Gutmensch
Der Orden der Gutmenschen ist eine Organisation mit einer sehr langen Tradition. Voraussetzung für die Aufnahme in diesen Orden ist das Ablegen eines Hypothetischen Eides.
Begriffsklärung
Zu Anfang dieses Artikels ist es vielleicht nötig, eventuelle Missverständnisse auszuräumen. Der Begriff „Gutmensch“ wird zwar heutzutage inflationär auf alle hilfsbereiten Kamele mit guten Absichten angewandt, was aber nicht der [] entspricht. Um im Orden aufzusteigen und den wahren Prinzipien des Gutmenschentums gerecht zu werden, sind gute Absichten eher hinderlich, ja sogar kontraproduktiv.
Lebensweise und Motivation
Der Gutmensch in seiner ursprünglichen Reinform lebt auf einem so genannten Gutshof fern vom Alltag und den Lebenswirklichkeiten seiner Mitmenschen. Dessen ungeachtet hat er – nicht zuletzt bedingt durch seine faktische Isoliertheit – das unstillbare Bedürfnis, sich immer und überall einzubringen, indem er bei Themen, die gerade die Gemüter der anderen Menschen bewegen, die gutshöfische Abgeschiedeheit verlässt und in die Vorstadt pilgert, um sich in aufsehenerregender Retterpose vor die nächstbeste Kamera zu werfen. Dabei geht es ihm nicht darum, wirklich Gutes zu tun: Der Gutmensch tut nicht gut, er tut so – und das gut. Überall, wo wirkliche Helfer eifrig ihre oft schwierige Arbeit tun und gar keine Zeit und Nerven für Gepose finden, da springt der zuvor nie Gesehene aus seiner Deckung hervor und mimt, nicht nur einer von ihnen zu sein, sondern der Erste, Größte, Beste, und Schönste von allen.
Obwohl der beschriebene Gutmensch eine rare Spezies darstellt, fürt seine mediale Inszenierung dazu, dass manche Laien versehentlich die Spezies der Helfenden für Gutmenschen halten, obwohl diese gar nicht abgeschieden auf Gutshöfen verweilen, sondern dort, wo Hilfe gebraucht wird - auch wenn keine Kamera da ist und auch, wenn die Öffentlichkeit schon lange nicht mehr hinschaut.
Mythos oder Wirklichkeit
Froscher untersuchen gerade, ob der beschriebene Gutmensch als profilierungssüchtiger Schlechtmensch wirklich so häufig in Erscheinung tritt, oder ob der so beschriebene „Gutmensch“ nicht weit häufiger Schlechtmenschen als Konstrukt dient, um ihre Boshaftigkeiten gegenüber Minderheiten und denen gegenüber, die ihnen helfen, zum Ausdruck zu bringen.
Diese Annahme mag, Beobachtungen und täglichen Erfahrungen zufolge, beim gemeinen Volk zutreffen, jedenfalls bei dem ganz bösonders gemeinen. Allerdings gibt es ebenso deutliche Hinweise darauf, dass das Volk durchaus Verdrehte hat, auf die die eingangs dargelegte Gutmenschen-Beschreibung sehr wohl zutrifft. Nahezu 100% jener Verdrehten, auch Prollitiker genannt, weisen die archetypischen Merkmale des beschriebenen Gutmenschen-Stereotyps auf. Bei jeder Pressekonferenz – besser bekannt als Mutantenstadel – wird die Betroffenheitsmaske angelegt und wortreich gutgemenschelt, um die 2 Sekunden vorher gefällten menschenver-8-enden Entscheidungen weichzuspülen. Alles Schlechte wird dabei allein dem politischen Gegner unterstellt, der das Gleiche tut, wobei zum Schluss ein Heer von Heiligen übrigbleibt. Der oberste Gutmenschenlevel ist erreicht. Hier kann kritisch angemerkt werden, dass Prollitiker vielleicht gar keine Menschen sind, sondern Androiden oder Reptilien, und sie somit gar keine Gutmenschen sein können.
Für die Hypothese der Froscher, dass „Gutmensch“ ein rethorisches Konstrukt von Schlechtmenschen sei, widerum spricht, dass Sobeschimpfte, die fernab jeder Egoshow Hilfe leisten, sich mittlerweile diesen Begriff aneignen und ihn ins Gute umdeuten, um sich von den sie beschimpfenden Garnichtgutmenschen abzugrenzen.
Die zahllosen Positionen zum „Gutmenschen“, ob er Mythos oder Wirklichkeit ist, ob er aufgrund seiner letzten Silbe kameldiskriminierend ist und sowieso an dieser Stelle gelöscht gehört, ob Gutmenschen gut oder böse oder so mittel oder auch nur Menschen sind, ob es Gutmenschenparkplätze oder -toiletten geben sollte, ob sie einen eigenen Staat oder besser einen eigenen Knast bekommen sollten, all das hat letztlich inzwischen zu einem Riss durch die gesamte Geselligkeit geführt. Sogar neutrale Beobacher denken langsam: «Joaaaa, jetzt is Gutmensch!» Deswegen dungen Kamele auf diesen Begriff, wenngleich er unter Menschen nichts an seiner Popularität einbüßt, und sei es im Bullshit-Bingo.
Voraussetzungen und Prinzipien
Wer als Gutmensch erfolgreich sein will, der sollte eine flexible Halsmuskulatur besitzen. Die braucht er nämlich, um beim Surfen in den tosenden Meeren der öffentlichen Meinung nicht die Orientierung zu verlieren. Der ideale Tag eines Gutmenschen sieht folgendermaßen aus: Zum Frühstück empfängt er klatschend am Bahnhof eine Gruppe von Flüchtlingen. Zum Mittagessen verdammt er diese grapschenden Rapefugees und erklärt im selben Atemzug seine Devotion zum Feminismus und seinen Einsatz für die Frauenrechte. Zum Abendessen verdammt er die lügenden Votzen und erklärt seine Solidarität mit [] und allen zu Unrecht wegen Vergewaltigung Angeklagten.
Tipps für angehende Gutmenschen
Wer jetzt Interesse hat, dem Orden beizutreten, hier noch ein paar wertvolle Tipps:
- Es kommt immer gut, Bio-Fleisch im Supermarkt zu kaufen. Ist vollkommen OK, wenn dann das Geld nicht mehr für den Bio-Käse reicht, der von "Ja!" tut's dann auch.
- Wenn Geld kein Thema ist, empfiehlt es sich, ein Elektroauto oder einen Hybrid zu kaufen. Gibts auch als SUV! Die sind ja schließlich gut fürs Klima, besser als zehn Fahrräder!
Der AblasshandelSpenden macht sich immer gut. Besonders auf deinem Steuerbescheid, schließlich lassen die sich super absetzen.- Ein weißes Laken und Wasserfarbe ermöglicht wechselnde Parolen mit nur einer Investition!
- Durch Vergleichen von Schlagzeilen lässt sich schnell das effektivste Gutmenschenthema detektieren. Und dann gilt es, schnell zu sein!
- Gutmensch ist ein Unwort, was aber nicht im Umkehrschluss bedeutet, Unmensch sei ein Gutwort.
Siehe auch: Schildbürger
Siehe vielleicht: Butz Lachmann
Unwort des Jahres 2015