Poedu
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Poedu sind ganz persönliche Gedichte, die Liebespartner miteinander austauschen. Sie sind so persönlich, dass sie selbst im Poesiealbum noch zu öffentlich wären. Sie werden durch Liebesbriefe oder durch Fensterln bei der Nacht ausgetauscht. Wegen dem zunehmend bedrohlich gewordenen Überwachungsstaat ist der Liebesbrief schon fast ausgestorben, weil alle glauben Big Brother läse mit. Auch alte Liebesbriefe, die nicht auf Esspapier geschrieben sind, drohen spätestens posthum an die Öffentlichkeit zu gelangen wie das berühmte Poedu von Camlois Villon:
Ich bin so wüst nach deinem Dattelmund, ich schrieb mir schon die Hufe wund nach deinem heißen Leib, du Weib. Im Sand, da hat die Sonn' ein Bett gewärmt, da glüht ein schöner Zeitvertreib - für deinen Leib mein Herze schwärmt. Das will ich sein am Fuß der Düne, der Genießer deines Gestöhne. Im tiefen Datteltal, im schwarzen Haar, da schlief ich manches Sommerjahr bei dir und schlief doch nie zuviel. Hab wohl den Sackhöcker in Glut, das macht mir wieder frohen Mut. Komm her, ich weiß ein schönes Spiel im dunklen Tal, im Muschigrund... Ich bin so wüst nach deinem Dattelmund! Die graue Welt macht keine Freude mehr, ich gab den schönsten Sommer her, und dir hats auch kein Glück gebracht; hast nur den roten Mund noch aufgespart, für mich so tief im Haar verwahrt... Ich such ihn schon die lange Nacht Im Wintertal, im Aschengrund... Ich bin so wüst nach deinem Dattelmund. Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut, da hat der Schnee sein Nest gebaut und fragt nicht, wo die Liebe sei, Und habe doch den Sackhöcker so tief erfahren, als ich bei dir schlief. Wär nur der Winter erst vorbei und wieder heiß der Wüstengrund! ...ich bin so wüst nach deinem Dattelmund!