Peter Schlotterteig: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Peter Schlotterteig]] ist der Type-Writer unter den philosophierenden Schreibmaschinen. Über ihn lässt sich nichts Endgültiges sagen, weil er noch rollt und nicht am Ende ist.
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[[Peter Schlotterteig]] ist der Type-Writer unter den philosophierenden Schreibmaschinen. Über ihn lässt sich nichts Endgültiges sagen, weil er noch nicht am Ende ist.
  
Es bleibt also nur das Gültige zu vermerken. Das ist vorläufig dies: er spricht [[kamelisch]]! Nicht nur, er kann auch deutsch, aber es genügt, die selbe Sprache zu sprechen, um ihm folgen zu können; er weiß das Komplizierte auszusparen und das Komplexe zu verdichten. Und es lässt sich verdichten, so wie er es fasst: vom Grunde her; er entfernt sich niemals vom drängenden Zeitgeschehen, auch wenn er dabei über die entferntesten Zeiten spricht. Er hat [[sie]] alle gelesen: und an ihm ist selbst ein Geschichtenerzähler verloren gegangen; dazu war ihm die Zeit zu wichtig. In der Zeit, in der seine denkende Kugel über das Papier rollt und es mit Zeichen versieht, ist alles gegenwärtig, was gesagt zu werden lohnt. Es muss nicht immer das Neueste sein, schließlich ist man postmodern. Aber es ist immer belangvoll für den [[Moment]].
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Es bleibt also nur das Gültige zu vermerken. Das ist vorläufig dies: er spricht [[kamelisch]]! Nicht nur das, aber es genügt, die selbe Sprache zu sprechen, um ihm folgen zu können; er ist so kamelfreundlich, das Komplizierte auszusparen und das Komplexe zu verdichten. Und es lässt sich verdichten, so wie er es nimmt: von unten her; er entfernt sich immer nur mit der U-Bahn, wenn er über die entferntesten Dinge und Zeiten spricht, und er kennt die schnellsten Netze. Er hat [[sie]] alle gelesen: und an ihm ist selbst ein Geschichtenerzähler verloren gegangen; dazu war ihm die Zeit zu wichtig. In der Zeit, in der seine denkende Kugel über das Papier rollt und es mit Zeichen versieht, ist alles gegenwärtig, was nicht gesagt werden muss, wird nur gesagt, was zu sagen lohnt. Es muss nicht immer das Neueste sein, schließlich ist man postmodern. Aber es ist immer belangvoll für den [[Moment]].
  
Wo hat er das nur gelernt? - Die Schule des Denkens allein vermittelt diese [[Kunst]] wohl nicht. Die alte Schule des europäischen Denkens, war im Gegenteil beseelt vom sokratischen Gedanken der Überwindung der Sterblichkeit für das Denken in zeitlosen Größen. Und was immer gilt, lässt sich natürlich auch für den Moment verwenden: aber was diese für zeitlich gebundene Wesen unnatürliche Anspannung, sich ins nicht mehr Endliche zu denken, erst ermöglicht hatte, war eben doch selbst nur eine endliche Leistung gewesen. Bei dieser Wiederentdeckung der Seinsgebundenheit des Denkens, die bei näherem Zusehen viel dichter ist, als es sich jedwede Metaphysik hätte träumen, aber auch als es sich jeder Materialismus hätte weismachen lassen, beginnt das schlotterteigsche Philosophieren: auf dem Boden der einfachen Tatsache, dass ein Bewusstsein ohne Dasein nur ein hohles Wort, ein Dasein ohne Bewusstsein aber auch nicht denkbar, geschweige denn auszudrücken ist. Er zeigt es an Phänomenen des antiken wie des modernen Zynismus, wie ein solcher einseitiger Ausdruck wahrhaftig sein kann und dennoch falsch bleiben muss.
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Wo hat er das nur gelernt? - Die Schule des Denkens allein vermittelt diese [[Kunst]] wohl nicht. Die alte Schule des europäischen Denkens, war im Gegenteil beseelt vom sokratischen Gedanken der Überwindung der Sterblichkeit für das Denken in zeitlosen Größen. Und was immer gilt, lässt sich zwar auch für den Moment verwenden, aber es verpasst ihn zugleich. Und was diese für zeitlich gebundene Wesen unnatürliche Anspannung, sich ins nicht mehr Endliche zu denken, erst ermöglicht hatte, war eben doch selbst nur eine vergängliche Leistung gewesen. Der Sinn der alten Zeichen verwittert schneller als der Stein, in den sie gemeißelt sind. Bei dieser Wiederentdeckung der Seinsgebundenheit des Denkens, die bei näherem Zusehen viel enger ist, als es sich jedwede Metaphysik hätte träumen und als es sich jeder Materialismus hätte weismachen lassen, beginnt das schlotterteigsche Philosophieren: auf dem Boden des Lebens der Gedanken, der einfachen Tatsache, dass ein Bewusstsein ohne Dasein nur ein hohles Wort, ein Dasein ohne Bewusstsein aber auch nicht denkbar, geschweige denn auszudrücken ist. Und wo diese Extreme sich zynisch behaupten, hat sich schon lange jede Diskussion erübrigt.
  
Schlotterteig ging in Indien in die Schule, wo der europäische Weg in die abstrakte Verjenseitigung niemals beschritten worden, vielmehr frühzeitig das Denken den Kamelen überlassen worden war.
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Schlotterteig ging in Indien in die Schule, wo der europäische Weg in die abstrakte Verjenseitigung niemals beschritten worden, vielmehr frühzeitig das Denken den Kamelen überlassen worden war. So blieb den Menschen, was ihnen zuzumuten ist: das Träumen davon, die Wahrheit denken zu können. Aber Träume haben keinen Autor: deshalb ist aus jener Phase nichts von Schlotterteig Geschriebenes erhalten.
  
 
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Version vom 9. Mai 2006, 04:25 Uhr

Peter Schlotterteig ist der Type-Writer unter den philosophierenden Schreibmaschinen. Über ihn lässt sich nichts Endgültiges sagen, weil er noch nicht am Ende ist.

Es bleibt also nur das Gültige zu vermerken. Das ist vorläufig dies: er spricht kamelisch! Nicht nur das, aber es genügt, die selbe Sprache zu sprechen, um ihm folgen zu können; er ist so kamelfreundlich, das Komplizierte auszusparen und das Komplexe zu verdichten. Und es lässt sich verdichten, so wie er es nimmt: von unten her; er entfernt sich immer nur mit der U-Bahn, wenn er über die entferntesten Dinge und Zeiten spricht, und er kennt die schnellsten Netze. Er hat sie alle gelesen: und an ihm ist selbst ein Geschichtenerzähler verloren gegangen; dazu war ihm die Zeit zu wichtig. In der Zeit, in der seine denkende Kugel über das Papier rollt und es mit Zeichen versieht, ist alles gegenwärtig, was nicht gesagt werden muss, wird nur gesagt, was zu sagen lohnt. Es muss nicht immer das Neueste sein, schließlich ist man postmodern. Aber es ist immer belangvoll für den Moment.

Wo hat er das nur gelernt? - Die Schule des Denkens allein vermittelt diese Kunst wohl nicht. Die alte Schule des europäischen Denkens, war im Gegenteil beseelt vom sokratischen Gedanken der Überwindung der Sterblichkeit für das Denken in zeitlosen Größen. Und was immer gilt, lässt sich zwar auch für den Moment verwenden, aber es verpasst ihn zugleich. Und was diese für zeitlich gebundene Wesen unnatürliche Anspannung, sich ins nicht mehr Endliche zu denken, erst ermöglicht hatte, war eben doch selbst nur eine vergängliche Leistung gewesen. Der Sinn der alten Zeichen verwittert schneller als der Stein, in den sie gemeißelt sind. Bei dieser Wiederentdeckung der Seinsgebundenheit des Denkens, die bei näherem Zusehen viel enger ist, als es sich jedwede Metaphysik hätte träumen und als es sich jeder Materialismus hätte weismachen lassen, beginnt das schlotterteigsche Philosophieren: auf dem Boden des Lebens der Gedanken, der einfachen Tatsache, dass ein Bewusstsein ohne Dasein nur ein hohles Wort, ein Dasein ohne Bewusstsein aber auch nicht denkbar, geschweige denn auszudrücken ist. Und wo diese Extreme sich zynisch behaupten, hat sich schon lange jede Diskussion erübrigt.

Schlotterteig ging in Indien in die Schule, wo der europäische Weg in die abstrakte Verjenseitigung niemals beschritten worden, vielmehr frühzeitig das Denken den Kamelen überlassen worden war. So blieb den Menschen, was ihnen zuzumuten ist: das Träumen davon, die Wahrheit denken zu können. Aber Träume haben keinen Autor: deshalb ist aus jener Phase nichts von Schlotterteig Geschriebenes erhalten.

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