Viertelgott
Das mit der Unsterblichkeit ist so eine Sache. Inzwischen gilt sie zwar als anerkannter Grund für die Abwesenheit beim eigenen Begräbnis, aber einem Neugott steht noch viel Papierkram bis zur offiziellen Zulassung bevor, denn der Platz dort oben ist knapp. Es kommt heute zwar nicht mehr vor, dass ein Neugott sich "Mars" nennen will. Trotzdem ist nicht jeder so geschickt bei der Namenswahl wie damals der grosse Huitzilopochtli.
Der Neugott Zwei-Pi näherte sich vorsichtig der Sphäre der Götter. Hunderte von vergessenen Fast-Götter wichen zur Seite. "Ha! Glaubst etwa, du könntest den großen Pi ablösen?", sprach einer. Neugott Zwei-Pi schubste ihn zur Seite. "Man nennt mich Zwei-Pi!" rief er verärgert und leicht verunsichert. Doch, Zwei-Pi. Mit der Zwei müsste es klappen. Tatsächlich: die Sphäre öffnete sich, und...
...und der kreisrunde Gott Zwei-Pi donnerte: "Es kann nicht zweimal Zwei-Pi geben. Niemand kommt zum Kreise denn durch mich." So sprach er, und schlug voller Zorn den Neugott mit seiner Sekante entzwei. Doch auch sein Halbbruder Pi zückte sofort die Gerade: "Auch nicht Halbkreisgott sollst du sein. Ich verdamme dich hiermit aus dieser Sphäre, Halb-Pi!"
Die Fast-Götter wichen ehrfürchtig zur Seite. Die meisten hatten ihre Wette verloren. "Wow, ein Viertelgott! Herzlich willkommen im Warteraum, Halb-Pi. Eines Tages wirst du vielleicht Pi ablösen", ermunterte ihn Ein-Hundertachtunzwanzigstel-Zeus. Doch Götter leben ewig, und die Ewigkeit dauert lange... besonders gegen Ende.
Das war die Legende von Halb-Pi, dem angeblich ersten der Viertelgötter. Die gängige Definiton des Viertelgottes lautet aber: Irgendein Kamel, das sich aufspielen will und von anderen Kamelen als Gott verehrt wird. Ein Viertelgott ist also eigentlich gar kein Gott, aber wenn sich jetzt einer frägt, wieso er dann Viertelgott heißt, dann weiß der Kuckuck bestimmt die Antwort.