Der Auszug aus Europa

Das Volk der Briten darbt und klagt, ach Herr sieh auf uns herab! Wir sind die Unterdrückten der EU! Sie wollen uns den Inch und den Zoll verbieten, die Grenzen und die Arbeitsplätze nehmen, und im Sport haben wir keine Erfolge mehr seit Jahrzehnten. Sie fischen unsere Fische, verwirren unsere Intellektuellen, bezirzen unsere Jugend und erheben uns die erdrückende Steuerlast. Wir sind die Unterdrückten der EU! Erhöre unser Flehen und befreie uns von unserer Last, führe uns aus dem Land der Europäer!

Häh? Seid ihr nicht diese kahtoli ..., ne die jüdisch..., ne Moment mal, IHR SEID DOCH DIESE ANGLIKANER, oder?

Ja Herr, die sind wir. Die die ganze Welt beherrschten, die die ganze Welt kolonisierten, die die Irland spalteten nur mit unserer steifen Oberlippe bewaffnet und Indien besetzten und grosse Teile Afrikas unterjochten und alles kurz und klein schlugen und damals auch die neue Welt besiedelten. Aber dann warfen diese Barbaren den ganzen Tee ins Wasser und von da an ging es bergab. Wir sind doch die Guten! Deine Briten, erhöre uns und führe uns aus der Unterdrückung, Herr!

Ah so, ihr seid das. Ich erinnere mich. Die von dieser nebeligen Insel. Das war ja dortmals auch eine Qual bis wir euch hatten, ihr widerborstig Volk mit eurem Avalon und komischen keltischen Bräuchen. Und ihr hatten tatsächlich mal Erfolg im Sport? Wann soll das denn gewesen sein, um Gottes Willen?

Oh Herr, damals als bei uns Zuhause auf der Insel, dem Mutterland des Fußballs, die Weltmeisterschaft ausgetragen wurde, Anno 66, im letzten Jahrhundert! Uns beneidet man heute noch um ein Tor, das diese Hunnen anzweifelten, doch Hurst hat denen was gehustet und noch heute erzählen die Unseren vom Wembley-Tor und den Neid dieser Hunnen! Wir waren mal Weltmeister, Herr! Wir waren mal die erfolgreiche Nation!

Ahhhh, mir dämmert es. Ich kenne dieses Spiel noch, da hatte ich ja zufällig auch Dienst [1]. Aber soweit ich mich erinnere hatte ich das Tor nur gegeben, um den Hunnen eins auszuwischen, das war der Grund, nicht eure Überheb ... Überlegenheit. Aber was solls. Bei eurem Gejammere hier kann man ja Mitleid bekommen. Und ihr wollt also raus aus der EU? Warum denn?

Weil wir unterdrückt werden, Herr. Wir haben das Pfund - sie das Kilo, wir haben den Zoll - sie den Meter, wir haben Küsten - sie haben Grenzen. Ausserdem müssen unsere Kutscher, wirklich alle von unserer Insel, wenn sie aufs Festland fahren, auf der rechten Strassenseite fahren. Diese Schufte zwingen uns, sobald wir das Festland erreichen, gegen unseren Willen statt links einfach rechts zu fahren. So kleinlich sind ihre Gesetze und wir passen ja nicht wirklich zu diesen Froschfressern. Stell dir mal vor Herr, auf dem Kontinent da haben die Käse da leben Maden [2] drin! In Frankreich essen sie Frösche [3] und in ihren Puddings [4] ist kein Stück Fleisch drin! Sie tun nicht mal Fischblase ins Bier auf dem Kontinent, das ist doch keinerlei Ess-Kultur!

Hmpf! Ich verstehe schon langsam euer Anliegen. Da passt ja gar nichts zusammen.

Ja Herr, wir haben unsere Fisch und Chips. Sogar mit Essig! Fettigen Speck und cholesterinhaltige Eierspeisen und Bohnen und Worcestersauce zum Frühstück. Dann wieder Fisch und Chips und zum Abendessen Schaf mit Minzsoße oder gehacktes Allerlei mit Brei und Soße, mit oder ohne Geschmack. Unsere Vorfahren haben gekocht, da wollte unsere damalige Jugend nur noch auf das offene Meer und Land unterjochen und fremde Länder und Speisen kennen lernen! Das hatte alles sein Gutes, damals. Und wenn wir wieder so werden, dann könnten wir wieder unbekannte Länder unterjochen und dann könnten wir raus aus der FIFA und mit Indien, Somalia und dem Kongo eine eigene Weltliga eröffnen und wir würden es ihnen wieder zeigen, wer hier den Fußball spielt, den man bei uns Zuhause auf der Insel sehen möchte! Ach Herr, erhöre unsere Bitten!

Habt keine Furcht, ich verstehe euer Flehen. Ihr passt nicht dazu, zu den Weisen und Bedächtigen, zu den Dichtern und Denkern, zu den friedliebenden Leuten auf dem Kontinent. Ich führe euch aus dem Land der Europäer und setze euren Führer, David den Zauderer ab und verwirre euren Geist. Dann schicke ich euch drei Ätzengel: Nigel den Schreihals, den dicken dummen Boris und Theresa die Stalksende. Auf die werdet ihr hören auch wenn sie nur lügen, jaulen und Dampf absondern. Sie führen euch raus aus der EU, euer Wunsch soll sich erfüllen. Ihr wollt Zoll, euch sei geholfen, ihr bekommt Zölle! Ihr wollt kein Kilo sondern Pfund, so sei es, euer Geld ist nur noch die Hälfte wert, sowie das Pfund aufs Kilo. Ihr wollt euer Geld nicht teilen, sondern euer marodes Gesundheitsystem erhalten? So sei es, Wut und Zähneklappern sei euch beschert! Hab ich was vergessen, denn ich muss jetzt los? Macht's gut und passt auf euch auf und achtet in Zukunft darauf was ihr euch wünscht, sonst könnte es in Erfüllung gehen. Für Erfolg kann ich nicht garantieren, dafür müsst ihr wieder Halsstarrig sein. It may or may be not ....

Mit diesen letzten Worten kam er immer näher, langsam, es ward bedrohlich. Er kam so nah dass er mit seiner riesigen Nase ins Gesicht stach. Davon erwachte Theresa schweissgebadet. Sie pumpte Luft in die Lunge. Pah, pah, pah. Als ihr Puls ein erträgliches Maß erreichte, schwang sie sich aus dem Bett, bekleidete sich und stalkste in Flamingomanier stracks zu David dem Zauderer, öffnete seine Schlafzimmertüre und flüsterte dem noch Schlafenden ins Ohr, wie gut es wäre wenn man eine Volksbefragung machen würde, mit dem Ziel die Briten über den Verbleib in der EU abzustimmen. Oh Kamele dieser Welt, seht auf dieses Volk!