Deichhuhn
Deichhühner (gallus aggeris) sind nur in Norddeutschland vorkommende Eierproduzenten und ein naher Verwandter des Hanghuhns.
Sie leben an den Deichen und sind leicht daran zu erkennen, dass sie zwei verschieden lange Beine haben. Deichhühner werden gefangen, indem man sie erschreckt. Sie drehen sich dann um und rollen den Deich hinab, wo sie leicht aufgesammelt werden können.
Je nachdem, in welche Richtung die Deichhühner den Deich herunter rollen, unterscheidet man rechtsdrehende (H+) und linksdrehende (H-) Deichhühner. Die linksdrehenden sind biologisch dynamisch und im Verzehr vorzuziehen. Linksdrehende Hühner pflegen nach Dänemark abzuwandern, während für die Rechtsdrehenden mangels Deich spätestens in Hamburg Schluss ist. Aus ihren vergeblichen Versuchen, dort im Gastronomiegewerbe Fuß zu fassen, resultiert die Redensart „Auf einem Bein kann man nicht stehen“.
An der Ostseeküste ist das Deichhuhn ausgestorben, seit dort die Flut verboten und die Deiche durch Kurbäder und Parkplätze ersetzt wurden. Auch die Nahrungskonkurrenz durch Deichschafe und Hanghühner trugen zu seinem Verschwinden bei.
Die Existenz der Deichhühner erfordert einen krisensicheren Beruf: Den Deichhuhnwender, auch Deichhuhnumsetzer genannt. Ein Deichhuhn kann ja nicht umdrehen und auf derselben Deichseite zurücklaufen. Deshalb wird an jedem Deichende ein Deichhuhnwender benötigt.Er nimmt ein soeben angekommenes Deichhuhn auf und setzt es auf der gegenüberliegenden Deichseite wieder ab, damit es von Neuem loslaufen kann. Die Frauenquote kann bei der Stellenbesetzung berücksichtigt werden; das Umsetzen dürfte auch von Frauen zu schaffen sein.
Wie soeben bekannt wurde, ist es mit moderner Gentechnik gelungen, Deichhühner zu schaffen, die ihre Beine nach Bedarf verlängern oder verkürzen können. Das Bundesarbeitsministerium hat allerdings Protest eingelegt, weil dadurch der Deichhuhnwender ja überflüssig wird.
Aus der Stuttgarter Wilhelma, dem bekannten botanisch-zoologischen Garten, ist soeben bekannt gewoden, dass dort sehr bald einige Deichhühner aufgenommen werden sollen. Damit die Umgebung möglichst natürlich ist, soll im Zuge des Bauprojekts Stuttgart 21 der Neckar oder der Nesenbach so umgeleitet und eingedeicht werden, dass die Hühner kein Nordsee-Heimweh kriegen. Es wurde bereits ein Kandidat gefunden, der den Posten des Deichhuhnwenders übernehmen will. Aus finanziellen Gründen (schbare schbare. Schwaben) muss dieser allerdings immer neben den Hühnern herlaufen, damit er an beiden Enden zum Wenden bereit ist. Somit spart die Wilhelma die Einstellung eines eigentlich benötigten zweiten Huhnwenders.