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Aktuelle Version vom 23. November 2013, 23:42 Uhr
Wer sich in Hamburg aufhält, lernt sehr bald das berüchtigte Hamburger Wetter kennen. Die schnell geweckte Lust auf die Reise in den Süden sollte jedoch nicht mit den Mitteln des ÖPNV befriedigt werden, denn die südliche S-Bahn hat ihre Endstation außerhalb der in Reiseführern beschriebenen Gegenden - in Neugraben.
Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter; der Europäische Fernwanderweg nach Italien ist gut ausgeschildert, es sollten jedoch Übernachtungspausen einkalkuliert werden.
Etymologie[<small>bearbeiten</small>]
Im 15. Jahrhundert buddelten die Bauern hier einen neuen Graben. Mangelnde Kreativität ließ daraus einen Ortsnamen werden. Der Graben hingegen ist schon seit Jahrhunderten ausgetrocknet. Das angrenzende Fischbek wurde übrigens nach einem natürlichen, fischreichen Fluss benannt, der ebenfalls seit langem ausgetrocknet ist. Die zuständigen Behörden ließen im zwanzigsten Jahrhundert mehrere Wasserschutzgebiete anlegen, waren jedoch ganz klar zu spät dran.
Geomorphologie[<small>bearbeiten</small>]
Neugraben liegt zwischen einem öden Moor im Norden und den popeligen Harburger Bergen im Süden, die keinen solchen Namen verdienen. Die Wälder sind voll mit Hügelgräbern; denn schon die Steinzeitmenschen, die es in diese Gegend verschlagen hatte, waren vor Langeweile gestorben.
Sagen und Legenden[<small>bearbeiten</small>]
Im Zentrum der Siedlung erhebt sich ehrfurchtgebietend der majestätische Falkenberg (Gipfelhöhe 8,7 m). Hier hat bekanntlich Störtebeker seinen Schatz vergraben. Ausgrabungen in den Ruinen brachten bisher jedoch lediglich die Überreste der Saufgelage des alten Piraten zutage (Pappbecher, Bierdosen).
Historische Ereignisse[<small>bearbeiten</small>]
Die ephemere und hysterische Aufmerksamkeit einschlägiger Boulevardzeitungen erlangte in den 80er Jahren ein Hausbesitzer, der einen Mieter verklagt hatte, da dessen zur Schau gestellte Gartenzwerge angeblich den Wert des Hauses minderten. Dieser Vorort war schon immer ein Tummelplatz für Spießer in der einen oder anderen Form.
Eine Messerattacke einer geistig gestörten Frau auf den Justizsenator brachte Neugraben ein paar Jahre später wieder Beachtung durch die Weltpresse ein.
Der bekannteste Aufmacher ist und bleibt jedoch der Wachtelkönig. Dieser seltene Vogel kreischt zwar in lauen Sommernächten die Anwohner aus dem Schlaf, ist jedoch nie gesehen worden und daher offensichtlich vom Aussterben bedroht. Sein Auftauchen auf diversen schwarzen, roten oder grünen Listen kollidierte mit einem geplanten Neubaugebiet im Moor und führte dazu, dass sich Umweltschutzverbände, EU-Kommissionen, Bürgerinitiativen, Investoren, Städteplaner sowie profilierungssüchtige Global- und Lokalpolitiker fröhlich bekriegten. (Weiteres siehe Politik.)
Gegenwart[<small>bearbeiten</small>]
Neugraben ist eine blühende Siedlung am Rande der Zurechnungsfähigkeit.
9316 Menschen leben hier, wenn "Leben" der richtige Begriff ist. Die Einwohner sind überwiegend gastfreundlich; man kann leicht von den Christlichen Pfadfindern einen Becher Tee oder im Ortsamt eine Nummer zugeteilt bekommen.
Der tägliche ausgetragene Wochenmarkt bietet ein breites Angebot an Spezialitäten aus der Gegend, wie etwa biologisch angebaute Kokosnüsse aus dem Alten Land (ein mystischer Ort) oder depressiven Elbfisch.
Mensch, bin ich froh, dass ich da weg bin.
Siehe auch: