Spucken
Als Spucken bezeichnet man die kameltypische bewusste orale Ausscheidung von, naja, Spucke. Gründe für das Spucken können Ekel, Kommunikation und chronische Coolness sein.
Vorgangsbeschreibung[<small>bearbeiten</small>]
Beim Standardspucken werden die im Mundraum zusammelaufenden Sekrete auf der Zunge gesammelt, von dort vor die Zähne gebracht und mit einem Luftstoß zwischen den leicht geöffneten Lippen herausgeschleudert. Insbesondere Amateure neigen dazu, ihre untere Gesichtspartie oder Kleidung durch mangelnde Konzentration mit Teilen der Sekrete zu benetzen. Ihnen wird geraten, den Vorgang vor dem Familienspiegel oder einem laufenden Ventilator zu üben. Mit zunehmender Übung ist weniger Konzentration erforderlich; ehrwürdige Meister des Faches sind sich häufig gar nicht mehr ihrer Handlung bewusst und absolvieren den komplizierten Spuckakt völlig automatisiert.
Eine Sonderform stellt der so genannte Gelinger (Betonung auf der ersten Silbe) dar. Hier werden weniger die flüssigen Sekrete aus dem Mundraum gespruckt, sondern schleimartige Vorräte aus dem Nasenraum herangezogen. Aufgrund der stärkeren Kohärenz der Spuckladung können geübte Spucker den Gelinger über wesentlich höhere Distanzen spucken als den Standardspucker. Zudem schmeichelt der charakteristische Grunzlaut beim Ziehen der Schleimladung aus dem Nasenraum, gefolgt vom Popp-Geräusch, welches das Projektil beim Verlassen des Mundraums und dem feuchten Aufklatschen des Sekretes auf dem bespuckten Objekt verursacht, dem ästhetischen Empfinden der umstehenden Personen.
Absolute Großmeister beherrschen das Spucken eines Gelingers vertikal gen Himmel, sowie das darauf folgende Auffangen des Projektils mit dem leicht geöffneten Mund.
Sozialer Hintergrund[<small>bearbeiten</small>]
Spucken und Jugendkultur: Insbesondere in der Jugendkultur hat das Spucken eine nicht mehr wegzudenkende Rolle eingenommen. Ob an Bushaltestellen, in der Pause auf dem Schulhof oder beim Amoklauf durch die Schule - Spucken ist ein Stück Lebensmentalität der Jugend geworden. Während Kritiker auf die medizinischen Folgen durch Ausdörrung und Rutschgefahr hinweisen, betonen Soziologen die gemeinschaftsfördernde und identitätsstiftende Wirkung jugendlichen Sozialspuckens.
Spucken als Ausdruck der Achtung: Mitnichten ist der Spuckakt als ein rein biologischer Reflex zu betrachten. Vielmehr kann er als kommunikativer Prozess aufgefasst werden, mittels dessen ein Akteur seine Anerkennung gegenüber Höherrangigen ausdrückt. Überlieferungen zufolge fanden sich im Mittelalter ganze Dorfgemeinschaften zusammen, um mit dem demütigen Bespucken neugeborener Thronfolger ihren Gehorsam gegenüber dem König auszudrücken. Walter von der Vögelweide wurde angesichts seiner Weigerung, den Sohn Philipps von Schwaben zu bespucken, öffentlich hingerichtet. Seine letzten Worte sind inzwischen zu einem geflügelten Wort geworden: "Der nachtigal wirts mir bezeygen, das nimer mich der Halse sekret ins sichte spouket - tanderadei, tanderadei." Das Spucken als freie Meinungsäußerung wurde von den Vertretern der Frankfurter Schule als Form der Ideologiekritik anerkannt.
Spucken als Kunstform: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte das Spucken einen Höhepunkt in der Kunst. Während sich das Amateurspucken insbesondere im aufstrebenden Bürgertum wachsender Beliebtheit erfreute, wurden in den großen Adelshäuser Europas regelmäßig Vorführungen der angesehensten Spuckkünstler dargeboten.
Verwechslungsgefahr[<small>bearbeiten</small>]
Spucken wird häufig aufgrund sprachlicher und phänomenologischer Ähnlichkeiten mit folgenden Vorgängen verwechselt:
- Zucken
- Jucken
- Tucken
- Brotkasten