Sansibar oder der letzte Schund

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Sansibar oder der letzte Schund
Judith Levin.jpg
Filmplakat: Judith Levin in ihrer Rolle als Judith Levin
Filmdaten
Produktionsland: Afrika/Deutschland
Erscheinungsjahr: 1957
Filmlänge in Meter: 30 cm
Sprache: keine
Altersfreigabe: Ohne Altersbegrenzung
Stab
Produzent: Alfred Andersch
Regie: Alfred Andersch
Drehbuch: Alfred Andersch
Musik: Traditionelles Getrommel
Kamera: Conny Lingus
Schnitt: Freddy Krueger
Besetzung


Sansibar oder der letzte Schund ist ein Stummfilm unter der Regie von Alfred Andersch. Drehort dieser deutsch-afrikanischen Produktion ist das verträumte Hafenstädtchen Rerik und der afrikanische Teilstaat Sansibar.

Protagonist des Films ist der lesende Klosterschüler, eine Holzplastik die von Ernst Bärlauch eigens für die Dreharbeiten geschnitzt wurde.

Figuren und Handlung[<small>bearbeiten</small>]

  • Gregor ist der stählerne Kapitän, ein Erbschleicher, der durch Zufall in Besitz des lesenden Klosterschülers gelangt und seine Trophäe nach Sansibar verschiffen will. Auf dem schwarzafrikanischen Schwarzmarkt bietet man ihm ein beachtliches Sümmchen Geld dafür. Als profitgeiler Geschäftsmann möchte er sich von dem Erlös eine eigene Kriegsflotte kaufen, um Deutschland in Schutt und Asche zu legen und ein neues Leben auf Mallorca zu beginnen, wo er als Privatier mal ordentlich die Seele baumeln lassen kann.
  • Judith Levin ist die schieläugige Jüdin, die nach Sansibar auswandert und ein großes Interesse an der dortigen Kultur entwickelt. Mit bösonderer Leidenschaft nimmt sie sich des afrikanischen Schönheitsideals an und flechtet sich Knochen ins Haar, um bei den Einheimischen nicht weiter aufzufallen. Zuletzt lässt sie sich einen großen Teller in das Maul implantieren, um ihre Solidarität und ihre Zugehörigkeit zu demonstrieren. Sie wohnt in einer heruntergekommenen Hütte nahe der Küste und geht nur dann und wann mal hinaus auf die Felder, um etwas Maniok zu sammeln, aus dem sie sich dann zur Gesunderhaltung ihrer Zähne einen leckeren Brei stampft. Manchmal geht sie auch in eine von der UNICEF gestifteten Fabrik, um Krabben zu pulen. Judith ist ledig und liebt ihr bescheidenes Luderleben.
  • Heinrich Knudsen, gespielt von Heinrich Knudsen, ist der faule Sack der Insel und nörgelt die ganze Zeit herum. Vor allem Pfarrer Helander ist ihm ein Dorn im Auge, aber auch für die wunderliche Judith hat er nichts als Argwohn übrig. Manchmal zieht auch er hinaus auf die Felder und kippt Pestizide auf die Erträge der Einheimischen, um die Geburtenrate zu dezimieren und der zügellosen Volksbildung Einhalt zu gebieten. Knudsen ist ein verbitterter alter Mann und zerknittert wie ein Tetrapack, wenn er seinen nichtsnutzigen Sohn Egon betrachtet, der den ganzen Tag am Strand steht und den Sonnenaufgang beobachtet.
  • Pfarrer Helander ist von Rerik nach Sansibar ausgewandert, um dort koschere Missionsarbeit zu leisten. Die schwarze Bevölkerung hasst ihn dafür und auch ansonsten ist er bei allen Menschen unbeliebt. Sogar die Lamas spucken nach ihm, wenn er mal wieder durch den Busch wandert, um die Heilsbotschaft zu verkünden. Helander hat sich auf Sansibar eine kleine, mittelprächtige Kapelle errichtet, in der er fast immer allein sitzt und den ganzen Tag vor sich hin betet; meist ist noch nicht einmal die Gegenwart des Heilands spürbar - so verlassen ist der Schuppen.

Handlung[<small>bearbeiten</small>]

Auf Sansibar angekommen, nimmt Gregor zunächst die Fährte zur afrikanischen Mafia auf, um den lesenden Klosterschüler gewinnbringend zu verkloppen. Leider ist man an der Holzplastik zu diesem Zeitpunkt nicht interessiert, dafür nimmt Gregor mehrere Kilo löbliches Marihuana mit: „Wer weiß, wozu man das noch gebrauchen kann“, dachte er bei sich.

Wenig später trifft er auf Judith, die unter einem Wasserfall steht und sich die Füße wäscht. Lebensunerfahren, wie Judith ist, zaudert sie nicht lange und bittet Gregor auf eine Kokosmilch in ihre Hütte. Während sie die Einladung ausspricht, zieht sie sich noch schnell die Kitenge über die unbestrumpften Beine und wischt sich die Shampooreste aus dem Schamhaar.

Gregor, der lange keine Frau gesehen hatte, war hin- und hergerissen: sollte er sich nun um das Geschäft kümmern oder schnell ne Nummer schieben? „Si klaro,“ dachte er, „ich werde erst diese Dirn entjungern und mich dann um die Plastik kümmern“.

Nach einer langen Liebesnacht verlässt er die Hütte und marschiert siegessicher zum nächsten Basar. Doch auch hier hatte man keine Verwendung für den hölzernen Nachlass, so dass er spontan zurück zu Judith schlendert, um um ihre Hand anzuhalten. Liebe war zwar nicht im Spiel, dafür aber eine Menge Fufu - denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Völlig ekstatisch willigt Judith ein und gen Ende versteht Gregor, dass der lesende Klosterschüler gemessen an dem Wunder der seligen Liebe eigentlich nur Schund ist. Die Hochzeit feiern die beiden in der spartanisch eingerichteten Kapelle des Helander, der sich über das bisschen Gesellschaft irre freut und das junge Paar zu Mann und Frau erklärt. Und auch Knudsen muss zähneknirschend und nicht ganz neidlos zusehen, wie die Geschichte einen glücklichen Ausgang findet. Was Gregor mit dem Dope gemacht hat und ob dies etwas mit Judiths Willfährigkeit zu tun hatte, bleibt unklar.

Mit dem lesenden Klosterschüler hatte man zum Schluss Heinrich Knudsen erschlagen und den Rest der Holzplastik als Feuerholz verwendet.

Nachproduktionen[<small>bearbeiten</small>]

1997 wurde der Film in China unter dem Titel „In Sansibar essen sie Hunde“ digitally remastered.

wiki:Sansibar oder der letzte Grund