Läufer
Zunächst bedarf es eines Käufers. Der schleppt das flache, leblose Teil dann nach Hause.
Wird er nicht getragen, der Läufer, läuft nix. Gar nix.
Ja, wer knüpft denn liebevoll das Teil?
Die Käufer dieser bunten Exoten sind meist kinderliebe Menschen. Denn Verantwortlich für seine Entstehung sind geschickte Kinderhände, irgendwo in einem indischen Hinterhof, die in filigranster Handarbeit, dank liebvoll dosierter Peitschenhiebe und in durchaus akzeptablen 20 Stunden Arbeit am Stück das Teil knüpfen.
Und Zuhause?
Zuhaus angekommen, wird der Läufer, der eigentlich ein Lieger oder "An der Wandhänger" oder im besten Falle ein "Drüberlaufer" ist, ausgelegt oder aufgehangen.
Und da hängt oder liegt er dann erstmal rum. Das wars dann aber auch.
Muß er wirklich verprügelt werden?
Ab und an wird er, wie sein Schöpfer, so richtig durchgeprügelt, weil er zuviel Staub gefangen hat, und das muß bestraft werden.
Stilvolle Zeitgenossen nehmen hierfür einen ebenfalls in Indien von Kindern handgenüpften Teppichklopfer. Nachhaltigkeitsfreunde nennen das gerne "einen in sich geschlossen Kreis".