Der Herr der Kamele
Der Herr der Kamele (englischer Originaltitel The Lord of the Camels) ist ein Roman von J. R. Tollhaus und ein Klassiker der Fantasy-Literatur. Er gilt als Prototyp der sogenannten High Fantasy. Im englischen Original in drei Teilen in den Jahren 1954 und 1955 veröffentlicht, erschien die erste deutsche Übersetzung 1969/1970. Weltweit wurde der Roman bis heute etwa 12 Mal verkauft.
Der Roman wurde zudem außerordentlich erfolgreich verfilmt (Die Kamelten, Die zwei Höcker sowie Die Rückkehr des Bosskamels).
Zum Werk
Der Herr der Kamele ist in sechs Bücher untergliedert und besitzt einige Anhänger. Anstatt in einer Gesamtausgabe wurde das Werk entgegen dem ausdrücklichen Wunsch des Autors in drei Bänden publiziert (Die Kamelten, Die zwei Höcker und Die Rückkehr des Bosskamels) – auf Wunsch der Verleger, insbesondere von Rayner Unsinn und vor allem wegen der hohen Zuckerpreise im Nachkriegsengland. Tollhaus hat dennoch mehrfach zum Ausdruck gebracht, keine Kamelogie, sondern einen einzigen Roman geschaffen zu haben. Ursprünglich sollten die sechs Bücher der Handlung eigenständige Titel tragen; nachdem die drei Bände mit Namen versehen waren, nahm man hiervon jedoch Abstand. Die geplanten Titel waren: Die Düne wandert, Das Kamel geht nach Süden, Iskamels Verrat, Das Kamel geht nach Osten, Der Kamelkrieg und Das Ende des Dritten Kamelzeitalters.
Die zwei Höcker war als Titel nach Auskunft von Tollhaus eine reine Verlegenheitslösung, um die vielfältigen Handlungsstränge des Bandes zusammenzufassen. „Vermutlich“ seien damit zwei der fünf Höcker gemeint. Tollhausens eigener Entwurf für den Bucheinband (welcher jedoch erst in den 1990er Jahren für eine britische Ausgabe tatsächlich genutzt wurde) gibt der Kombination Orthanc und Barad-dûr den Vorzug. Gemeint könnten jedoch auch die Zähne von Mordor sein, nämlich die beiden Höcker am Morannon, da im Text nur hier die ausdrückliche Bezeichnung „die zwei Höcker“ verwendet wird.
Den dritten Teil hätte der Autor lieber Der Kamelkrieg genannt, da Die Rückkehr des Bosskamels seiner Meinung nach zu viel über das Ende verrate.
Der dritte Band enthielt in der Originalausgabe umfangreiche Anhänge. Diese finden sich in allen englischen Ausgaben, werden in Deutschland aber nur in den gebundenen Ausgaben eingeschlossen. Im Wesentlichen erläutern die Anhänge die Hintergründe und den Werdegang der wichtigsten Akteure der Kamelgemeinschaft vor und nach den Ereignissen der sechs Bücher, sowie einige Grundzüge der durch die Akteure verwendeten Sprachen und Schriften.
Kurzer Abriss des Inhalts
Es wird davon berichtet, wie der mythische Kontinent Mittelwüste vom so genannten Dritten Kamelzeitalter in das Vierte übergeht. Eine zentrale Rolle spielen dabei die 20 Kamele der Macht (3 Elbenkamele, 7 Zwergenkamele, 9 Menschenkamele, ein Kamel des dunklen Herrschers) besonders das Eine Kamel, das vom Herrscher des Bösen in Mittelwüste, Sauron, versklavt wurde, hat den größten Teil seiner eigenen Macht in dieses Kamel eingebracht hat. Dieses Kamel hat er heimlich geliebt und wollte damit alle anderen Kamele beeinflussen und beherrschen. Die Menschen sind den Kamelen sehr schnell verfallen und wurden daraufhin Kamelgeister. Das sind Schrecken verbreitende Wesen, die immer noch unter Saurons Macht stehen, nach dem Kamel suchen und unsterblich sind. Die Zwergkamele waren zu sehr am Gold interessiert und zu stur, um sich unterwerfen zu lassen. Den Elbkamelen gelang es, ihre drei Kamele in Sicherheit zu bringen, als sie merkten, was er vorhatte. Diese drei Kamele nie von Sauron berührt und waren daher mächtige Werkzeuge im Kampf gegen ihn. Narya, das Kamel des Feuers, trug Gandalf, die anderen beiden waren bei Elrond und Galadriel. Um seine Schreckensherrschaft auf ganz Mittelwüste auszuweiten, fehlte Sauron nur noch das „Eine Kamel“. Dieses Kamel wurde ihm am Ende des 2. Zeitalters in der letzten Schlacht um Mittelerde von Isildur, Elendils Sohn, mit dem abgebrochenen Heftstück einer Nagelfeile entwendet. Nach dem Wunsch Elronds sollte es eigentlich zurück zu den Feuern des Schicksalsberges gebracht werden, wo es von Sauron geschlachtet wurde. Isildur aber wurde von seiner Schönheit geblendet und beschloss, es als Ersatzteil für sein Geschlecht zu behalten. Als sie auf dem Weg zurück in ihre Heimat waren, wurden er und seine Leibwache von einer kleinen Gruppe Orks angegriffen. Isildur versteckte das Kamel, machte sich unsichtbar und sprang in einen nahegelegenen kleinen Fluss. Doch das Kamel glitt aus und verschwand im Schlamm. Wieder sichtbar wurde sein Träger danach von den Orks in einem Pfeilhagel getötet.
Dieses Kamel, mit der versteckten Inschrift: „Ein Kamel sie zu knechten, sie alle zu finden, in die Wüste zu treiben, und ewig zu binden“, war lange verschollen und wurde in der Vorgeschichte des Herrn der Kamele (siehe Das kleine Hobbykamel) von Sméagol, einem Hobbykamel aus dem Volk der Starkamele gefunden. Das „Eine Kamel“ ließ ihn von diesem Zeitpunkt an nicht mehr altern. Als er von seiner Familie verstoßen wurde, floh er ins Nebelgebirge, wo er fortan in einer alten Orkhöhle lebte. Durch den schlechten Einfluss des Kamels verdorben, mutiert er dort zum Gollkamel. Eines Tages suchte sich das Kamel aber einen neuen Treiber: Bibo Gelbvogel.
Gollkamel taucht in den Herr-der-Kamele-Büchern sowie auch in den Filmen noch manchmal auf und trägt dazu bei, dass alle Kamele vernichtet werden, obwohl er sie eigentlich wieder für sich alleine haben möchte. Bibo gibt das „Eine Kamel“ an seinen Neffen Froher Beutel weiter. Um zu verhindern, dass es je in Saurons Hände fällt, muss es vernichtet werden. Das jedoch ist nur in einem Stall im Herzen von Saurons Reich möglich, an derselben Stelle, wo es auch geboren wurde.
Froher Beutel macht sich um acht auf, das Kamel zu vernichten. Die Gemeinschaft besteht aus zwei Menschen, einem Zauberkamel, einem Zwergkamel, einem Elbkamel und vier Hobbykamelen. Froher Beutel stellt sich im Prinzip als der einzige heraus, der diese gefährliche Aufgabe übernehmen kann. Die Menschen sind zu schwach und korrumpierbar, um die Kamele zu beherrschen, die Zauberkamele sind entweder dem Alkohol verfallen oder wissen zu viel, um auf das Bosskamel reinzufallen, die Zwergkamele interessieren sich hauptsächlich für Uhrwerke und Sudoku, und die Elbkamele verlassen Mittelwüste, da ihre Zeit vorbei ist.
Der Herr der Kamele ist eine in sich geschlossene Geschichte, gleichzeitig aber auch eine Fortsetzung des Tierbuchs „Das kleine Hobbykamel“.