Kaufhaus
Das Kaufhaus ist ein Relikt aus dem Mittelalter. Es bietet Alles außer Autos und Immobilien. In der Großstadt gehört unvermeidlich ein Parkhaus dazu. Im Kleinstadtkaufhaus wurde man früher an der Eingangstür per Handschlag vom Inhaber persönlich begrüßt, ins Großstadtkaufhaus gelangte man durch eine Durchpusteschleuse, in der Muff und Motten aus den Klamotten der Molochbewohner gepustet wurden. Die werte Kundschaft wurde immer zu zweit betuttelt: Der durch die Regalreihen streifende wurde vom Kaufhaus-Detektiv und von der Video-Kamera gemustert, bei Regung von Kaufinteresse von zwei Fachverkäufern umschwirrt bis ihm schwindlig wurde und er mit einer Handvoll Waren an der Abteilungs-Kasse von Kassiererin und Verpackerin abgefertigt wurde. Und weiter ging das Spiel in der nächsten Abteilung. Manche Kunden rächten sich für soviel Schwindelgefühle, indem sie suchten, bis sie was zum Nörgeln fanden und den Abteilungsleiter herbeizitieren ließen. Das gehörte zum Konzept der Kaufhäuser, damit sich der Kunde als König fühlen konnte.
Im Weihnachtsgeschäft machten die Kaufhäuser atemberaubende Umsätze, doch der Gewinn war schnell perdü: Die rachsüchtigen Kaufhaustrolle kauften nämlich immer absichtlich die falsche Größe ein und kamen gleich nach Weihnachten wieder zwecks Umtausch wieder. Schon zu Sylvester waren die Zeitungen dann voll von Stellenanzeigen für Kaufhausabteilungsleiter, weil die meisten in den nachweihnachtlichen Umtauschtagen an Herzkaschperl dahingerafft wurden. Peinlich wurde darauf geachtet, dass Stellenanzeige und Todesanzeige nicht auf der gleichen Zeitungsseite standen. Damals verstanden die Kaufhäuser eben noch etwas von PR.
Heutzutage sind die kleinsten Kunden zu den größten geworden: Heuschrecken. Sie kaufen immer gleich das ganze Kaufhaus oder die Rosinen aus dem Kuchen einer Kaufhaus-Kette. Rettungspläne für die Kaufhäuser sind eine andere Art Schwindel, mit denen die Heuschrecken ihren Gewinn draus zu ziehen versuchen. Und wenn nicht, ernähren sie sich halt von der Verlustabschreibung.