Einmal durch die Negev
Einmal im Leben jedes strukturell und funktionell beschreibaren materiellen Systems, das zweigeschlechtlich, also vierhöckrig, genetische Kopien von sich herstellen kann; also einmal im Leben eines Seinszusammenhangs aus Camlelontologischer Sicht möchte dieses Kamel durch die Negev trotteln. Und zwar, um dem ewigen Trott zu entkommen. Die Wüste, unsere Leserinnen haben diese bereits als solche erkannt, befindet sich nach allseits anerkannten Glaubensgrundsätzen im Gelobten Land. Das ist aber zur Zeit sehr umstritten, zum Teil von einer hohen Mauer umgeben, so dass aus Bielefelder Perspektive die Entität (Ableitung von Ente) dieses Landes geleugnet, die Negev sogar doppelt negiert wird.
Dennoch, es steckt ein wundersamer Eigensinn zwischen Schädeldecke und dem ominösen Dritten Auge, das die neurodermitische Forschung noch untersucht, der camelo camelo extrapyramidalis keine Ruhe lässt. So machen sich jedes Jahr ganze Heerscharen, in früheren Zeiten nannte man das " Kreuzzüge", auf den Weg ins gelobte Land. Dies wird erklärt durch wüste Philie, abzugrenzen von anderen Philien, und nicht zu verwechseln mit Sophie Philie. Einem, der ihr nahestand ( genauere Angaben über das Beziehungsverhältnis sind unbekannt, oder dürfen aus Gründen der Diskretion nicht erwähnt werden), einem gewissen ( soll ein ganz gewissenloser Bursche gewesen sein; nebenbei gesagt) K.(amel) Murx oder so, soll es gelungen sein, den Weg durch diese Negation der Negation hindurch zu finden. Seitdem geht er als Gespenst um in Kamelonien. Für einige zur Abschreckung ( siehe auch: Weicheier), für andere ein leuchtendes Beispiel, die materielle Existenz zu überwinden und in die ewigen Ruhegründe einzugehen. Deshalb werden alljährlich, meist zu Ferienbeginn, die Koffer gepackt, das Milchfläschchen für das Kamelbaby darf nicht vergessen werden, und eine Karavanserei aufgesucht, von wo aus der Trip starten soll. Die Organisatoren solcher Veranstaltungen haben aber vom Auswärtigen Amt(AA) die strikte Anweisung niemanden ins Gelobte Land, erst recht nicht in die Negev zu verfrachten. So wundern sich viele Kamele, dass sie trotz gegenteiliger Versprechen der Tripverkäufer, mit Nichten und Neffen aber nicht im Gelobten Land ihre kostbaren, weil wohlverdienten Tage verbringen müssen. Ein Rücktritt kommt meist zu teuer.
Kurz und gut. Es ist einem leibhaftigen Kamel nahezu unmöglich, überhaupt in die Nähe zu gelangen, geschweige denn hindurch. Denn, so munkelt man, es lauern dort viele Fallen.
Tja, wie der Ostfriese sacht; Die Nacht ist kurz. Und es graut schon dem Morgen.
Die Geschichte, oder der Ausgangspunkt unserer Reise beginnt in Wanna. Der Zufall wollte es so, es war kurz nach Mitternacht am 28. April anno masteri 1949. Also in der Steinzeit oder noch früher. Für die Jungkamelianer. Aber von der Bedeutung her, sozusagen - parallelverschoben - aktuell. Wanna kennt natürlich keiner. Wird auch irrgendwie nurso ein Kaff sein. Es liegt an der norddeutschen Steilküste; für die Lateiner ein Leckerbissen: CAESAR ORAT CLASSIS ROMANA. Aber Wanna gibt es, ohne Zweifel, und ist früher oder später von Otterndorf eingemeindet worden, oder wird noch.
Aber weiter im Text.
Es wurde damal ein kleines Schaf geboren. So nannte man zu der Zeit Kamelbabys, weil sie zum Zeitpunkt der Geburt noch keine ausgebildeten Höcker haben. Ein Makel, über den Man schamvoll heutzutage hinweg sieht. Nun, als damals eine Kindergärtnerin nicht aufpasste, verirrte sich eine Herde von Jungschafen - Sie kennen die etwas problematische Bedeutung jetzt - an die erwähnte Küste. Und das schwarze Schaf, da in der Mitte - nehmen Sie die Vergrösserung - , das wäre beinahe abgestürzt.
Zum Glück kam die Nanny noch rechtzeitig, und rettete das Schwarze. Das Neugeborene aber, auf das sie auch aufpassen sollte, hatte sie darüber ganz vergessen. Es hatte inzwischen viel zu viel von der Milch getrunken, die der Marschall Plan (sic. Kamele der Historie) , in dieses Kuhdorf per Luftbrücke abgeworfen hatte. Es war ja Nachkriegszeit, und die Deutschen hatten verloren. Ihr ehemaliger Luftmarschall Herr-Mann warf schon lange nichts mehr ab. Die Milch war aus Maismehl gemacht in dieser Zeit. Ein deutscher Übersetzter auf native level spieking inglisch der Kooperationsbehörde hatte den amerikanischen Freunden eine Liste der benötigten Lebensmittel zukommen lassen, auf der "Korn" stand, was der Ami als Corn interpretierte. Die Katastrophe konnte nicht grösser sein. Alle Kamele mussten damals klitschiges Maisbrot kauen; ihre Babys bekamen Instant-Maispulver aufgelöst in heissen Tränen. Es war wirklich schlimm. Datt Lütten hatte schreckliche Bauchschmerzen, "datt mutt inett Siekenheus. Wanna!?, kann´ste vergessen. So watt hamm die nur in Otterdorf." Mir einem Bierlaster wurde der Kleine ( Warum nie Die Kleine ?!) nicht in die Innere, sondern in die Orthopädische eingeliefert. Jetzt ist aber gut.
Es bleibt bis dahin die Sehn -Sucht.