Kamelobooks:Ölkrise/00001000

aus Kamelobooks, der wüsten Bibliothek
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Kapitel 00001000

Der Major sah Heinz-Dieter durchdringend an und fragte ihn ganz beiläufig: "Willst du berühmt werden?" "Ich? Ja, wieso nicht?" "Einen guten Job haben?" "Ja!" "Viel Geld verdienen?" "Ja!" "Dann hör mir zu! Aber schlaf erst ein!" "Einschlafen?" "Ja!" Heinz-Dieter legte sich auf den modrigen Boden der Zentralpyramide, schloss die Augen und versank in einem tiefen Schlaf. Der Major rief laut: "Computer!" Eine Kartonschachtel mit siebenhundert Truthähnen erschien. "Programmier diesem Mann folgendes in sein Unterbewusstsein: Ich befinde mich vor Kamelopatras Büro. Ich werde hineingehen und ein bisschen mit der Chefin schäkern wollen. Bevor ich dazu kommen werde, wird mir meine Tasche ins Zimmer gebracht werden. Ich werde mir eine Ausrede dafür einfallen lassen und dann mit dem Schäkern beginnen. Nach einer Weile werde ich Kamelopatra niederschlagen und folgende Nummer anrufen: 00-361-9-475-094-78. Ich werde mich von der Frau, die kurz nach meinem Anruf eintreffen wird, gehorsamst umbringen lassen." Während der Computer Heinz-Dieters Unterbewusstsein umkrempelte, entfernte sich der Major und drückte auf einen Knopf. Heinz-Dieter wurde nach oben katapultiert, direkt vors Büro von Kamelopatra (und das genau dann, als die Programmierung beendet war! Atlantische Genauigkeit!). Dort wachte er auf und fühlte sich sehr komisch. Plötzlich rempelte ihn ein Buchhalter an.

Der Major, der diesen Zusammenstoß auf seinem Monitor beobachtet hatte, zuckte zusammen. Hier war ganz klar etwas nicht ganz nach Plan gelaufen. Der Buchhalter hätte eigentlich die Tasche im Fundbüro abliefern sollen, das dann die Hieroglyphenzeitung gefunden hätte und die Tasche deshalb sofort zu Kamelopatra gebracht hätte, nachdem Heinz-Dieter gerade eingetreten war. Auf keinen Fall hätte der Buchhalter jedoch hier oben auftauchen sollen. Ob er doch etwas übersehen hatte? Aber er hatte doch beim Buchhalter einen Gedächtnisscan gemacht, ohne etwas auffälliges zu entdecken. Was jetzt folgte, bestätigte seinen Verdacht: Sein Überwachungsmonitor wurde plötzlich blau, und eine Reihe unsinniger weißer Zeichen erschien auf seinem Bildschirm, gefolgt von der Meldung, ein schwerer Ausnahmefehler sei aufgetreten und das System würde deshalb angehalten. Dabei sollte sein Überwachungssystem vollständig ausfallsicher sein! Jetzt blieb nichts weiter übrig, als das System neu zu starten, ein Vorgang, der knapp drei Minuten dauerte. Als endlich wieder ein Bild auf seinem Monitor erschien, war weder von Heinz-Dieter, noch vom Buchhalter die geringste Spur zu entdecken. Umgehend erstattete er dem Großen Gasförmigen, der sich während des Neustarts offenbar zeitweilig entfernt hatte (obwohl man sich da ja nie ganz sicher sein konnte, da man ihn ja nicht sah), Bericht.

WESHALB BIST DU ZU MIR GEKOMMEN?
Es gab Probleme.
DU SAGST, ES GAB PROBLEME?
Ja.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Der Buchhalter hat sich nicht so verhalten, wie er sollte.
WARUM GLAUBST DU HAT SICH DER BUCHHALTER NICHT SO VERHALTEN, WIE ER SOLLTE?
Ich habe keine Ahnung.
WARUM HAST DU KEINE AHNUNG?
Ich habe ihn vorher geprüft und absolut korrekt unterbewußt programmiert.
DU HAST IHN ALSO ABSOLUT KORREKT UNTERBEWUSST PROGRAMMIERT.
Ja.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Ich habe das Programm mehrfach überprüft.
WARUM HAST DU DAS PROGRAMM MEHRFACH ÜBERPRÜFT?
Um ganz sicher zu gehen. (Au weh, das war wohl ein Fehler gewesen. Jetzt glaubte der GG offenbar, dass er dauernd Fehler machte, und deshalb mehrfache Überprüfungen brauchte.)
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS ES PROBLEME GAB?
Nein.
WARUM NICHT?
Weil ich sicher bin, dass die Programmierung keine Fehler hatte.
DIE PROGRAMMIERUNG HATTE ALSO FEHLER?
Nein, ich sagte, dass sie keine Fehler hatte. (Solche Spielchen liebte der GG.)
VORHIN SAGTEST DU, DASS DER BUCHHALTER SICH NICHT SO VERHALTEN HAT, WIE ER SOLLTE?
Ja. (Puh, nochmal Glück gehabt, jetzt ging es wieder zur Sache statt über seine Kompetenz.)
BIST DU SICHER, DASS ES SO IST?
Ja. (Worauf wollte er jetzt hinaus?)
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS DIE PROGRAMMIERUNG FEHLER HATTE?
Nein, äh ... ich meine, die Programmierung hatte keine Fehler. (Hinterhältige Fangfrage!)
VORHIN SAGTEST DU, DASS DU IHN ABSOLUT KORREKT UNTERBEWUSSE PROGRAMMIERT HAST?
Ja. (Endlich hat er es geschluckt. Das ist ja nochmal gutgegangen!)
ERZÄHLE MIR MEHR.
Der Buchhalter ist trotzdem vor Kamelopatras Büro aufgetaucht.
DU MEINST ALSO, DASS DER BUCHHALTER TROTZDEM VOR KAMELOPATRAS BÜRO AUFGETAUCHT IST.
Ja.
WARUM GLAUBST DU, DASS DER BUCHHALTER VOR KAMELOPATRAS BÜRO AUFGETAUCHT IST?
Ich habe es auf dem Überwachungsmonitor gesehen. (Worauf wollte der GG jetzt wieder hinaus?)
DA HAST ES ALSO AUF DEM ÜBERWACHUNGSMONITOR GESEHEN.
Ja. Aber dann ist der Monitor ausgefallen.
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS SICH DER BUCHHALTER NICHT SO VERHALTEN HAT, WIE ER SOLLTE?
Ich vermute es.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Als das Bild wieder da war, waren der Buchhalter und Heinz-Dieter wie vom Erdboden verschluckt.
WARUM SAGST DU, DASS DER BUCHHALTER UND HEINZ-DIETER WIE VOM ERDBODEN VERSCHLUCKT WAREN?
Sie waren auf keinem Überwachungsmonitor mehr zu sehen.
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS DIE PROGRAMMIERUNG FEHLER HATTE?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. (Da hätte er aber auch selbst drauf kommen können! Schließlich konnten die beiden ja nicht so plötzlich aus der Pyramide verschwinden, also hatte wohl jemand gezielt einen Fehler ins System eingebaut.)
WARUM HAST DU DARÜBER NOCH NICHT NACHGEDACHT?
Tut mir leid. Ich werde umgehend dieser Frage nachgehen. Auf Wiedersehen.
AUF WIEDERSEHEN. ICH WERDE DIR DIE RECHNUNG ZUSCHICKEN.

Der Major grübelte: Was hatte der Große Gasförmige nur mit diesem letzten Satz gemeint? Aber jetzt war er erst einmal froh, das Gespräch überstanden zu haben, und ging gleich an die Untersuchung der Überwachungsanlage.


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