Siedler von Catan
Siedler von Catan ist ein ironisches Würfelspiel, dass die Sinnlosigkeit menschlichen Tuns aufzeigt. Obwohl es in dem Spiel Wüsten gibt, interessiert sich niemand für den dortigen Sand oder die Oasen. Statt soliden Sandburgen oder gar ordentlichen Pyramiden bauen die Spieler Gebäude mit absurden Formen – je fortgeschrittener das Gebäude, desto verrückter.
Ungeachtet dessen, dass weder oberhalb noch unterhalb der Spielfläche irgendwelche Bretter angebracht wären oder dass selbige innerhalb des Spielverlaufs oder der Spielstrategie eine Bedeutung hätten, wird es manchmal auch als Brettspiel bezeichnet. Damit kann folglich nur das Brett vorm Kopf gemeint sein, was zu den vernagelten sinnbefreiten Taten verleitet. Das somit also bedenkliche und außerdem abhängig machende Spiel wurde bereits vor einiger Zeit vom s.g. Spieltisch auf eine andere Plattform portiert, dem „Real Life“, wo es sich in monetär wie ästhetisch bedenklichen leerstehenden Büro-Hochhauskomplexen, Elb-Philharmonien, BERs oder anderen Ausgeburten manifestiert.
Dennoch haben laut Sigrun Freud die fragilen Phallussymbole auch einen positiven, einen transformierenden Sinn: Urmännliche Kastrations- und Versagensängste werden in eindrucksvoller beklemmender Weise sichtbar und für alle nacherfahrbar gemacht, selbst für die Frauen, diese Vamps, diese Sexbestien, die sonst immer bloß krittelnd dastehen, kichern und «Ach wie süüüüß!» kreischen, wenn Willi wieder bloß Ringelwurm spielt. Diese überdimensionalen, sinnbefreiten Monumente aber lösen selbst diese Grenze zwischen den Geschlechtern auf: Das kollektive Ertragen besagter Beklemmungszustände macht beide gleich: eine fast religiöse, auf gewisse Weise kathartische – eben eine catanische – Erfahrung, in der Mann und Frau, Yin und Yang, Feuer und Wasser, Licht und Schatten, Tag und Nacht endlich vereint sind, ja sein dürfen und sollen.