Reim
Version vom 15. September 2004, 10:52 Uhr von Maliomero (Diskussion | Beiträge)
Reim ist ein Wort, das sich nicht reimt. Ausser vielleicht auf Keim oder Schleim. Bloß: wer will damit schon reimen?
Reime sind wichtiger Inhaltsstoff von Liedern (auch den liederlichen) und Gedichten. Jedenfalls bis ungefähr 1900. Um diese Zeit herum spaltete sich die Intelligenzia vom Poesie-Pop ab um fürderhin reimfreie Freiheit vom Reim zu zelebrieren. Interessanterweise war dies auch die Zeit der ersten Beinfreiheit an Europas Stränden, das reimt sich aber auch nicht. Zur Not könnte man noch die auch damals aufkeimende Keimfreiheit in den Hospitälern mit diesem Befreiungsphänomen in Verbindung bringen. Erste Versuche, sich des Reimens zu enthalten, wenn es poetisch wurde, schlugen kläglich fehl:
Was ich sagen will und singen kann Das geht keinen wirklich etwas An. Drum hört, ihr Leute meine Klage Reimen kommt mir wirklich nicht mehr in die Frage. Vielleicht ist's doch eher eine Rüge Nein! stimmt nicht, das ist eine Lüge. Es handelt sich um ein Fanal Jetzt bin ich auf der sich'ren Seite Darauf reimt sich echt garnix. Soweit ich das jetzt überblicke.
Und die Kritik darauf:
Ein Reim zu finden auf "Fanal", Mein lieber Herr, das ist Banal, Das könnte sein ein Ziteraal, Doch ist vermeidlich starke Qual des Stromschlags dieses eine Mal. Die Reime gilt zu vermeiden, doch dafür muss der Dichter leiden! Klein ist die Zahl der sicheren Worte Selbst hier reimt sich noch "Sahnetorte". Doch ein Geheimtipp, meinetwegen ein solch abstossend Ding, Da reimt sich wirklich nichts dagegen es ist der Mensch.