Schelmstedt

Zum Danke ihrem Ehrenbürger - Maggistrat und Einwohner der Stadt Schelmstedt.

Schelmstedt ist ein Hafenstädtchen an der Westküste der kalauischen Insel Marotte, ein gutes Stück südwestlich der Hauptstadt Sickjoke. Es ist der einzige Hafen des Scherzherzogtums, der von Einwandererschiffen angelaufen werden darf. Dementsprechend ist Schelmstedt, vor allem aber sein Stadtteil Schelmstedt-Narrenborn, durch sein Aufnahmelager für Flüchtlinge und Einwanderer bekannt geworden. Seit Jahrhunderten bereits gilt Kalau als das "gelobte Land" für Humoristen, Komiker, Kabarettisten sowie für Dichter und Denker aller Art. Sie fliehen aus so drögen Weltgegenden wie Neinpan, Wikipedanien oder der Bürokratischen Republik Schland, in der Hoffnung auf dem Atoll ein besseres Leben führen zu können.

Die Einwanderungsbestimmungen sind freilich ausgesprochen rigide. Bereits unmittelbar nach dem Landgang wartet auf den Ankömmling die Gutmenschenpolizei (Gutmenschenjägerregiment Nr. 49 "General Dalang" der kalauischen Schreikräfte) und unterzieht ihn einer eingehenden physischen wie psychischen Untersuchung. Ergeben sich dabei Anhaltspunkte für Betroffenheit, Offenheit oder Nachhaltigkeit, wird der Betroffene unverzüglich mit demselben Schiff ins Heimatland zurückexpediert. Das Gleiche gilt, wenn Obermedizinaldirektor Dr. Thilo Harlequin bei Einwanderungswilligen das sogenannte "Griesgram-Gen" feststellt (benannt nach dem kalauischen Mediziner Prof. Dr. Gregor Griesgram).

Schließlich muss der Immigrant einen Test absolvieren, in dem es sowohl grundlegende Kenntnisse des Kalauderwelschen nachzuweisen als auch mindestens 17 von 33 Fragen zur Kalauischen Landeskunde richtig zu beantworten gilt. Gefragt werden kann etwa nach dem derzeitigen Staatskanzler, berühmten Dichtern und Schriftstellern aber auch nach der Kalauischen Gesellschaftsordnung. Ist der Test bestanden, erhält der Einwanderer mit den Worten "Na, Sie sind lustig ..." eine Lustigkeitsbescheinigung, ein Bildchen mit dem Konterfei des amtierenden Scherzherzogs darauf sowie ein Begrüßungsgeld von 10 Teuro. Er darf dann den Zug in Richtung Sickjoke nehmen.

Wegen der rigiden Einwanderungsbestimmungen nimmt die illegale Immigration überhand. Ein traditioneller Weg besteht darin, einfach in der Nähe der Wurstsuppe über Bord zu gehen und sich von der Strömung an die Westküste Bruhahas treiben zu lassen.

Soweit neuerdings allen Ernstes behauptet wird, Kalauer würden umgekehrt vom Atoll fliehen und Zuflucht ausgerechnet im humorfreien Norddeutschland suchen, kann dies natürlich nur als infame Störpropaganda anti-kalauischer Kräfte bewertet werden. Mit Blick auf die Verteidigung der kalauischen Gesellschaftsordnung behält der TKKG-Auslandsgeheimdienst Y-Team die Sache im Auge.