Heimatlos
Heimatlos, das … gewinnt stets an Bedeutung in unruhigen und aufrührerischen Zeiten. Leider wird es viel zu oft falsch verstanden und hinsichtlich seiner Anwendung und Verteilung ist viel Kritik zu üben. Das perfide am Heimatlos ist das ihm innewohnende große Versprechen, mit eben diesem Los möglicherweise doch irgendwo ein Anrecht auf Heimat zu haben, warum sonst nur dieses irre Los? Gut, die Anzahl der Nieten betont kein Vertreiber von Losen … also doch selber schuld? Der Bezug beziehungsweise die Art der Verteilung für solche Lose ist höchst umstritten, sie werden meist zugeteilt und sind in der Regel nicht frei am Markt verfügbar.
Weil der Absatz dieser Lose über Jahrzehnte sehr ins Stocken geriet (der letzte Boom in Europa war im den 1940'er Jahren), macht man sich jetzt wieder offensiver an das Thema. Um allerdings nichts falsch zu machen, schicken wir unsere Heimatlosverteiler zunächst in ferne Lande zum Üben, da die Verteilung selbst all zu oft ein blutige ist. Viele der designierten Losempfänger überleben schon die Zustellung nicht. Gemeinsam mit den Freunden aus den USA üben wir die korrekte Verteilung zunächst einmal in Afghanistan. Haben wir dann hinreichend dort geübt, dann dürfte vermutlich diese Los-Variante irgendwann als Echo wieder bei uns ankommen. Es ist Bestandteil dieser üblen Lotterei, dass die Inhaber der Lose diese auf Dauer wieder loswerden möchten. Aber auch das ist schwer, noch immer haben wir hierzulande viele Heimatlos-Inhaber aus östlichen Gegenden die sich seit Jahrzehnten bemühen diese Dinger wieder abzuschütteln.
Heimatlose(r)
Diese wiederum sind nicht etwa diejenigen die die Heimat tatsächlich verlosen, nein, so nennt man folgerichtig nur die Inhaber von Heimat-Losen – Heimatlose oder Heimatloser (je nach Geh-Schlecht – es ist schon sehr übel einfach gehen zu müssen). Diese Personen irren dann überwiegend herrenlos (manchmal auch vogelfrei) mit ihrem Los durch die Lande. Das sonderbare an diesem Los ist, dass es wie ein Stigma an ihren Inhabern haftet. Vielleicht weil es bei der Zustellung und Aushändigung der Lose an der sonst üblichen Freiwilligkeit bei der Entgegennahme mangelte. Diejenigen die es nun in Händen halten, werden stets von jenen ohne Los mächtig auf Trab gehalten, allein schon um zu verhindern dass sich die Inhaber der Lose in ihren Vorgärten ausruhen. Die Angst davor, dass diese Menschen dort versuchen ihr Los abzuschütteln ist groß, also komplimentiert man sie eiligst weiter. Manche haben das Pech, dass man ihnen gleich weitere Lose dieser Art noch mit auf den Weg gibt.
Heimatlooser
Sind für die Inhaber dieser Lose nun alle Hoffnungssterne verglüht, jemals dieses Los wieder abzuschütteln zu können, dann nennt man sie inoffiziell und unter vorgehaltener Hand endgültig und internationalisiert „Heimatlooser“. Dann ist aus den vormals ganz normalen Menschen endgültig wer gänzlich ohne Heimat und Wurzeln geworden. Damit ist überwiegend die ungewollte Qualifikation für den Bezug unzähliger weiterer Lose verbunden, das „Perspektivlos“, das „Obdachlos“, dann das „Ruhelos“, das „Ziellos“ … bis endlich eines guten Tages die Befreiung von allen Losen kommt, die verheißungsvolle Erlösung … der Tag der Befreiung vom Los oder auch Tag der Loslösung.
Siehe vielleicht: Wegwerfgesellschaft | Krieg | Vertreibung | Heimat
Hat gar nichts zu tun mit: Frieden | Freiheit | Menschenrecht | Demokratie
Siehe unbedingt: Arbeitslos | Hirnlos | Planlos