Krisenmode
Krisenmode, die … ist der letzte Schrei, völlig hipp und derzeit mächtig auf dem Vormarsch. Insgesamt kann man derzeit in der Branche eine klare Rückbesinnung auf tradierte Werte erkennen. Wie es in Krisenzeiten üblich ist, muss man aus der Not eine Tugend machen. Dieser Weisheit folgend, haben sich die namhaften Akteure der Branche verbündet und gemeinsam eine große Koalition Kollektion für das Krisenjahr 2009 erarbeitet.
In seltener Eintracht hat man die Modeschöpfer daher auf der letztwöchigen Haut-Kuhtour in Flagranti antreffen können. Bei diesem Event wurde der Frühjahrs- und Sommertrend aufgegriffen und mit einem fulminanten Spektakel der Fachpresse vorgestellt. Der Eröffnungsredner blieb allerdings in Cognito und hielt seine Ansprache direkt per Livezuschaltung aus dem Lagerfeld.
Dabei betonte der Eröffnungsredner, dass man diesjährig zum Doppelschlag ausgeholt habe und folgende historische Themen hervorgehoben sehen wolle, die stilistisch einwandfrei in den vorgeführten Modellen umgesetzt worden seien:
- Des Kaisers neue Kleider in einem völlig neuem Look an Feel. Wobei der Schwerpunkt auf die Leichtigkeit der Erschwinglichkeit gelegt worden sei. Die Kleider sollen diesmal nicht nur für Kaisers, sondern auch bei Aldi und Lidl feilgeboten werden, um eine möglichst große Volksnähe in dieser schweren Zeit zu demonstrieren.
- Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war die Rückbesinnung auf bibelfeste und damit ausgesprochen koschere Kleidung. Grundsolide ausgestattete Adams- und Evakostüme, die ihren Trägern nicht nur das nötige Selbstvertrauen vermitteln sollen, sondern in dezenter Weise auch die Figürlichkeiten besser hervorzuheben geeignet sind.
Keinesfalls könne man hier von Uniformität reden, da dieselben Kleider von Träger zu Träger ein unterschiedliches Ambiente vermitteln würden. Soweit zu den Grundgedanken der aktuellen Kollektion. Der zentrale Schwerpunkt allerdings liegt in diesem Jahr bei der Erschwinglichkeit der Mode für jede noch so schwindende Börse. Schließlich sollte jedermann auch in der Krise gut gekleidet sein, um den kommenden Schwierigkeiten stilsicher begegnen zu können.
Erstmals in diesem Jahr kommt fast ausschließlich ein wiederentdecktes Material aus tralischen Outbacks zum Tragen. Dort wird auf riesigen Feldern naturbelassenes Nichts angebaut, dessen Natürlichkeit und unbestritten ist und der diesjährigen Kollektion seine(n) Scham verleiht. Dieses bereits seit Jahrhunderten bekannte Material diente früher dem Kaiser für seine neuen Kleider, geriet aber über lange Zeit in Vergessenheit und wurde jüngst von den Modemachern wiederentdeckt. Es ist in ausreichendem Maße verfügbar, sehr umweltverträglich und damit ein äußerst kostengünstiger Grundstoff zur ausreichenden Sicherung der weltweiten Kleidungsproduktion. Bislang fand dieses Material nur bei den Ureinwohner des Kontinents Verwendung.
Im Bild gut zu erkennen, ein monströser Partnerlook für den Sommer. Sie mit einem eleganten Bikini, darüber ein samtiges Hemd und ein dazu passender, luftiger Wickelrock. Er mit eleganter, extraweiter Unterwäsche, darüber eine nur knielange bayerische Doppeloberpfalzhose und ein ebenso natürlich wirkendes kurzärmeliges Spotthemd mit dezenter Verstärkung im Achselbereich zur dezenten Abwehr von Angstschweiß. Beachten sie bitte die Kopfbedeckung, die die jeweilige Individualität der Gesichtszüge markant unterstreicht.
Mit diesem großen Wurf dürfte es der Modebranche gelingen die Herzen der Konsumenten zu erobern und auch in der Krise noch an Boden zu gewinnen. Die Regierung hat parallel dazu noch ein Rettungspaket für die Branche auf den Weg gebracht und angekündigt, bis zum Frühjahr diese Hilfsmaßnahme noch flankierend mit einem Nacktheitsleugnungsverbot gesetzlich untermauern zu wollen.
Siehe auch: Natur | Ökologe | Kleidung | Industrie
Siehe besser nicht: Wahrheitsgehalt