Fischacker
Fischacker, der … ist die Miniaturausgabe der Nordsee und ist somit das eigentliche Fischfanggebiet der Süddeutschen, von Laien fälschlich auch als Fischteich bezeichnet. Nun muss man vorweg folgendes wissen: Die Norddeutschen, sprich die Fischköppe (kurz Fischer), sind vom lieben Gott ziemlich verwöhnt worden, brauchen SIE sich nur einen Kutter zu schnappen, fahren auf die Nordsee oder den kleinen Ostsee und fangen die Fische die da so herumschwimmen und müssen sich nicht mühselig mit der Aufzucht derselben befassen. Den Bayern ist das so nicht vergönnt, weil es an den besagten größeren Gewässern fehlt. Aber findig sind die Seppl ja auch und so schulten einige mehr oder minder brotlose Landwirte um und wurden Fischbauern – sind also Leute die Fisch sähen und ernten müssen.
wikipage=Fisch tooltip=Angeln verboten, bitte die Maus an einer anderen Stelle positionieren, die Fische könnten sich gestört fühlen! img_src=Bild:Fischacker.jpg img_width=100%
</linkedimage>Ackerarten / Bewirtschaftung / Fischarten
Jetzt kommen wir zum Eingemachten und zu dem was den gemeinen Fischbauern vom Fischkopp trennt. Exemplarisch dafür ist das zuvor gezeigte Bild. Hier sehen wir links und rechts des Weges je einen Fischacker. Der rechte Acker ist gerade überflutet, dort werden in der aktuellen Saison die Schwimmfische gehalten. Die werden von den Fischbauern im Früjahr einfach so da hineingeworfen (gesäht), sind dann noch ganz klein und putzig und können dort bis zum Herbst prächtig heranwachsen. Deshalb gibt es hier auch nur Fisch der Saison. Auch auf die Deiche wollten die Bayern nicht verzichten. Somit dienen die umliegenden Wiesen und Wälder als Wegschwimmschutz, damit die Viecher nicht abhauen, so wie die Fische dass an der Küste machen, wenn man ihnen zu sehr an die Kiemen will.
Links sehen wir einen echten – eher klassischen Fischacker – der in der diesjährige Fruchtfolge nicht unter Wasser steht. Hier werden in der aktuellen Saison vornehmlich die Trockenfische angebaut. Hierbei handelt es sich üblicherweise um Steckfische, die jetzt noch nicht zu sehen sind, weil die gerade erst gepflanzt worden sind. Der Besatz rekrutiert sich dann zumeist aus Steck-, Stock- und Silberfischen, die bis zum Abschluss der Saison auch prächtig gedeihen werden. Auf den Anbau von Raubfischen wird in Ostbayern gänzlich verzichtet, da nach Wegfall der Grenzkontrollen zu Tschechien genügend von dort nach Bayern hereinschwappen. Nur in seltenen Fällen werden Stinkfische Produziert, meist aus Versehen, wenn mal wieder eine Kiste voll Fisch stehen geblieben ist. Eine hiesige Spezialität ist allerdings der Anbau von Glotzfischen, eine echte Fischbaukunst, die weltweit einmalig ist. Bei fehlerhafter Behandlung und Aufzucht von Glotzfischen können diese schnell schon mal zu Blindfischen werden und die sind dann nicht mehr zu verkaufen.
Ausbildung und Beruf
Die Mehrfelderwirtschaft hat natürlich Tradition. So haben die Bauern bereits in der Schule gelernt, dass man die Fruchtfolgen einhalten muss, weil sonst der Boden (Fischacker) ermattet und ggf. unfruchtbar wird. Im nächsten Jahr ist es dann genau das umgekehrte Bild. Manchen Bauern bereitet der jährliche Feldertausch großes Kopfzerbrechen, sind diese doch eingedenk der hier vorherrschenden kleinbäuerlichen Struktur nicht auf derart umfangreiche Erdarbeiten eingerichtet. In der Schule wird den Fischwirten allerdings auch beigebracht wie die Mehrfelderwirtschaft ohne große Erdarbeiten bewerkstelligt werden kann.
Fischernte
Die Ernte im Herbst ist aber im Gegensatz zum Fischfang an der Küste verhältnismäßig einfach und entschädigt die Bauern für die viele Mühe, die die Fische während der Aufzuchtphase machen. Den Schwimmfischen, rechts im Bild, wird einfach der Stöpsel aus der Wanne dem Acker gezogen und sie werden hernach von den Bauern (auf)gelesen und der Fischteich ist dann gleichsam wieder der Fischacker für die nächste Saison. In Schwaben ist es Vorschrift, dass mit dem abfließenden Wasser ein anderer Acker zu fluten ist. In Bayern wird dies noch nicht so restriktiv gehandhabt, hier ist man schnell mal mit kostspieligem Frischwasser bei der Hand.
Bei dem links gezeigten Fischacker ist es ähnlich mühelos. Wurden Schwertfische angebaut, so rückt man diesen im Herbst mit entsprechendem Rodungsgerät zu Leibe (Kartoffel und Rübenroder sind die bevorzugten Mittel der Wahl). Handelte es sich um Leichtfische, so wird der Acker einfach geflutet, die Ernte schwimmt auf und kann ganz bequem mit dem Kescher abgefangen werden. Nur bei einer Mischsaat muss der Bauer alles von Hand erledigen, weshalb sich die meisten Fischbauern auch hier auf industrielle Monokulturen verlegt haben.
Fischbauern versus Fischköppe
Der größte Vorteil der Fischbauern liegt allerdings in der Planungssicherheit. Sie wissen was auf ihrem Fischacker gedeiht, während der Küstenfischer schon mal mit leeren Händen von der hohen See zurückkommt. Nur bei den Dickfischen sind sie im Nachteil, so ein Wal passt stellenweise nicht auf die hier üblichen Fischäcker.
Siehe vielleicht: Fischstäbchen | Fischerei