Brieftaubenzüchter
Brieftaubenzüchter gehören einer aussterbenden Randgruppe der Gattung Kamheliosapiens an.
Nach neuesten wissenschaftlichen Mutmaßungen resultiert der Wortbestandteil …tauben… daraus, dass diese Spezies taub für alle guten Ratschläge ist und stattdessen sehr gerne Resistanzen entwickelt. Die herausragendste hiervon ist sicher ihre Erkenntnisresistenz.
Brieftaubenzüchter bezeichnen ihr Hobby gerne als Sport, wobei sie selbst diesen Sport nur in sehr speziellen Disziplinen ausüben.
So laufen sie gerne und zwar zu Höchstform auf, nämlich dann, wenn sie in einschlägigen Internet Foren und Stammtischgesprächen mit ausgefeilten rhetorischen Verbalergüssen ihren Artgenossen imponieren und ihnen ein wenig Respekt abnötigen wollen. Gehen ihnen dabei die sachlichen Argumente aus, wird dieses übergangslos durch Lautstärke, Killerphrasen und gern auch mal durch fremdsprachliche Pseudokenntnisse ausgeglichen.
Unter ihnen findet man überproportional viele Erfinder, auf diesem Gebiet sind sie ohne Zweifel wahre Meister, hier vorzugsweise im Erfinden von Ausreden und Erklärungen für ihre anhaltende Erfolglosigkeit, wobei Richtungen, Lage, Winde und ähnliche signifikante Naturphänomene in geradezu verschwörerischer Art und Weise gegen sie arbeiten.
Auch recht viele Dichter finden sich in ihren spärlichen Reihen, diese dichten sich selbst die tollsten Erfolge und dem erfolgreicheren Konkurrenten alle möglichen und unmöglichen Manipulationen an.
Brieftaubenzüchter sind sehr gläubig, da die meisten von ihnen aber keine Religionsfanatiker sind, kompensieren sie das durch Wundermittelgläubigkeit und den Glauben daran, dass keiner es besser kann und weiß, als sie selbst.
In diversen fragwürdigen Wettbewerben, genannt Preisflüge, versuchen diese im Berufsleben sonst eher erfolglosen unter den abenteuerlichsten Bedingungen, zur Not auch mit Hilfe von Rechtsanwälten, wenigstens einen Hauch von Anerkennung zu erhaschen. Allerdings sind Ihre Erfolgsstrategien nicht halb so ausgeklügelt wie ihre schier unerschöpflichen Kriegsstrategien zur Bekämpfung der Konkurrenten, stellvertretend sei hier das so genannte Draparaffti Syndrom erwähnt.
Der natürliche Feind eines Taubenzüchters ist jeder andere Taubenzüchter, unter diesen Umständen ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Population dieser Spezies in den letzten Jahren europaweit stetig zurückgeht. Zusätzlich verhindert deren Altersdurchschnitt, der mit über 60 Jahren weit jenseits des Fortpflanzungsalters liegt, deren Vermehrung.
Brieftaubenzüchter wären, bedingt durch ihr kamelophiles Verhalten, geradezu prädestiniert, Kamele zu züchten - aber dann wäre es problematisch sie und ihre gezüchteten Wesen auseinander zu halten, außerdem befassen sie sich lieber mit Tieren, die sich nicht wehren können.
Die größte Gefahr, die von Tauben und ganz speziell von Brieftauben ausgeht, ist der Taubenbazillus. Das ist ein wissenschaftlich nicht näher erforschter Bazillus, dessen Orientierungssinn mindestens so stark ausgeprägt ist wie jener der Brieftauben, wodurch diese Winzlinge zielsicher so kleine und unbedeutende Gebilde wie das Gehirn eines Taubenzüchters finden und es nachhaltig befallen können. Da der Taubenbazillus im Gegensatz zu anderen Bazillen, die ihre Opfer krankmachen und sogar zu töten vermögen, nicht wirklich pathogen ist und auch kein Fieber - erst recht kein Stangenfieber- verursacht, erübrigt sich hier auch der Verweis auf das Fiebometer. Der Vollständigkeit halber muss allerdings auf sein hohes Suchtpotential hingewiesen werden, welches sich darin manifestiert, dass einmal befallene Taubenzüchter von ihrer Leidenschaft nicht mehr loskommen und bis dato inaktive Taubenliebhaber infolge einer Infektion zu Brieftaubenzüchtern mutieren. Im Fall von Befall wird eher über kurz als lang das Gehirn von Grund auf neu strukturiert und es stellt ab sofort den Brieftaubensport in den Mittelpunkt ihres Lebens während das rationelle Denken sehr stark in den Hintergrund gedrängt oder gänzlich ausgeblendet wird, was, wie empirische Werte eindeutig belegen, dem Brieftaubensport nicht ab-, sondern eher zuträglich ist - das wiederum lässt quasi jedes Kamel zu einem potentiellen Brieftaubenzüchter werden. Selbst ein noch so fragwürdiges, Hottentotten artiges Gebaren ihrer Dachorganisation, genannt Verband, vermag nur selten einen Brieftaubenzüchter von seinem Taubenbazillus zu heilen.
Übrigens: wussten Sie, dass es mehr Tauben-, als Stummenzüchter gibt?? und dass stumme Taubenzüchter durchaus auch taub sein dürfen, dem Verband allerdings die stummen am liebsten sind?
Taubenzüchter haben auch gute Seiten - verstehen es aber diese sehr geschickt zu verbergen, sollte es gelingen einige davon in der nächsten Zeit zu entdecken, wird dieser Beitrag entsprechend ergänzt.
Nicht zu verwechseln mit: Traubenzüchter