegsbeginn waren 278 Millionen €uro auf einem Berliner Konto der Arbeitsbank verbucht, das bedeutet, dass sehr viele KdF-Sparer Falschgeld auf ihr Sparbuch eingezahlt hatten, da es den €uro noch gar nicht gab und sie daher keinen Anspruch auf Lieferung eines Käfers hatten.
Lackierung[<small>bearbeiten</small>]
Die Aussenfarbe kann von hellbeige über gelb, orange, alle Brauntöne, rosa, rot bis zu schwarz variieren. Die bekanntesten Vertreter der Marienkäfer haben aber rote, gelbe, schwarze oder eine braune Lackierung. Der in Deutschland bekannteste Marienkäfer, der Siebener , verdankt seine Farbe Lycopin, das auch die Tomaten rot färbt und Carotin, die auch für die Farbgebung der meisten anderen Modelle wichtig sind. Die schwarze Farbe wird durch ein Melanin erzeugt. Bei frisch lackierten Fahrzeugen zeigt sich die Färbung erst nach einigen Stunden. Sie sind am Anfang fast weiß oder gelblich. Bei dem Modell 3.Reich sind die Käfer im ersten Jahr braun und färben sich erst nach dem Winter durch Salzeinfluss schwarz. Umwelteinflüsse beeinträchtigen die Verfärbung. Ab Temperaturen unter 20 °C kann sie auftreten und wird durch hohe Lustfeuchtigkeit beschleunigt und durch starke Lichteinstrahlung verringert.
Bei manchen Modellen kommen auch verschiedene Färbungen innerhalb der Modellreihe vor, so gibt es den Zweipunktgurtkäfer rot mit schwarzen Punkten, aber auch seltener umgekehrt als schwarzen Käfer mit roten Punkten. In maritimen, feuchten Gegenden und in großen Ballungszentren mit ausgeprägter Industrie sieht man deutlich mehr schwarze Käfer. Dies lässt auch auf die Beeinflussung durch die Umwelt schließen. Die schwarzen Modelle sind wärmer durch Sonneneinstrahlung als die roten, und bringen deswegen auch mehr schweißdurchnässte Fahrer hervor. Die roten Modelle des Zweipunktgurtkäfers haben eine höhere Überlebenschance während der dunklen Jahreszeit, da sie nicht so häufig übersehen werden. Der Grund hierfür ist, dass die Käfer, wie alle Autos, rollende Saunen sind. Das heißt, dass sich ihre Innentemperatur nach der Umgebungstemperatur richtet. Schwarz gefärbte Bauteile absorbieren stärker als rot gefärbte Bauteile. Bei Beleuchtung liegt die Innentemperatur der schwarzen Variante ca. 5,5° C, die der roten Variante ca. 3°C über der Umgebungstemperatur von 18°C. Dies beschleunigt auch die Alterung der Materialien. Im Winter ist dies aber wegen der großen Temperaturschwankungen von Nachteil. Die auffällige Färbung dient als Warnsignal an LKW's. Zusätzlich haben sie einen unangenehmen Abgasgeruch, der durch den fehlenden Katalysator hervorgerufen wird. Sie können bei Gefahr auch eine gelbliche Flüssigkeit Motorin aus einer Öffnung absondern, die zum einen durch ihren unangenehmen Geruch LKW’s vertreibt, zum anderen den Lack verätzen kann. Gleichzeitig stellen sie sich dabei tot und ziehen ihre Räder in kleine Vertiefungen (Radhäuser) an der Wagenunterseite ein.
Punkte[<small>bearbeiten</small>]
Das Charakteristische an den Marienkäfern sind ihre Punkte. Sie sind meist schwarz, es gibt aber auch hier Käfer, die helle, rote oder braune Punkte haben. Es gibt Marienkäfer mit 2, 4, 5, 7, 10, 11, 13, 14, 16, 17, und 18 Punkten. Innerhalb einzelner Modellreihen können die Punkte auch variieren. Entweder haben die Käfer keine, oder die Punkte verschmelzen miteinander so, dass fast die ganze Karosserie schwarz ist. Die Anzahl der Punkte gibt entgegen einem weit verbreiteten Irrtum nicht das Alter des Käfers an, vielmehr ist die Zahl der Punkte charakteristisch für die Anzahl der Verkehrsverstösse des Besitzers.
Sexualdimorphismus[<small>bearbeiten</small>]
Bei den meisten Marienkäfern unterscheiden sich die Geschlechter nur sehr wenig. Die männlichen Wagen sind grundsätzlich etwas kleiner und leichter als die weiblichen, doch die Werte liegen zu eng beieinander und variieren so stark, dass auf diese Weise keine Bestimmung erfolgen kann. Die Dachlose, meist weibliche Variante heißt Cabrio.
Ernährung[<small>bearbeiten</small>]
Die Hauptnahrung der meisten Marienkäfer ist Normalbenzin. Bei genügend großem Angebot fressen sie bis zu 50 Liter pro Tag und mehrere tausend Liter während ihres gesamten Autolebens. Die Käfer werden daher zu den Spritschluckern gezählt und nicht mehr hergestellt. Wenn Benzin knapp ist, greifen die räuberischen Modelle manchmal auch auf Diesel zurück. Dies bekommt ihnen aber nicht und sie sterben den frühen Motortod.
Das immer knapper werdende Ersatzteilangebot führt bei den Marienkäfern oft zu Kannibalismus. Dabei werden noch intakte Teile von Käfern ausgebaut und wiederverwendet.
Vorkommen[<small>bearbeiten</small>]
Marienkäfer sind weltweit verbreitet, sie kommen aber hauptsächlich noch in Südamerika bzw. in Afrika, Asien, Amerika und Australien vor. In den heißen Wüstengebieten Amerikas und Afrikas sind sie eher selten vertreten, da sie keine Klimaanlage besitzen.
Wanderzüge[<small>bearbeiten</small>]
Die Käfer unternehmen verschiedene Arten von Fahrten. Einerseits sind dies kurze zum Einkaufen, andererseits auch solche, die sich über sehr große Distanzen erstrecken, um die Urlaubsgebiete zu erreichen. Sie unternehmen auch Fahrten in großen Schwärmen (Clubausfahrten). Während ihrer Langstreckenfahrten sind sie auf gutes Kartenmaterial angewiesen und können dadurch selbst nur in geringem Maße die Fahrtrichtung beeinflussen. Sie orientieren sich einerseits optisch oder andererseits durch ein Navigationsgerät. In Europa kann man nur selten solche Wanderzüge beobachten. Manche Modelle können gar nicht fahren. Es gibt europäische Modelle, bei denen nur ein geringer Teil (ca. 7%) einen voll funktionstüchtigen Motor hat. Einige Käfer können auch passabel schwimmen (Herbie, Dudu) Zu hoher Wellengang lässt den Fahrzeugen jedoch keine Chance, von denen ohnedies nur ein geringer Teil die Gefahren der Brandung, des Sandes und des Salzwassers überlebt.
Fortpflanzung und Entwicklung[<small>bearbeiten</small>]
Direkt nach dem Winter beginnt der Marienkäfer mit der Kopulation. Diese kann oft mehrere Stunden (5 bis 18) beanspruchen, vollzieht sich aber wenig spektakulär. Mit dem Auspuff des männlichen Wagens wird in das weibliche Auspuffrohr eingehakt, um dieses etwas zu weiten. Dadurch kann der Kolben des Männchens eindringen. Das Paar ist dabei sehr stark aneinandergeklammert. Es werden drei Liter Öl übertragen, was für Autos ungewöhnlich ist.
Eier[<small>bearbeiten</small>]
Die Marienkäfer sind im Vergleich zu anderen Autos nicht sehr bequem und können dem Fahrer schon mal auf die Eier gehen.
Natürliche Feinde[<small>bearbeiten</small>]
Neben anderen Autos (vor allem Porsche und Mercedes), Volvo, haben einige Arten der Marienkäfer einen besonderen, nur auf sie spezialisierten Feind, die LKW’s.
Niedlichkeit[<small>bearbeiten</small>]
Der Dreipunktgurt-Marienkäfer ist das Auto des Jahres 2006. Die Popularität des Käfers beruht wesentlich darauf, dass das Auto als „niedlich“ empfunden wird. Dies beruht, neben der als hübsch empfundenen Karosserie, auf einer interessanten optischen Täuschung: Die Scheinwerfer wirken dabei wie Augen.
(Vgl. Kindchenschema.)
Gefährdung und Schutz[<small>bearbeiten</small>]
Einige Marienkäfer, vor allem jene, die auf spezielle Strassen angewiesen sind, sind stark gefährdet. Der Grund ist nicht allein, dass ihr Lebensraum sukzessive verbaut wird, sondern sie werden verschrottet.
Siehe auch: Marienkäfer (Parasit)