Kamelobooks:Das Apfelkamel
<math>\mathfrak{ N } </math>ach dem Apfelbiss, welcher mit der gepfefferten „Vertretung“ Adam &Evas aus dem Paradies endete, kehrte im Garten Eden zunächst wieder Ruhe ein. Da alle anderen Wesen mit angesehen hatten, wie Gottes Zorn auf die beiden nackt herumlaufenden Hippies hereingebrochen war, machten sie nunmehr einen weiten Bogen um den Apfelbaum.
Alle?
Nein.
Alle bis auf ein geflecktes Kamel.
Als alle Tiere, die da kreuchten, gebannt dem Worte Gottes lauschten – insbesondere der neuerdings für den Garten Eden gültigen göttlichen Hausordnung, deren Nichtbeachtung streng geahndet werden sollte –, saß dieses gewisse Kamel träumend in der hintersten Reihe, labte sich an vergorenem Dattelaufguss und fünfbättrigem Kasperkraut und bewunderte die über ihm entstehenden Wolkenkamele, während es lustige Reime auf alles ersponn, was ihm in den Sinn kam.
Auf alles?
Nein.
Auf alles – außer auf „Apfel“, das komische Wort, das gerade grollend aus dem Munde Gottes zu ihm herüberdröhnte.
Als alle anderen Tiere davongetrottet waren, fand es immer noch keinen Reim auf diese Frucht, die es vor Gottes mahnender Erwähnung nie beachtet, ja bei all der Üppigkeit rings umher noch nicht einmal bemerkt hatte. Niemals zuvor war das gefleckte Kamel, das mit Abstand weiseste und allereinzigste seiner Art, auf eine derartige Grenze gestoßen.
So kam es, dass die Neugier das Kamel packte und es sich plötzlich vor dem geheimnisvollen Baum wiederfand, an dem die großen runden Früchte prangten.
Es wusste nicht, ob es seinem Gegner mit Ehrfurcht oder Zorn begegnen sollte und blickte ratsuchend um sich. Es schaute lang und ausgiebig in alle Himmelrichtungen und stellte dabei erfreut fest, dass es der Mittelpunkt der Welt war. Ehrfurcht dem Gegner gegenüber schied also aus, denn wozu sollte es vor etwas oder jemandem mehr Erfurcht haben als vor jenem Wesen, das im Mittelpunkt der ganzen Welt stand? Mit frischem Mut suchte es weiter nach dem „Apfelreim“. Und es überlegte. Und überlegte. Und überlegte.
Apfel, Apfel…
…
„Ich kann mir auf Dich einfach keinen Reim machen.“
Schweigen.
Schweigen.
Schweigen.
„Blöde Frucht! Du hängst da oben herum und hältst Dich wohl für etwas Besseres!“
Wütend warf es einen Stein nach den Äpfeln.
>>PATSCH<<
>>FFFFFFT<<
Da lag eine der großen runden Früchte im Gras.
Als Gott einige Zeit später, gerade erwacht von seinem göttlichen Mittagsschlaf, gewissenhaft durch die Wolken spähte, um sicher zu gehen, dass seine Schäfchen drunten – ER nannte alle „Schäfchen“, wenn ER mit sich selbst sprach, egal ob Säbelzahntiger oder Bettwanze – brav und redlich tun und sich an die göttliche Ordnung hielten, traute ER seinen Augen nicht: Unter dem Apfelbaum lag jammernd das gefleckte Schaf, äh Kamel. Drum herum war der Paradiesboden übersät mit Apfelgruzln, abgebrochenen Stöcken (einer mit einer Astgabel, an deren beiden Enden ein Regenwurm geknotet war), Steinen und außerdem einem recht seltsamen aus Ästen geflochtenen Stufengestell. Am Baume hingegen prangte keine einzige Frucht! Von göttlichem Zorn gepackt donnerte ER los:
«Ja, wos is do los? Wos werd do gspuit?!! Sog amoi, Du Kamel, Du boanigs ausg’schamts Du! Hob I ned gsogd, es Kreaturn do heruntn schleichts eich vo dene Apfebaam – sacklzement noamoi!!!»
(sinngemäß: „Was geschieht hier? Sprich, Kamel, stures unverschämtes! Hab ich nicht gesagt, dem Apfelbaum sollten alle Wesen fernbleiben – mit Verlaub?“)
Abrupt teilten sich die Wolken und stießen erschrocken Blitze aus.
Es war unverkennbar, dass Gott ziemlich sauer war. Das gefleckte Kamel verstand jedoch – wie immer, wenn ER sprach – so gut wie nichts. So schaute es nur betreten drein. Überflüssigerweise amüsierte es sich über die göttliche Mundart. Seine Maulwinkel zuckten unwillkürlich und errichteten entgegen seinem Willen deutlich sichtbar ein großes U. Panik stieg in ihm auf. Schweiß und Tränen traten hervor. Die Maulwinkel ließen sich keinen einzigen Millimeter senken. Schließlich rollte sich das Kamel prustend und in Krämpfen auf dem Paradiesboden, wobei es quietschende Laute ausstieß und sich schließlich übergab. Es empfand Erleichterung – dicht gefolgt von großer Angst.
Den darauf folgenden göttliche Gewitterhagel zu rezitieren, würde zu irdischen Gesetzeskonflikten führen und wäre außerdem nur etwas für Hardcore-Splatterjunkies. Hier also nur die für das gefleckte Kamel – das glücklicherweise das wenigste verstand – schicksalsrelevanten Auszüge (zensierte Fassung):
«HRRR… [piiiiiiiiep]… Die Äpfe san oisamt im Oasch [upps – PIIIIIIIIIEP!!!] un solln dafia dortn allawei obafoin! Deine Höcker kå’st da fei aa zum Oa…[piiiiiiiiep] eineschiam! Dei damischs G’hudere konnst fei ghoitn – des soll etzad Dei Språch’ sei! Etz zwick di!»
(sinngemäß: „[…] Die Äpfel sind allesamt im Endkanal und sollen zur Strafe von dort stets hinabfallen. Deine Höcker sind nunmehr unerheblich. Dein unschönes Gelächter aber soll von nun an Deiner Kommunikation dienen. Nun geh.“)
So entstand aus dem gefleckten Kamel ein Wesen, das keine Höcker hat, das wiehert, und von dessen Hinterteil Äpfel abfallen – das Pferd.
Epilog[<small>bearbeiten</small>]
Das gefleckte Kamel hat später als „Apfelkamel“ Geschichte geschrieben. Es genießt in der Gemeinschaft der Gläubigen eine hohe Bedeutung (besonders bei einer Untergruppe, den Gläubigern). Das Apfelkamel steht seither für die ewige Suche, denn es ist bis heute niemandem je gelungen, einen Reim auf „Apfel“ zu finden. SIE wären die erste Person, der dies gelänge.