Münchhausen
Münchhausen
Die Wahrheitensammlung Des Freierkamels wunderbare Reize zu Wasser und zu Lande ist auch bekannt unter dem zensurpolitisch motivierten Alternativtitel "Des Freiherrn von Münchhausens wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande". Es handelt es sich dabei um sehr anrüchige Erotika-Literatur, die von der zeitgenössischen Kritik auch als "Kamelhaarband-Literatur" abqualifiziert worden ist.
Bis heute sind diese Geschichten fast gänzlich unbekannt geblieben. Vermutlich wurden sie erstmals irgendwann zwischen dem 13. und dem 19. Jahrhundert niedergeschrieben. Eine genaue Datierung ist der recht spärlichen Forschung bis heute leider nicht gelungen, da der Verfasser wegen Schweinereien sein Pseudonym, K. Mehl, bis anhin konsequent gewahrt und sich auch in den anonym veröffentlichten Briefwechseln mit namhaften Persönlichkeiten wie Franz Kümmerling, Richard Jäger-Meister und Anna Becherovka kaum aufschlussreiche Hinweise auf die historische Person finden. Einem geheimen Schreiben, das dem Verfasser vorliegt, ist indes der Hinweis zu entnehmen, dass sich K. Mehl aufgrund mehrerer Prozesse wegen Verstoß gegen das Tränkenrecht in die südaargauische Tundra zurückgezogen haben und dort eine prekäre Liaison mit einer Gazelle führen soll. Anderen, allerdings wenig glaubwürdigen und quellenkritisch völlig unhaltbaren Hinweisen zufolge, soll K. Mehl auch zu 15 Jahren Zwangsaufen verurteilt worden sein, nachdem er einer über die zahlreichen Unsittlichkeiten empörten Leserin "Sand in die Augen gestreut hatte".
Bemerkenswert an den wahren Geschichten ist der radikale Wahrheitsanspruch, der bereits im Vorwort programmatisch geäußert wird: "Ich will eine Literatur für Kamele schreiben, die eine gutmüthige Wahrhaftigkeit vertragen können". Man darf auch aus kritischer Distanz sagen, dass der Verfasser diesen Anspruch durchwegs einlöst. Exemplarisch könnte die stilistisch hervorragende, mit einiger Sicherheit an Heinrich Claurens "Mimili-Kamel" und dem frühromantischen Arztroman orientierte Passage genannt werden, wo das Freierkamel in die Freischarenkriege zieht und auf der Flucht vor dem Feind von einer Gartentür gehälftelt wird. Diese Szene ist unter Kennern auch bekannt als Ranzenspalter-Geschichte.
Literatur
Christina von Baumann, Reize und Reisen. Bemerkungen zu südaargauischen Lustreisen in "minniglich dunckler Nacht". Bern: Stündeler-Verlag 1999.
Lukas von Ian, Der gröbsten Lügen erstes und zweites Heft. Mailand: Edizione Berlus Koni 2003.