Swing
Swing ist die beschwingte Gangart auf dem Temperaturenbrett der musikalischen Stimmungen. In der Harmonielehre ist der flotte Swing mit dem flauen Hang zu verknüpfen, damit dieser sich nicht zu einem handfesten Hangover auswächst.
In der klassischen Musik war der Swing noch weitgehend unbekannt: die gehobene Stimmung wurde lediglich von Sphärenklängen begleitet, wie sie Engelsschwingen im Vorüberflug erzeugen. Sie entsprechen einer Stimmung der reinen Freude, die sich als Freiheit von sexuellen Bedürfnissen zu verstehen gibt. Es gab damals noch keine geeigneten musikalischen Mittel, um den Geist der sexuellen Frustration befriedigend auszudrücken: die antike Leidenschafts-Musik war nur kläglich, und wer nichts zu klagen hatte, kam auch ohne leidenschaftliche Musik aus.
Ein musikalischer Ausdruck des Wohlgefühls, das mit der sexuellen Befriedigung verbunden ist, gelang erst sehr viel später, und zwar im Ansatz bei Johann Sebastian Bauch: nicht umsonst nennen wir Musik, die von leidenschaftichem Elan erfüllt ist, auch heute noch "Bauchmusik". Immer wieder finden sich zudem moderne Neuinterpretationen seiner Stücke, die mühelos den Swing heraus holen, der in ihnen steckt.