Krassizismus
Krassizismus bezeichnet die kunstgeschichtliche Epoche etwa zwischen 1770 und 1840. Der Krassizismus löste den Barock ab und simplifiziert ikonografisch die Symbiose aus Mann und Frau und ist in seiner Facettenhaftigkeit ferner Ausdruck der Zweigeschlechtlichkeit und des bloßen, unbekleideten Daseins.
Der dem Krassizismus zugrunde gelegte Schöpfungsgedanke einigt das Alogische inmitten fleischlicher Schönheitsideale und setzt den Trend in Richtung natura artificiosa. In diesem Widerspruch verdichten sich quer durch Malerei und Architektur die unterschiedlichsten Prototypen manieristischer Schemenhaftigkeit als in ihrem Wesen rational nicht fassbar.
Der Widersinn des Krassizismus entspricht in etwa dem Verhältnis aus Fleisch und Geist (Fleisch-Geist-Dualismus) und inspirierte seit jeher eine Reihe von Bildhauern und Porträtmalern. Der Werkcharakter inmitten der Dinghaftigkeit des Sujekts und des äußeren Verfalls seiner Protagonisten umfasst gleichwohl die hohen Tugenden der klassischen Antike als auch die Tragik des rohen, unverblümten Lebens, die Amoral sowie die naturgeschaffene Verwestheit von faulendem Fleisch.
In der Literatur schlägt sich der Krassizismus in seiner verbalen Plastizität, in seiner geistigen Elastizität und in seiner vollkommenen Perplexität nieder. Die Metapher ist nicht mehr nur Bild, sondern schließt das Naturschöne und das Groteske im Werk mit ein:
"Trinke zuerst die Sterne, dann grunze im Sumpf. So wird der Sumpf etwas von den Sternen annehmen und die hohen Sterne werden nach Sumpf duften
Im Gegensatz zum Hysterismus überzeichnet der Krassizismus durch seinen programmatischen Schwerpunkt auf die antike Kunstrezeption zudem die frühere Konzeption des In-sich-Stehens und verlagert das einstige Gleichgewicht auf die Eigendynamik des Werkschaffenden in einem hysterischen Anfall psychotischen Erlebens.