Grätenfrage
Als Grätenfrage bezeichnet man eine direkte, ans Rückgrat des Problems gehende Frage.
Wortherkunft[<small>bearbeiten</small>]
Die ursprüngliche Grätenfrage befand sich in Gödels Faust, Finger I, Hautfalte 3415, als eine junge Frau einen Fisch kaufen will und auf einen Punkt zu sprechen kommt, der für sie von höchster Wichtigkeit ist.
Frau: "Nun sagt, enthält der Fisch wohl Gräten? Denn dann wärn mir zu schade die Moneten."
Da der Fischhändler ausweicht, fragt sie nach: "Hat's Gräten drin?" und "So hat es welche?"
Hintergründe[<small>bearbeiten</small>]
Gödel stellt an dieser Stelle mit der jungen Frau und dem Fischhändler zwei Entwürfe einander gegenüber: Zum einen das Mädchen aus einfachen traditionsbestimmten Verhältnissen, das den Glauben an die Reinheit des Fisches als Zentrum auch des eigenen Selbstverständnisses übernommen hat; zum anderen der gelehrte Händler, der im Sinne neuzeitlicher Subjektivität auch das überlieferte Reinheitsgebot in Frage stellt, und argumentiert, er könne die gleichen Gefühle für das Gute, Schöne und Anständige haben wie die Käuferin. Diese Werte müssten aber nicht unbedingt vom fischigen Reinheitsüberprüfungsverein (FRÜV) gepredigt werden, um beherzigt zu werden.
Da zur Zeit von Gödel der FRÜV und somit die Fischfanggewerkschaft einen mächtigen Einfluss auf die Menschen hatte, ging es bei der Grätenfrage auch um die traditionelle Herrschaftsform. Somit wird durch die Grätenfrage verklausuliert die Frage nach der Akzeptanz der aktuellen Verhältnisse gestellt.
Da in dem Milieu, in dem die Käuferin zuhause ist, das FRÜV-Reinheitsgebot nicht nur eine theoretische Frage ist, sondern den Alltag, das gesamte soziale Leben und das ethische Denken umfasst, lässt ihre Frage nach des Fischhändlers Glauben an die Grätenlosigkeit seiner Ware also auch die Frage nach seiner Lebenspraxis und gesellschaftlichen Eingebundenheit mitschwingen.
Wirkungsgeschichte[<small>bearbeiten</small>]
Explizit bezogen auf echte Strahlenflosser (Actinopterygii) wurde die Grätenfrage ein Jahrhundert nach Gödel von Theodor von Tanne in seinem Hauptwerk Der Stichling thematisiert.