demokratisch
Demokratisch ist kein Tisch, sondern ein geflügeltes Wort. Es beschreibt ursprünglich eine dynamische Eigenschaft von Vorgängen, deren Wurzeln teils aus der Antike, teils aus der Wendezeit stammen und spätestens dort tatsächlich zu einem Symbol für einen Tisch führten: dem sogenannten „Runden Tisch“. Da aber nun nicht einmal der sogenannte oder auch ehemalige „Runde Tisch“ tatsächlich rund sein muss (das war er anfangs nur, weil keiner an der Ecke mit einem Tischbein zwischen den Füßen sitzen wollte und deswegen eine derartige Versammlung nicht stattfinden konnte), erfuhr auch der Begriff „demokratisch“ eine Wandlung von einem Extrem zum anderen:
- Vorgänge, welche durch eine Mehrheit vertreten werden und den herrschenden moralischen Vorstellungen entsprechen, werden als demokratisch bezeichnet;
- Vorgänge, welche durch eine Minderheit vertreten werden und den herrschenden moralischen Vorstellungen entsprechen, werden ebenfalls als demokratisch bezeichnet;
- Vorgänge, welche durch eine Mehrheit vertreten werden aber den herrschenden moralischen Vorstellungen nicht entsprechen, werden als undemokratisch bezeichnet;
- alle anderen Vorgänge sind erst recht undemokratisch, unmoralisch oder machen dick!
Damit hat der Begriff „demokratisch“ keinen Bezug mehr zu Mehrheiten oder Minderheiten und selbst parlamentarische Vorgänge (wie zum Beispiel eine Wahl von Ministerpräsidenten) muss sich dem unterordnen. Damit ist er kein politischer Begriff mehr, sondern nur noch zu einem moralischen Begriff geworden. Da die Moral jedoch subjektiv und Standpunkt-bezogen ist, kann der Begriff „demokratisch“ sehr dynamisch angewendet werden und wird nur noch zur Verstärkung einer eigenen Position herangezogen.
Siehe auch: Liste der Tische
Siehe besser nicht: Wahlen
Kamelionary: Demokratisch • Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Grammatik
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