Stöckelschuhe
Stöckelschuhe sind eine feminin adressierte Modeerscheinung vom Anfang des 20.Jahrhunderts (für diejenigen, die noch nicht rechnen können: das war etwa 1900 bis 1920, also vor rund hundert Jahren). Stöckelschuhe haben einen sogenannten Pfennigabsatz, das heißt, der Hacken des Damenschuhs hatte nur noch die Auflagefläche von der Größe eines Pfennigs (für diejenigen, die Pfennige nicht mehr kennen: das war die Fläche von etwa 0,5113 Cent). Kennzeichnend für einen solchen Schuhabsatz war die Bildunterschrift einer Zille-Karrikatur: „…wenn Die damit durch'n Asphalt sticht, dann stößt se uff Erdöl!“
Der Name wird jedoch zurückgeführt auf den unbequemen Tragekomfort mit Stand- und Bewegungsunsicherheiten, die die Nutzung eines kleinen Stockes als Gehhilfe anraten ließen, das heißt: mit diesen Schuhen ginge man besser am Stock oder am Stöckel. Der gequälte Gang von Frauen mit Stöckelschuhen zeigt, wie unbequem das Tragen solcher Schuhe sein muss. Mit großen Unsicherheiten stolpern sie über das Kopfsteinpflaster, umgehen ängstlich die Abdeckungen von Luftschächten der U-Bahnen oder von Kellerfensterschächten und mühen sich redlich ab, mittels Zehenspitzengang beim zwangsweisen Überqueren von großflächigen gitterartigen Fußabtretern Schäden an den Stöckelschuhen zu verhindern.
In asiatischen Ländern gab es mal die Tradition, den kleinen Mädchen mit harten Bandagen ihre Füße im Wachstum zu behindern, weil kleine Füße als besonders schick galten. Mal abgesehen davon, dass gewisse Fanatikerinnen das als Kindesmisshandlung deuten würden, bleibt es unbestritten, dass diese Kinder später sich möglicherweise nicht so gern am Oma, Tanten und Mutter erinnern möchten. Stöckelschuhe bewirken ebenfalls eine Fehlbildung der Fußknochen aus – aber das ist natürlich etwas gaaanz Anderes!
Meine Oma sagte immer: „Wer schön sein will, muss leiden.“ Ja, muss man das wirklich? Nein! Frauen, welche Stöckelschuhe tragen, die müssen nicht leiden, sie wollen leiden! Wozu werden diese Marterinstrumente denn sonst überhaupt benötigt? Um den Männern zu gefallen? Ganz gewiss nicht. Männer interessieren sich nicht für die Damenschuhe (jedenfalls nicht, solange sie sie nicht bezahlen müssen), sondern mehr für mehr weiter oben angeordnete, doch eher weichere Organe der Frau, wie Busen und eventuell noch Hintern oder mit Schleimhäuten versehene Gegenden. Kein Schwein achtet auf Stöckelschuhe. Halt! Formal wäre besser zu sagen: „Kein Eber achtet auf die Stöckelschuhe…“ Frauen gucken da schon eher hin, aber Frauen sind eben keine Schweine, nur Männer wären solche welche. Männern wäre es sogar völlig egal, ob Frauen während einer Kopulation ihre Stöckelschuhe anbehielten, oder vielleicht auch nicht. Ziel des Tragens von Stöckelschuhen ist also nur, um anderen Damen zu zeigen, welche Qualen man alles freiwillig auf sich nimmt, um unter Frauen als schön zu gelten.
Als Arbeitsschutzinspektor muss ich jedoch darauf bestehen, dass auch bei einer versuchten Kopulation die Stöckelschuhe wegen erhöhter Verletzungsgefahr vorher auszuziehen sind!