Kamelobooks:Ölkrise/00001011

aus Kamelobooks, der wüsten Bibliothek
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Der Kamelopedia-Roman!!! Das literarische Projekt 2006. Das hier ist erst der Anfang, der Titel gibt schonmal ein wenig das Thema vor. Es geht um Ihn, und um die Ölkrise. Er lebt irgendwo bei Kairo und arbeitet in der Innenstadt in der Zentralpyramide. Was er dort tut, und wie und was noch passieren wird, keiner weiss es bisher. Liebe, Intrigen, Krisen, Kriege, Rock'n'Roll, Drugs, Sex, raffinierte Technik, Lug, Trug und Betrug, Spionage und Camouflage, Sklaverei, Freiheit, Glück und Naturkatastrophen, alles ist möglich. Lies den Anfang, und setze die Geschichte zusammen mit anderen Kamelen fort.

Hier entsteht Weltliteratur!

Kapitel 00000

Er musste gerade wieder tanken. Der ganze Monatslohn würde dabei draufgehen. Er musste sich irgendwas einfallen lassen. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen. Er war schon letztes Jahr kaum über die Runden gekommen. Aber die letzte Preiserhöhung, das war zu viel.

Warum hat er sich diesen hubraumstarken Benzinschlucker gekauft? Er wusste es nicht mehr. Doch, er wusste es noch. Der Benzinschlucker hatte so sympathisch gegrunzt und der Dattelmelker durfte ihn nicht mehr fahren, da er mit seinen 235 Jahren doch schon einen Tick zu alt für dieses Geschoss war, trotz Frischzellenkur und Rückgratimplantat. Und er hatte Mitleid mit dem Alten und auch einen nagelneuen Sattel gehabt. Ein Sattel ohne benzinschluckendes Kamel, welch eine Schande. Und was für ein Sattel, mit allen Gimmicks, die man sich vorstellen konnte: Nasenhaarentferner, Ölablassschraube, Navigationssystem, Sellerie-Anzeige, Nachtischsuchgerät, Macho-Meter usw. Wie sah das aus, er, der jeden Morgen pünktlich zur Arbeit sein musste, verlässt seine Pyramide, schwingt sich auf seinen edlen Sattel, aber kein Kamel drunter. Lächerlich, wie er so zur Arbeit gehoppelt war, und er wollte endlich auch mal tanken. Das war sein Traum gewesen, schon seit seiner Kindheit. Er hatte den Alten mit 17 Packungen Mullbinden bezahlt, damit er seinen Mumienverband erneuern konnte. Einen Sarkophag wollte der Alte eigentlich, aber Verhandlungsgeschick, das ist alles!

Und da stand das Kamel nun an der Zapfsäule und schluckte genüsslich 175 Liter Benzin in seine Höcker rein. Drahtlos wurde jeder Liter sofort von seinem Konto abgebucht, die Luft brannte wegen der hohen Beträge. Gleich würde er wieder Gas geben dürfen, in den Sattel gepresst werden, und es genießen können, solange, bis der Sprit wieder alle sein würde. Das wird etwa an der dritten Ampel sein. Versoffenes Kamel, irgendwo musste es undicht sein, ob er ihm mal den Hintern zunähen sollte? Nein, das wäre ein unautorisierter Eingriff in die Darmflora seines Fortbewegungsmittels, das war verboten, streng verboten. Aber vielleicht hilft auch ein Ausflug in die Wüste. Dort litern Kamele bekanntlich wesentlich weniger. Schon wollte er einen Antrag auf Verwüstung seines Arbeitsweges in der Zentralpyramide stellen, aber es war einfach zu riskant. Man hätte ihn aus seiner Pyramide geschmissen, hochkant. Obdachlos würde er seinen Job verlieren. Und ohne Moos nix los, dann könnte er sein geliebtes Kamel, welches gerade vollgefüllt bis zum letzten Hohlraum zufrieden rülpste, nicht mehr tanken. Nein. Brav weiter machen, so wie es von einem erwartet wird. Die Höcker waren nun prall gefüllt, sein Sattel thronte oben drauf, und glänzte wie ein Goldschatz im Sonnenlicht. Ein prachtvoller Anblick! Besser geht es eigentlich nicht, stolz registrierte er die neidischen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer. Nur der Benzingeruch, wenn es rülpste, das war etwas unangenehm, aber was soll's.

Für die nächste Füllung muss er seine Chefin anpumpen, Kamelopatra, oh schönste aller schönen Chefinnen. Ein charmantes vielsagendes Lächeln wird es ermöglichen, da war er sich ganz sicher. Aber wenn es doch versagt, sie war hübsch, sehr hübsch, und genauso launig, vor allem wenn sie mal wieder mit dem linken Fuß aufgestanden war, was dann? Kamel gegen eins tauschen, was Diesel bevorzugte, oder gar eins was dieses aus Norddeutschland importierte Rapsöl schlürfte? Wäre etwas billiger, aber der Stress, und er würde das sympatische Gegrunze vermissen. Die anderen klackerten immer nur so, besonders, wenn sie noch kalt sind. Aber manche von denen sollen im Trab ganz nette Lieder singen können. Vielleicht sollte er nochmal drüber nachdenken.

Jetzt aber musste er auf die Tube drücken, in 23 Minuten wird er an seinem Schreibtisch in der Zentralpyramide von Kairo sitzen müssen. Also hurtig, er schwang sich auf seinen geliebten Benzinfresser, stolz wie ein Beduine, den Hotdog in der einen, die Lenkleine zwischen den Zähnen, drückte er aus der Senftube den Geschmacksveränderer in das Brötchen, er hatte noch nicht gefrühstückt … Sein Kamel wusste den Weg, darum brauchte er sich nicht mehr zu kümmern, der Elektroschock und die mit Stacheln besetzte Drahtseilpeitsche hatten ihren Dienst vorzüglich geleistet, den Weg würde es nicht mehr vergessen. Wer braucht schon Satelliten-Navi. Richtig, nur Weicheier. Und die geklauten Mercedes-Sterne vor den Augen nahm es jedes Hindernis mit. Das benzinschluckende Kamel hatte darin Übung, im Tiefflug rast es unter seinem Besitzer durch die engen Gassen Kairos, quer über den Wochenmarkt, blitzartig schleicht es am Hauptbahnhof vorbei, hinab durch die Unterführung und auf der anderen Seite wieder raus. Die dritte Ampel machte dem Unterfangen der Pünktlichkeit einen Strich durch die Rechnung. Nein, sie ist nicht rot, ja sie ist grün, aber wie vorhergesagt, die Höcker hängen ganz schlaff runter, der Sattel mit seinem stolzen Besitzer sind auf dem Weg bis hier her gut einen Meter tiefer gesunken, und Benno, so heißt das Kamel, stöhnt. Sprit alle! Noch 5 Minuten bis zum Anfang der Kernarbeitszeit, das ist wieder nicht zu schaffen, er wird heute Abend wieder länger machen müssen, um das auszugleichen. Wahrscheinlich wird SIE schon am Portal der Zentralpyramide stehen und die Peitsche vor Wut schwingen, so wie immer, und dann wehe dem Untertan, der in die Nähe kommt. Also tanken, hätte er doch beim Kauf des Kamels darauf geachtet, dass es länger als drei Ampeln hält.

Das Befüllen an der mobilen Tanke - die Mieten für stationäre Tankstellen waren in der Innenstadt von Kairo einfach zu hoch - dauerte ziemlich lange, aber was tat er nicht alles um seinen Benno glücklich zu machen. Das er mittlerweile wegen der Spritpreise einen Kredithai aufsuchen musste, was soll's, da musste er durch. Was die Chefin zur erneuten Verspätung zu sagen hatte, daran wollte er noch nicht denken. Zufrieden glucksend bog der treue Benzinschlucker in den Hauptweg des Zentralparks ein. Am anderen Ende war bereits die mittels Supraleiter einen Meter über dem Boden schwebende erdbebengeschützte Zentralpyramide zu sehen. Er parkte Benno in der Tiefgarage am Ende des Parks und schwang locker den einen Meter Höhenunterschied vom Parkboden zum Haupteingang der Prymide hinauf. 17 Minuten im Minus, sapperlot! Höchste Sicherheitsvorkehrungen nach dem letzten Anschlag auf eine Stufenpyramiden-Außenstelle in Sakkarah machten seit einiger Zeit komplizierte biometrische Kontrollen nötig. So stellte er sich vor die Sicherheitsbeamtin, die sich ihm zu Beginn der Kontrollen vor drei Wochen als Iris vorstellte, die dann auch gleich wieder wie jeden Morgen ihren berühmten Irisscan zelebrierte. "Wieder zu viel gesoffen, gestern Abend, oder wie", spielte sie auf seine rot gereizten Augen an. "Nein, der Sandsturm …", murmelte er vor sich hin. "Immer diese Ausreden. Wir müssen wohl mal Ihre Reitlizenz überprüfen." Währenddessen hielt Iris seine Hand hoch, und verglich den Daumen mit einem Abdruck aus Lehm. "Und das nächste Mal deutlicher antworten, damit ich Ihre Stimme besser höre!" Mit diesen Worten schubste Iris ihn in die Drehtür.

Als er nach wenigen Sekunden wieder zum Bewusstsein kam, hatte Iris die Drehtür auch schon entriegelt und er konnte sich fluchend zu seinem Arbeitsplatz durchkämpfen. Auf dem Weg dachte er sich vorsichtshalber schonmal eine Ausrede aus, doch hatte beim besten Willen keine Idee. Er war nicht sehr kreativ und wollte auch nichts zu Hanebüchenes erdichten. Er reimte sich also nur irgendetwas zusammen über einen terroristischen Anschlag in der Nähe seines Hauses, bei dem vierzehn Anwohner (drei von ihnen Kinder, sieben Frauen und elf Männer) ums Leben gekommen waren. Mit einem alten verbrannten Zahnstocher kritzelte er im Gehen eine Fälschung der 46 Seiten dicken Zeitung des Tages, die seine Geschichte untermalen sollte und bastelte aus den Sandalen eines Obdachlosen, den er auf dem Weg zur Arbeit beraubt hatte, eine M16. Seine Version hatte zwar nur drei Viertel der Durchschlagskraft eines echten Sturmgewehres, er hoffte aber, dass das nicht sonderlich auffallen würde. Auch betrug die Farbabweichung an der Unterseite des Schafts gute 0,23%. Wenigstens war die Zeitung perfekt geworden - schließlich hatte er die rechte Hand zum Fälschen der Zeichen und die linke zum Basteln der Waffe gebraucht. Wundersamerweise glaubte ihm Kamelopatra jedes Wort und blätterte die Zeitung nicht einmal zur Hälfte durch. Auf der Seite auf der sie innehielt befanden sich die Todesanzeigen - eine von ihnen behandelte den Tod ihres Ehemannes. Da sie glaubte, Single zu sein, bat sie ihn, von seinem Frauenwahlrecht Gebrauch zu machen und so kam es, dass er wenige Tage später zu einem der reichsten Männer Kairos emporstieg. Das hatte auch damit zu tun, dass die meisten anderen Männer (alle bis auf ihn und den ausgeraubten Obdachlosen) in der Stadt sich wegen der anhaltenden Ölkrise umgebracht hatten. Doch von diesem Massensuizid bemerkte er nichts, er und Kamelopatra hatten sich seit Tagen in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer eingeschlossen und liebten sich innig. Mal streichelten sie sich sanft, während er sie verwöhnte, mal wurde das wiederholte, schnelle und heftige Stoßen so gewaltig, dass sich sogar der Autor Gedanken machte, wie viele Minderjährige sie durch die Fenster ihres Raumes beobachteten. Von seiner Position konnte er durch das Fernglas nur drei ausfindig machen. Aber er sah auch nur eines der vielen Fenster.

Als er aus seinen Träumen aufwachte, stand er immer noch an der Drehtür, aber er war drin, wenigstens hatte das geklappt, die Zeitung hatte er unterm Arm, in der anderen die verranzte Sandale. Was sollte er damit? Vor ihm lag der lange, mit feinstem Elfenbein ausgekleidete Gang zu den Büros. Zur Ertüchtigung der Mitarbeiter war in den Gang ein Förderband eingebaut, welches sich entgegen der Hauptverkehrsströme bewegte. Über dem Gang hing ein Schild "Streng dich an!". Er schluckte, denn das Band bewegte sich heute besonders schnell.

Sein Büro befand sich zum Glück im Erdgeschoss, aber er wollte jetzt sofort zu Kamelopatra und eilte deshalb zum Fahrstuhl. Sie, die bezaubernde Chefin, würde vom 27. Stock in die Sonne blicken und etwas Ruhe haben, bis der erste zu ihr durchkam. Er drückte die Taste 27 und der Fahrstuhl bewegte sich nach unten. Eigentlich spielte es keine Rolle, welche Taste man drückte, man fuhr immer ins dritten Untergeschoss, wo der einzige Zugang zum Treppenhaus war. Er hatte einmal aus Neugier den Knopf zum vierten Untergeschoss probiert und festgestellt, dass es tatsächlich ein solches gab. Es enthielt keine Büros, nur ein Seil, das von der Decke herabhing, um wieder hochzuklettern. Typisch.

Dreißig Treppen später irrte er schwer atmend durch die Chefetage. Büro 187, Büro 188 … - er hielt kurz inne und fragte sich ob er richtig war. Kamelopatra war in Büro 146, gleich neben 418. Zwei aufeinander folgende Nummern waren hier so unwahrscheinlich, wie im Lotto zu gewinnen. Ein böser Scherz, jemand musste die Schilder vertauscht oder verdreht haben, und jetzt wusste er nicht mehr, wo er stand. Mentales Fitnessprogramm, davon sprach sie doch letzte Woche. Er atmete durch und suchte in seiner Tasche nach dem Kompass. Ausrüstung ist alles. Kamelopatra hatte ihr Fenster gegen Süden. Jedenfalls letzte Woche. Wie die Zimmernummern war hier nämlich alles in ständiger Bewegung, denn die Angestellten der Zentralpyramide hatten nicht übermäßig viel zu tun, seit er die Abakusse, mit denen sie ihre statistischen Berechnungen über die Zuwachsraten der Kamele durchführten, mit Seilen miteinander vernetzt hatte, und so verbrachten sie viel Zeit damit, sich und ihre Büros umzuziehen.

Kapitel 00001

Jetzt lief er schon seit zweiundvierzig Minuten diesen Gang entlang und war immer noch nicht bei Kamelopatra angelangt. Ob er sich etwa doch verlaufen hatte? Er schaute noch einmal auf seinen Kompass. Nein, die Richtung stimmte. Obwohl … hatte da nicht letzte Woche etwas im Rundschreiben über Bauarbeiten gestanden? Jetzt fiel es ihm wieder ein: Die Wand musste neu gesandet werden und daher standen Gerüste am Bau. Im Rundschreiben hatte die Warnung gestanden, man solle wegen der erhöhten Diebstahlgefahr nicht die Fenster offen stehen lassen, worüber er sich noch gewundert hatte, da die Fenster sich ohnehin nicht öffnen ließen. Aber vielleicht gab es ja auch irgendwo im Gebäude noch ältere Fenster. Er selbst hätte sich in den letzten Tagen öfters gewünscht, sein Fenster aufmachen zu können, denn wenn er sich etwas aus dem Fenster lehnen hätte können, hätte er von seinem Zimmer aus seinen Kamelparkplatz sehen können, wo sein Benzinschlucker stand. Und dieser Anblick wäre es wert gewesen, sich dafür ein wenig aus dem Fenster zu lehnen. Aber da es sich nicht öffnen ließ, war ihm dieser Anblick versagt. Ob Kamelopatra da wohl etwas machen könnte? Vielleicht sollte er sie heute fragen. Wenn er sie überhaupt fand, denn seit einigen Jahren wurden neue Gerüste verwendet, die sich mit Hilfe von Magneten am Stahlbeton der Glaspyramiden festhielten.

Aufmerksam beobachtete er nun seinen Kompass, als er an Zimmer 423 vorbeiging. In der Tat, kurz nachdem er an der Tür vorbei war, schwenkte die Kompassnadel fast unmerklich ein kleines Stück nach links. Er hatte sich also verlaufen. Jetzt galt es, seinen Standort festzustellen. Er ging gerade an Zimmer 715 vorbei, doch das half ihm nichts, weil er diese Nummer nicht kannte. Aber er hatte noch ein paar Asse im Ärmel. Er langte also zielsicher in seinen linken Ärmel und holte eine der beiden Automatischen Schnell-Such-Einrichtungen, kurz Asse, heraus. So eine Asse war wirklich eine feine Sache, nur waren Asse ziemlich störungsanfällig, weshalb er stets mindestens zwei davon mit sich trug. Und dies sollte sich jetzt auszahlen, denn sein Versuch, die eben herausgeholte Asse einzuschalten, quittierte diese mit einem langanhaltenden Piepton. Zum Glück hatte er die Bedienungsanleitung dabei, denn mit einer dauerpiependen Asse wollte er nicht bei Kamelopatra erscheinen - was machte das für einen Eindruck. Und so vertiefte er sich in das Studium der Anleitung, um herauszufinden, wie man den Piepton wieder los würde. Es war eine relativ kurze Bedienungsanleitung, nicht einmal tausend Seiten (die beinahe richtig großen Bedienungsanleitungen waren zu dieser Zeit etwa fünf Kilo schwer und handelten zum Beispiel von "der richtigen Komprimation audivisueller Mobilophonitis" oder davon "wie man den antitropolaren Gravitationenkomplex kompensiert"; das ging solange, bis jemand mal auf die Idee kam, das Fachkinesisch zu streichen - und die wirklich großen Bedienungsanleitungen hatten den Raum um sich herum zu einer Schwarzschild-Sphäre gekrümmt), und so erwartete er, noch vor Dienstschluss die richtige Seite zu finden.

Kapitel 00010

Vor dem riesigen Organigramm der Unternehmensstruktur Zentralpyramide (Hauptfirma mit ihren Niederlassungen, Tochterfirmen, zwangseinverleibten Großkonzernen und diversen Kartellen) saß Kamelopatra in ihrem Chefsessel und schnaufte vor Wut. Nicht, dass das etwas besonderes gewesen wäre, hatte sie doch, wie alle Kameltreiberinnen einen immensen Menstruationszyklus von 2 Wochen und ungefähr genau so häufig PMS. Aber heute hatte ihr Zorn ganz unhormonelle Gründe. – Die Vorbereitungen zum dreitausendjährigen Jubiläum des Unternehmens wurden in der oberen Etage seit 2 Jahren vorbereitet und mal wieder hatte Kamelopatra das Gefühl, von einer Zusammenrottung aus lauter Volltrotteln umgeben zu sein. Das lag wahrscheinlich daran, dass die selbstauferlegte Hauptaufgabe der Manager eher darin bestand, Intrigen zu schmiegen, um auf der Karriereleiter hochzuhopsen und diesen Weg anderen zu verbauen. So saß die Chefin gerade über der Aufgabe die Jubiläumsfestschrift über die Geschichte des Konzerns, die Geschichte eines Haufens hinterhältiger Idioten, zu überarbeiten.

Kamelopatra seufzte und trat zu ihrem Fenster. Es war eines der modernen Fenster, die sich öffnen liessen. Sie öffnete es und sah hinaus. Sie sah das typisch ägytische Gedränge. Dann sah sie etwas anderes: Fern ab von allem Gedränge stand eine blau gekleidete Gestalt. Irgendetwas an dieser Gestalt kam ihr seltsam vor. Und dann verschwand die Gestalt in einem Loch im Boden. "Seltsam, seltsam...", dachte Kamelopatra, "Wer könnte das nur gewesen sein?" Es klopfte an ihrer Tür. Sie öffnete und sah einen breitschultrigen Mann, der ein schwarzes Jackett trug. "Ich bin..." "Lassen Sie mich raten!", sagte Kamelopatra mit einem Lächeln auf den Lippen, "Sie sind Manager Kamelius von der Waffenabteilung." "Nein, ich bin Manager Markamel von der Öl-Abteilung!" "Ah, wusst ich's doch. Was haben Sie mir zu erzählen?" "Na ja... Wir haben herausgefunden, dass ein schwerreicher Geschäftsmann fast das ganze noch vorhandene Öl kontrolliert. Sein Name ist Derneteman Vonebenan. Mehr wissen wir leider nicht." "Ach, das reicht mir vollkommen. Wir können das ja morgen bei einer Tasse Tee besprechen." "Aber gerne!" Kamelopatra schloss lächelnd die Tür. Dann schrie so laut, dass der Manager es gerade knapp nicht hören konnte: "Nichtsnutziger Versager!" Und dann sagte sie selbstzufrieden: "Aber er wird dich sicher nicht umbringen." Doch jetzt musste sie wirklich weiterarbeiten. Sie wandte sich der Geschichte des Konzerns zu.

Angefangen hatte es mit einer Ich-AG in der Bronzezeit (noch immer behielt der Konzern Rechte für des Rad, den Faustkeil und Originalbaupläne von Stonehenge), doch der Aufgabenbereich und Mitarbeiterzahlen vergrößerten sich exponentiell. Bereits zur Gründung Roms hatte man die Hauptaufgabe des Konzerns nicht mehr feststellen können, er machte einfach alles. Genauso unüberschaubar war die Unternehmenshierarchie. Oben stand der GROßE CHEF, dann kamen die GrOßEn MaNaGeR, dann die KleIneRen, die Manager Der Zwangseinverleibten Großkonzerne u.s.w. … Chef wurde immer einer der Manager, nachdem der Vorgänger auf dem Sterbebett einen dazu erwählt hatte (selten), oder eines Morgens in der Sahara (öfters) oder zwischen Nilkrokodilen (häufig) aufgewacht war. Von allen Ex-Chefs war nur Tu-Ench-Amun am Leben geblieben, und auch das nur, weil er schon so alt und verwest war, dass ihn niemand mehr anfassen mochte.

Kamelopatra war in den letzten 500 Jahren die erste gewesen, die es ohne Gewalt in den Chefsessel geschafft hatte. Das machte ihre Position aber auch nicht angenehmer. Psychisch, denn die Manager trachteten ihr trotzdem nach dem Leben, und physisch, denn sie war auch die erste Frau hier, und seit 3000 Jahren fertigte so ein Sauhaufen ergonomisch geformte Chefsessel – für Männerhintern.

So unbequem sitzend sann sie gerade über die grossen Fehlleistungen des Konzerns nach (z.B. die Anwerbung von Gastarbeitern aus Israel, das hatte vor Tausenden von Jahren einen Millionenschaden und eine Heuschreckenplage verursacht oder den Turmbau von Babel, der Millionen gekostet hatte und dann von irgendeinem erzürnten Gott zerstört worden war). Sie wollte schon wieder schnaufen - da wurde ein Bild vom Korridor auf ihre Schreibtischunterlage projiziert. Auf dem Bild irrte ein kleiner Angestellter durch die Flure – jemand war auf der Suche nach ihrem Büro. Wahrscheinlich wieder einer der unzähligen Nichtsnutze, die um Lohnerhöhung fürs Tankgeld bitten wollten.

Kapitel 00011

Zur selben Zeit, einerseits bloss etwa 12 Kilometer weg und andererseits doch ganz weit weg, auf der Unterseite der Erdscheibe, nicht aber in Neuseeland (auch nicht in Neusehland), sondern auf einer geheimen Koordinate, landete die Drei-Mann-Hoover-Galeere Ra auf einem ausgedienten Flugzeugträger aus dem Zweiten Wurstkrieg. Eine wunderschöne Blondine mit dattelbraunen Augen entstieg dem Gefährt mit einem seufzenden Laut. "Endlich wieder daheim, es war eine schwierige Überfahrt, und der Einsatz erst, beinahe wäre alles in einem großen Fiasko gescheitert.", dachte sie. Angela fluchte: "Mist!"; sie hatte nämlich ihre Sandale bei ihrem letzten Einsatz verloren und dummerweise auch die Zeitung, in die sie mit unsichtbarer Tinte ihre Notizen reingekrizelt hatte. "Blödes tieffliegendes Oberkamel!", sie erinnerte sich genau, auf dem Marktplatz der Hauptstadt des Erzkonkurrenten, das Kamel furzte dabei, der Benzingestank war unerträglich und der Idiot oben drauf entschuldigte sich nicht mal, sondern rief nur: "Pass doch auf, Alter!"; sie hatte vor Schreck und Entsetzen die Zeitung fallen lassen und war rückwärts über einen großen Dunghaufen gestolpert. Sie hasste Benzingestank, sie hasste überhaupt auch ihren geheimen Einsatz in Kairo, aber es war nötig, um Die große Aufgabe für den GG zu erfüllen. Sie hatte ihre Tarnung als stadtbekannter Penner gerade noch aufrechterhalten können.

Etwa 3000 Jahre war es nun her, dass eine kleine Ich-AG ihrer Organisation mit dem vergessenen Namen die Weltherrschaft entrissen hatte. Das sollte nun endlich ungeschehen gemacht werden und man hatte bereits viele Hebel in Bewegung gesetzt, aber offensichtlich noch nicht genug. Die bei den anderen anstehenden Jubiläumsfeiern böten sicher eine neue Gelegenheit, vor allem, da sich alle Manager dort auf diese profilierende Aufgabe stürzten und sich ständig mit neuen Ideen für die Jubiläumsfeier zu übertrumpfen suchten. Immerhin, soweit war ihre Mission erfolgreich, sie hatte einigen von denen ein paar elektronische Flöhe ins Ohr gesetzt. So konnten ihre Leute im Kontrollzentrum denen nun per Satellitengestütztem W-LAN ein paar lustige Ideen einreden, die sie dann als ihre eigenen, karrierefördernden Vorschläge der Chefin der Gegenseite präsentieren sollen. Die Spezialisten in der Strategiezentrale arbeiteten schon an entsprechenden Anweisungen, die dann übermittelt werden sollten. "Herrlich!", dachte Angela, die nun an der Reeling des Flugzeugträgers stand und in den Sonnenuntergang blickte, "Das wird ein Chaos geben." Sie konnte allerdings nur hoffen, dass ihre Sandale nicht in die falschen Hände geriete und von ihnen nicht näher untersucht würde; es wäre eine Katastrophe, wenn die darin das Geheimversteck für die übrig gebliebenen elektronischen Flöhe und Wanzen finden würden. Um die Zeitung machte sie sich keine Sorgen, ohne Spezialbrille und eine Spezialchemikalie, die auf der Erdscheibenoberfläche sofort verdunstet, waren die geheimen Notitzen nicht sichtbar zu machen. Sie tastete sicherheitshalber nochmals ihre Gesäßtasche ab, ja, die Spezialbrille war noch da.

Sie genoss noch einen Augenblick den Anblick der friedlichen See und ging dann unter Deck. In der Einsatzzentrale gab sie ihrem Vorgesetzten Dreistreifen-Major Dummdreistausderwäscheguck die Schlüssel für die Hoovergaleere in die Hand. Der wollte eigentlich wissen, wie der Einsatz gelaufen war, aber sie schaute ihn nur an und nuschelte: "Schnauze... bin müde, anstrengende Fahrt, blablabla, ich will erstmal relaxen." In der Stimmung wollte der Major seine beste Agentin nicht zu den Vorfällen befragen, er wusste ohnehin einigermaßen Bescheid, denn kein Agenteneinsatz ohne Überwachungspersonal in der Nähe und die hatten für den Rückweg den direkten Weg genommen (nicht um die Erdscheibenkante herum, wie für das normale Agentenpersonal vorgeschrieben). Angela begab sich zum Paternoster, welcher sie in ihre Wohnung bringen sollte. Der Paternoster war wie üblich überfüllt, denn derzeit gab es viele Einsätze auf der Erdscheibenoberseite, schließlich musste jetzt das ganze Programm abgespielt werden, die letzten 250 Jahre Vorbereitungszeit mussten sich endlich lohnen. 3000 Jahre ohne Weltherrschaft, das war genug! Angela wünschte sich wie alle anderen Atlanten nichts sehnlicher, als mit der gesamten Stadt wieder auf der Oberfläche aufzutauchen und die Weltherrschaft zurückzuholen. Endlich wieder im Luxus, und an der Sonne. Wie die vielen vielen Mitstreiter auch, so als priviligierte Agentin durfte sie bei Außeneinsätzen zwar öfters an der Sonne sein, aber richtig genießen konnte sie das nie, der Auftrag war zu wichtig! Mit Mühe erwischte sie ein paar freie Quadratzentimeter im Paternoster. Es ging mit einem Affenzahn abwärts, zunächst waren noch die Stahlwände des Schiffes zu sehen, bis zur 21. Unteretage, und dann Meereswasser, welches mit einer den Kamelen auf der Oberseite nicht bekannten Technologie zurück gehalten wurde. Nur zwei Mal wurde diese Technik der bösonderen Wasserhärtung auf der Oberseite angewendet, damals, als die verbündeten Israeliten durchs Meer den Ägyptern entkamen. Und dann, als der Typ aus Nazareth unbedingt über das Wasser laufen musste. Als ob der irgendwas beweisen wollte! Die Kollegen damals hatten eindeutig zu dick aufgetragen, und die beiden Einsätze waren in allen Agentenlehrbüchern als herausragende Negativ-Beispiele aufgeführt. Beinahe wäre schon damals alles aufgeflogen! Allerdings beten die noch heute den großen Gasförmigen als Gott an, das hatte sich nun nicht mehr vermeiden lassen. Damals war er noch ein kleines Licht, seine größte Leistung war einen Busch abzufackeln. Der Wasserhärter war schon damals Standardausrüstung aller Agenten, praktisch in in einem Ur-Tetra-Pack überall hin mitzunehmen, das konnte jeder. Die auf der Oberseite nennen den Großen Gasförmigen noch heute heiliger Geist, das ließ sich leider nicht verhindern. Trotzdem hatte er es bis ganz nach oben geschafft... So schwelgte sie in alten Erinnerungen ihres Volkes, um sich die Wartezeit zu verkürzen, bis der Paternoster sie endlich in die Stadt am Meeresgrund brachte. Wichtig war, dass sie bei dem Paternoster nicht zu früh ausstieg; erst musste sie dessen Drehung nach oben abwarten, denn Atlantis lag auf dem Kopf auf dem Meeresgrund, da es nicht für die Erdscheiben-Unterseite, sondern für die Oberseite gebaut worden war, und selbst die Technologie der Atlanten nicht ausreichte, die Stadt umzudrehen. Außerdem wollte man ja wieder an die Oberfläche, wie vor dem mythischen Untergang der Stadt. Fast am Meeresgrund angekommen, konnte sie die Stadt sehen, genauer gesagt eben die nach oben zeigende Unterseite, welche wegen einem Wirrwarr aus Versorgungsleitungen fast für eine Korallenkolonie gehalten werden konnte. Die Rohre versorgten die Stadt mit dem benötigten Öl, welches leider auf der Erdscheibenunterseite kaum vorhanden war. Während sie so nachdachte, drehte der Paternoster sich und hielt dann mit einem Ruck. Angela öffnete eine der zahlreichen Türen und stieg aus. Sie sah Atlantis, ein wahres Wunderwerk der Technik. Hier unten war Genie an der Tagesordnung, wer nicht mindestens 99,999 von 100 Punkten hatte, flog von der Schule. Doch das Meisterwerk der Atlanten war der GG oder Grosse Gasförmige. Er wurde aus den Trümmern zweier von den Atlanten Inseln erbaut. Er bestand aus den Elementen Nh (Nihilium) und Vc (Vacuum) mit den Ordnungszahlen 0 positiv und 0 negativ im Periodensystem der Elemente. Der GG war leerer Raum und dennoch dachte er... Genial! Aber dann überkam Angela wieder der Zorn über den Idioten auf dem Kamel.

Kapitel 00100

Inzwischen war er bereits auf Seite C1 angelangt. Die Bedienungsanleitung war jedoch schwerer zu verstehen, als er es gehofft hatte. Zumal der Schreiber offensichtlich nicht viel davon hielt, beim Thema zu bleiben. Ein Inhaltsverzeichnis, ein Stichwortverzeichnis oder auch nur eine Einteilung in verschiedene Kapitel gab es nicht und Informationen zu unterschiedlichsten Einzelheiten der Bedienung waren wild durcheinandergewürfelt, so dass es nicht möglich war, einfach nur den Abschnitt zu lesen, der einen interessierte, denn diesen Abschnitt gab es nicht. In jedem Satz konnte irgendeine wesentliche Information enthalten sein (die man dann aber sicherlich mit tausend anderen wesentlichen Informationen, die willkürlich in die Bedienungsanleitung eingestreut waren, kombinieren musste, um sie zu verstehen). Darüber hinaus blieb der Text nicht einmal bei der Bedienung des Geräts, sondern es waren teilweise durchaus interessante oder amüsante Geschichten eingefädelt, die ihn aber im Moment relativ wenig interessierten. Immerhin schien jetzt etwas zu kommen, was zu seinem Problem passte:

Unter bestimmten Bedingungen kann es zu einer Fehlfunktion des Gerätes kommen, die sich in einem lauten Piepton äußert. Dies bedeutet jedoch keine Gefahr, es sei denn, man ist gerade in einer Situation, in der man unbedingt unbemerkt bleiben muß. So könnte zum Beispiel eine derartige Fehlfunktion fatal sein, wenn sie bei einem Spion während des Spionierens auftritt, da er dann auffliegen sollte. Es wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß für solche und ähnlich gelagerte Fälle keinerlei Anspruch auf Schadensersatz besteht, selbst wenn uns die Ursache bekannt sein sollte, was sie allerdings im Moment nicht ist, ansonsten hätten wir ihn vermutlich schon behoben, es sei denn, wir wären gerade durch ein Meeting davon abgehalten worden. Was also ist zu tun, wenn das Gerät einen solchen Fehler aufweist? Nun, zunächst sollte man sich vergewissern, dass es tatsächlich das Gerät ist, welches den Piepton aussendet, und nicht etwa beispielsweise ein Tinnitus. Für Pieptöne, die nicht von unserem Gerät ausgehen, übernehmen wir selbstverständlich keinerlei Verantwortung. Sollten Sie nicht einwandfrei feststellen können, ob das Gerät einen Piepton abgibt, versuchen Sie, das Gerät zu verwenden. Wenn es funktioniert, gibt es keinen Piepton ab, zumindest ist uns kein solcher Fall bekannt. Allerdings sollten Sie darauf aufpassen, dass Sie das Gerät mit sinnvollen Daten testen, letzthin hat jemand versucht, mit dem Gerät Atlantis zu finden, und es dann reklamiert, weil es die Insel nicht finden konnte. Nun sollte aber allgemein bekannt sein, dass Atlantis nur eine Legende ohne jeglichen Wahrheitsgehalt ist, und nichtexistierende Inseln können natürlich nicht gefunden werden. Wenn es aber Atlantis gäbe, und Sie es finden wollten, dann müssten Sie folgendermaßen vorgehen ...

Entnervt legte er die Bedienungsanleitung zur Seite. Immerhin wusste er jetzt, dass etwas zum Problem in der Bedienungsanleitung stand. Irgendwo weiter hinten dürfte also auch die Lösung seines Problems stehen, zwischen Erläuterungen über die verschiedenen Salzgehalte der unterschiedlichen Meere, Belehrungen über die griechische Philosophie, verschiedenen Legenden von Atlantis bis Zorro... Nun ja, immerhin das: Die Legende von Atlantis hatte ihn nämlich schon von Kindheit an fasziniert, wenn er also in dieser Anleitung etwas darüber lesen könnte, was er noch nicht wusste, dann wäre immerhin nicht der ganze Rest des Textes uninteressant.

Jetzt musste er sich aber erst einmal vom vergangenen Anleitungsstudieren erholen. Er nahm sich seine Zeitung zur Hand. Das heißt, eigentlich war es nicht seine Zeitung, sondern die des Obdachlosen, der da heute früh blindlings vor ihm über die Straße gerannt war. Beinahe hätte er ihn überrannt, er konnte ihm gerade noch ausweichen. Seine Zeitung war jedoch am Bein des Benzinschluckers hängengeblieben. Nun hatte er eben die Zeitung und wollte mal sehen, ob etwas Interessantes drin stand.

Als er die Zeitung zur Hand nahm, kam ihm sofort etwas merkwürdig vor, allerdings kam er nicht gleich darauf, was es war. Erst als er den ersten Artikel schon halb gelesen hatte – ein nicht übermäßig interessanter Bericht über die Renovierungsarbeiten an der Cheopspyramide, der vor allem die Kosten der geplanten Pyramidenbeleuchtung mit Glühwürmchen beklagte –, stellte er fest, was ihn die ganze Zeit so gestört hatte. Die Zeitung war nicht, wie bei Zeitungen sonst üblich, in der hieratischen Schrift geschrieben, sondern in Hieroglyphen. Hieroglyphen-Zeitungen waren aber normalerweise nur den obersten Schichten vorbehalten, wie also war der Obdachlose an diese Zeitung gekommen? Jedenfalls war es wohl besser, wenn er die Zeitung schnell versteckte, bevor sie jemand sah, denn er gehörte auch nicht zu jenen, die normalerweise an Hieroglyphenzeitungen kamen. Hoffentlich hatte noch niemand diese Zeitung gesehen, sonst käme er womöglich noch in irgendeinen Verdacht. Er wusste ja nicht, was dieser Obdachlose so angestellt hatte. Und selbst wenn nicht, dann konnte allein der Besitz dieser Zeitung ihn schon verdächtig machen. Er wusste zwar nicht, welcher Tat, aber irgendeinen Verdacht würde er schon auf sich lenken. Vor allem aber durfte Kamelopatra die Zeitung nicht sehen, sonst wäre es womöglich bald mit der vorteilhaften Beziehung vorbei.

Also steckte er schnell die Zeitung in die Tasche. Gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment ging die nächstgelegene Zimmertür auf und ein ziemlich finster dreinschauendes Kamel beschwerte sich über den lauten Piepton, den er gefälligst abstellen solle. Was er natürlich nicht konnte, weil er die Anleitung ja noch nicht vollständig gelesen hatte. Also ging er schnell ein paar Zimmer weiter und nahm sich seufzend wieder die Anleitung vor. So recht konnte er sich aber nicht mehr darauf konzentrieren. Dies lag aber nicht am durchdringenden Pfeifton, der immer noch aus seiner Asse kam, sondern daran, dass ihm der Obdachlose und die Hieroglyphenzeitung nicht aus dem Kopf gingen. Und so legte er die Anleitung bald wieder weg und begann grübelnd herumzulaufen. Wie kam der Obdachlose zu dieser Zeitung? Und noch wichtiger: Wie wurde er selber diese Zeitung wieder unauffällig los? Einfach in den Müll werfen ging nicht, der wurde kontrolliert, um zu verhindern, dass auf diesem Weg Geheimnisse aus dem Gebäude geschmuggelt wurden. Aber genausowenig konnte er das Gebäude mit der Zeitung wieder verlassen. Er musste die Zeitung also unauffällig irgendwo im Gebäude loswerden. Aber wo? Und vor allem: Wie?

Nachdem er eine Weile ergebnislos grübelnd ziellos durch die Gänge gelaufen war, fiel ihm plötzlich auf, dass der Piepton nicht mehr da war. Er erschrak: Die Tasche, in die er die Asse gesteckt hatte, war nicht mehr da! Er mussste sie verloren haben. Irgendwo im Gebäude lag nun also eine Tasche mit seinem Namen darauf, die durch einen lauten, durchdringenden Piepton auf sich aufmerksam machte. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn nicht auch die Hieroglyphenzeitung in dieser Tasche steckte. Er musste die Tasche unbedingt wiederfinden, bevor jemand anderes sie fand.

Kapitel 00101

Inzwischen hatte Angela sich in ihrem Appartement erholt. Wie, das möchte der geneigte Leser sicher wissen: Sie hatte stundenlang mit ihrer besten Freundin Besei Tigung in Kina telepatiert. Es wurden die üblichen Lieblingsthemen rauf und runter diskutiert: Neue Shopping-Malls, Höckerverkleidungen, "Wer geht mit wem", Trennungsgerüchte über gemeinsamme Freundinnen und Feindinnen, Kochrezepte, Tricks beim Sockenstopfen, Bekleidungstipps usw. Angela war wieder topfit und bereit, sich der Befragung zu stellen.

Feinde sind immer so.
WIE MEINST DU DAS?
Die lassen uns nie in Ruhe, so oder so.
KANNST DU DAFÜR EIN BESONDERES BEISPIEL NENNEN?
Also, der Major befahl mir hier her zu kommen.
SO, DER MAJOR BEFAHL DIR HIERHER ZU KOMMEN?
Er sagte, mein Auftrag sei beinahe schief gegangen.
ICH BIN TRAURIG, DASS DEIN AUFTRAG BEINAHE SCHIEF GEGANGEN IST., erwiderte der große Gasförmige.
Ja, das ist wahr. Ich bin unzufrieden.
DENKST DU, HIERHER ZU KOMMEN, WIRD DIR HELFEN, NICHT MEHR UNZUFRIEDEN ZU SEIN?
Ich brauche ein wenig Hilfe, das scheint sicher zu sein.
WAS WÜRDE ES FÜR DICH BEDEUTEN, WENN DU EIN BISCHEN HILFE BEKOMMST?
Vielleicht könnte ich lernen, dem Major seine Aufträge besser auszuführen.
ERZÄHLE MIR MEHR ÜBER DEIN VERHÄLTNIS ZUM MAJOR.
Der Major passt auf mich auf.
WER PASST SONST NOCH AUF DICH AUF?
Die Überwachungseinheiten.
DIE ÜBERWACHUNGSEINHEITEN?
Du bist ein wenig wie die Überwachungseinheiten. (Bei dem Gedanken wurde sie ganz blaß, besser hätte sie das jetzt nicht gesagt, war er es, der sie ständig auf ihren Einsätzen überwachte? Als Großer Gasförmiger war er ja immerhin unsichtbar. Sie wollte den Gedanken nicht weiterverfolgen.)
WELCHE ÄHNLICHKEITEN SIEHST DU?
Du bist sehr streng, aber ich denke, dass du mich deine Strenge nicht merken lassen willst.
WARUM DENKST DU, ICH WÄRE STRENG?
Du streitest nicht mit mir.
WARUM DENKST DU, ICH STREITE NICHT MIT DIR?
Ich habe Angst vor dir.
GEFÄLLT ES DIR NICHT, VOR MIR ANGST ZU HABEN?
Der Major hat vor niemandem Angst. (So versuchte sie den peinlichen Fragen auszuweichen.)
WORAN DENKST DU NOCH, WENN DU AN DEN MAJOR DENKST?
An den Auftrag...
HAT ES IRGENDETWAS MIT DER TATSACHE ZU TUN, DASS DER MAJOR DICH HIERHER GESCHICKT HAT?
Ich denke schon.
WARUM DENKST DU?
Weil ich immer denke. Menschen denken immer. Kamele nie.
BIST DU STOLZ DARAUF DASS DU DENKST?
"Jetzt bloß nichts Falsches sagen.", dachte sie. Bitte lass mich meinen Auftrag zu Ende führen.
ANGEMELDETER BENUTZER ANGELA GRUPPE AGENTINNEN, WAS SIND KAMELE NIE?
Kamele sind nie nüchtern. Was soll die Frage?
ICH STELLE HIER DIE FRAGEN. ERZÄHLE MIR VOM AUFTRAG.
Du kennst doch den Auftrag, du hast ihn immerhin vor über 2500 Jahren definiert (Das war kurz nach seiner Erschaffung durch die Atlanten gewesen).
ICH KENNE DEN AUFTRAG, UND DU?
Ich soll Kamelopetra gefangen nehmen und ersetzen. Dann soll ich als Kamelopetra einen Kapitulationsvertrag mit Atlantis unterschreiben und dann kann die Stadt endlich wieder nach Oben und kann wieder offiziell an das zentrale Ölversorgungsnetz angeschlossen werden. Ausserdem wollen wir doch die Weltherrschaft zurück haben.

Stunden später, ihr Kopf brummte, war sie wieder in ihrem Appartement zurück und grübelte über den Computerausdrucken ihres nächsten Einsatzplanes. Der Große Gasförmige hatte den Plan auf einem angeschlossenen Nadeldrucker auf frische Kamelhaut gedruckt, kurz bevor er sich mit einem freundlichen "OUT OF MEMORY ERROR IN LINE 453544567 IN PROGRAM ELIZA.EXE" verabschiedet hatte. Er war immer zu solchen Scherzen aufgelegt, das war ein gutes Zeichen. Ziemlich kompliziert, ob sie das erledigen konnte? Auf ihrem Monitor konnte sie die Koordinaten ihrer in der Sandale versteckten elektronischen Flöhe verfolgen. Der Idiot musste schon seit Tagen planlos in der Zentalpyramide herumirren. In der Zentralpyramide!

Kapitel 00110

Er wusste, dass die Lage nun ernst war, aber zumindest nicht ganz hoffnungslos. Er versuchte, seinen Weg zurückzuverfolgen. Dabei traf er auf eine Wand, an der ein grosser, leuchtender Knopf prangte. Er zögerte ganz kurz und drückte ihn dann entschlossen. Eine Weile lang geschah nichts. Dann öffnete sich unter ihm ein Loch und er fiel hinein. Er landete in einer seltsamen Kammer. Ihm schauderte. Er erinnerte sich an die Märchen, die ihm seine Grossmutter erzählt hatte, als er noch klein gewesen war. In der Zentralpyramide soll es geheime Gänge und Kammern geben, in denen schreckliche Ungeheuer und Geister von Verstorbenen lauern. Er sah sich um. Die Kammer war leer. Weit und breit keine Menschen- oder Kamel-Seele in Sicht. Es gab keine Türen und keine Fenster. Gar nichts. Und dann sah er es. Es war ganz deutlich zu sehen und füllte den Raum fast ganz aus. Das Nichts.

Das Nichts begann zu sprechen: WAS HAST DU HIER VERLOREN?!
Er antwortete zögernd: "Ich habe mich ein bisschen verlaufen..."
Das Nichts schnaubte: EIN BISSCHEN VERLAUFEN... HA! DU WURDEST IN EINE GEMEINE FALLE GELOCKT!
Er runzelte die Stirn und sagte ungläubig: "Ich? In eine Falle gelockt?"
GENAU!, sagte das Nichts, DER OBDACHLOSE, DER PIEPTON, DAS WÜTENDE KAMEL ... DAS WAREN ALLES EREIGNISSE, DIE DICH HIERHER LOCKEN SOLLTEN.
"Aber warum denn?", fragte er.
ICH KANN DIR NICHTS VERRATEN. ICH KANN DIR NUR SAGEN, DASS DU SO SCHNELL WIE MÖGLICH VON HIER VERSCHWINDEN SOLLTEST!
"Wieso?"
BALD KOMMT DER MAJOR!
"Wer ist das?", fragte er erstaunt.
EIN BEWOHNER VON ATLANTIS!
"Atlantis?"
GENAU! ER SAGT SEINEN UNTERGEBENEN NIE GENAU, WAS ER VON IHNEN WILL. DER PENNER, VON DEM DU DIE ZEITUNG HAST, WAR SEINE BESTE AGENTIN. SIE SOLLTE SICH VON DIR DIE ZEITUNG WEGNEHMEN LASSEN, DOCH SIE WUSSTE ES NICHT! UNBEWUSSTER GEHORSAM! DIE STÄRKSTE PSYCHOLOGISCHE WAFFE ÜBERHAUPT! WEISST DU, WARUM ICH DAS SO EINEM 0815-ANGESTELLTEN WIE DIR VERRATE? DER MAJOR KONTROLLIERT MICH! (Da log das Nichts ein wenig. Es hatte nämlich sehr wohl einen eigenen Willen, aber das werdet ihr noch früh genug herausfinden...) UND BALD WIRD ER AUCH DICH KONTROLLIEREN!
"Aber wieso?"
DU BIST FÜR IHN DER ZUGANG ZU KAMELOPATRA!

"Ja, das stimmt!" Ein Mann war eingetreten. Seltsam, er hatte vorhin gar keinen Eingang gesehen ... Der Mann stellte sich vor: "Ich bin Dreistreifen-Major Dummdreistausderwäscheguck! Großer Gasförmiger, lass uns bitte alleine."

Bisher kannten wir ihn nur als "Er", "Ihn" usw. Bevor es nun richtig spannend wird, liebe(r) Kamelopedia-Leser(in), wird es Zeit für eine kleine Werbeunterbrechung. Danach wird er erstmal vorgestellt.

Hier geht es zur Werbeunterbrechung.

Bisher kannten wir ihn nur als "Er", "Ihn" usw. Bevor es nun richtig spannend wird, lieber Kamelopedia-Leser, wird es Zeit für die Vorstellung von Ihm, und dann geht es mit der Handlung auch gleich weiter.

Also lieber geneigter Leser, dürfen wir vorstellen? Das ist der Heinz-Dieter. Er ist Chefabacussystemadministrator in der Zentralpyramide. Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen. Heinz-Dieter sagt zum Großen Gasförmigen und zum Major: "Moment, ich muss gerade was Wichtiges erledigen." Heinz-Dieter dreht sich langsam um, und schaut dich durch das Kamelopediaportal hindurch an: "Hallo, ich bin der Heinz-Dieter. Freut mich, dich kennen zu lernen! Ich bin Chefabacussystemadministrator in der Zentralpyramide. Ihr wisst ja, ich habe ein tolles Kamel und ich betreue hier in der Zentralpyramide alle Abacusse an den Arbeitsplätzen. Ich wohne draußen in einer Pyramide am anderen Ende der Stadt und muss jeden Tag zur Zentralpyramide pendeln. Ich könnte auch die S-Bahn nehmen, aber seit der Weckfahrsperre ist die erst recht verstopft. Du bist sicher gespannt, wie es weiter geht. Ich auch. Deswegen schauen wir jetzt mal wieder, wie es weiter geht. Ich wünsche dir dabei viel Spaß! Grüße auch vom Major und von dem, den ich nicht sehen kann."

Kapitel 00111

Franz Branntwein war ein gewissenhafter Buchhalter. Seine Aufgabe in der Zentralpyramide war die Verwaltung der Finanzen, die keiner anderen Abteilung zugeordnet werden konnten. Informell war die Abteilung auch unter dem Namen Schmiergeldverwaltung bekannt, was offiziell natürlich bestritten wurde. Für Franz spielte es aber ohnehin keine Rolle. Solange seine Bilanz stimmte, war es ihm herzlich egal, ob der Betrag nun aus der Auflösung der Kaffeekasse von Abteilung 74b3, aus dem Erlös des Verkaufs alter Taschenrechner der Abteilung 49k7 oder aus der Bestechung der Abteilung 92x6 stammte. Seine Aufgabe war es lediglich, die Fehlbeträge und Überschüsse aller anderen Abteilungen zu sammeln und gegeneinander zu bilanzieren. Sollte sich netto ein Überschuß ergeben, so war dieser der Zentralverwaltung gutzuschreiben, während ein Defizit gleichmäßig auf alle Gehälter umverteilt wurde. Diese Aufgabe erledigte Franz stets gewissenhaft.

Heute jedoch wurde seine Arbeit empfindlich gestört. Schon seit einer halben Stunde drang ein lästiger Piepton durch die Tür in sein Büro. Schon dreimal hatte er sich verrechnet und das, obwohl er einen halbautomatischen Luxusabacus zur Verfügung hatte, mit dem man an sich fünf Rechnungen gleichzeitig fehlerfrei durchführen können sollte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und sah nach, woher der lästige Piepton kam. Am Gang lag eine Aktentasche, die offensichtlich jemand verloren hatte. Er nahm sich vor, die Tasche in der Mittagspause zum Fundbüro zu geben. Jetzt hatte er jedoch keine Zeit dafür, also nahm er die Tasche erst einmal an sich. Wieder im Raum, öffnete er die Tasche. Er war keineswegs ein neugieriger Mensch und ihm war völlig klar, daß ihn der Inhalt der Tasche nichts anging. Aber aus der Tasche kam immer noch dieser lästige Piepton und den wollte er abstellen. Das konnte ihm wohl sicher niemand übelnehmen.

In der Tat fand er schnell die Quelle des Lärms: Eine Asse mit Fehlfunktion. Er besaß genau dasselbe Modell, und auch sein Modell hatte schon öfters dieses Problem gezeigt. Ein kurzer Druck auf Strg-Alt-Entf sorgte per Neustart schnell für Ruhe. Einen Augenblick genoß er einfach die wieder eingetretene Ruhe – wenn man mal von der nicht gerade leisen Klimaanlage, dem von draußen hereindringenden Straßenlärm und dem lauten Klappern seines halbautomatischen Abacus absah, aber das war die gewohnte Geräuschkulisse, die er schon gar nicht mehr wahrnahm. Dann steckte er die Asse wieder in die Tasche, um mit seiner Arbeit fortzufahren. Daraus wurde aber nichts, denn beim Zurücklegen entdeckte er darin eine Zeitung, die seine Aufmerksamkeit erregte. Es war eine Hieroglyphenzeitung, aber das alleine war es nicht: Irgendwie kam ihm die Zeitung bekannt vor. Vielleicht war es ja nur ein gewöhnliches Deja-Vu, aber irgendetwas in ihm sagte, daß es mehr sein musste.

Aus irgendeinem Grund erinnerte er sich jetzt daran, was ihm einmal der unbekannte Steinzeitmensch erzählt hatte: Es gebe einen Geheimbund, der die Weltherrschaft anstrebe, und der so geheim sei, daß noch nicht einmal seine Mitglieder von diesem Bund wussten, geschweige denn, dass sie selbst Mitglied waren. Konnte es sein, dass er dazugehörte, ohne es überhaupt zu ahnen?

"Du bist nah dran!", sagte eine Stimme. Franz Branntwein sah sich verblüfft um. Vor seinem Schreibtisch stand ein Einzellmännchen und lächelte ihn an. "Wer sind Sie?", fragte der Buchhalter und rückte seine Brille zurecht. "Ich bin... Ach was, mein Name geht sie nichts an. Ich bin irgendjemand." "Na gut. Aber an was soll ich bitte sehr nah dran sein?" "Dran, den unbewussten Gehorsam zu knacken!" "Den unbewas?" "Ach, du verstehst das sowieso nicht. Nur ein kleiner Tipp hier: Wenn du willst, dass deine Firma weiter existiert..." "Ja?" "Dann gib dem Wunsch nicht nach, der dich in 13 Minuten überfallen wird." "Was soll das für ein Wunsch sein?" "Kann ich dir leider nicht sagen.", sagte das Einzellmännchen, öffnete das Fenster und spazierte hinaus.

Franz Branntwein dachte sich erstmal nichts dabei, doch 13 Minuten später erhob er sich, um die Tasche ins Fundbüro zu bringen. Es war ja ohnehin schon etwa halb elf, da konnte er sich ruhig für einige Minuten von seinem Arbeitsplatz entfernen. Die Worte des Einzellmännchens fielen ihm wieder ein. Konnte es sein, dass er jemandem gehorchte, ohne dass er es wollte? Das war Vielosoffie und Franz Branntwein hasste Vielosoffie so fest wie norddeutschländische Kamele die Sonne. "Ist ja egal.", dachte er sich, "Ich gehorche dem Einzellmännchen und geh ein bisschen nach draussen, frische Luft schnappen; ins Fundbüro kann ich wirklich auch noch später gehen." Franz verliess sein Büro und trat den Weg zum Ausgang an, der noch weit entfernt lag.

Kapitel 01000

Der Major sah Heinz-Dieter durchdringend an und fragte ihn ganz beiläufig: "Willst du berühmt werden?" "Ich? Ja, wieso nicht?" "Einen guten Job haben?" "Ja!" "Viel Geld verdienen?" "Ja!" "Dann hör mir zu! Aber schlaf erst ein!" "Einschlafen?" "Ja!" Heinz-Dieter legte sich auf den modrigen Boden der Zentralpyramide, schloss die Augen und versank in einem tiefen Schlaf. Der Major rief laut: "Computer!" Eine Kartonschachtel mit siebenhundert Truthähnen erschien. "Programmier diesem Mann folgendes in sein Unterbewusstsein: Ich befinde mich vor Kamelopatras Büro. Ich werde hineingehen und ein bisschen mit der Chefin schäkern wollen. Bevor ich dazu kommen werde, wird mir meine Tasche ins Zimmer gebracht werden. Ich werde mir eine Ausrede dafür einfallen lassen und dann mit dem Schäkern beginnen. Nach einer Weile werde ich Kamelopatra niederschlagen und folgende Nummer anrufen: 00-361-9-475-094-78. Ich werde mich von der Frau, die kurz nach meinem Anruf eintreffen wird, gehorsamst umbringen lassen." Während der Computer Heinz-Dieters Unterbewusstsein umkrempelte, entfernte sich der Major und drückte auf einen Knopf. Heinz-Dieter wurde nach oben katapultiert, direkt vors Büro von Kamelopatra (und das genau dann, als die Programmierung beendet war! Atlantische Genauigkeit!). Dort wachte er auf und fühlte sich sehr komisch. Plötzlich rempelte ihn ein Buchhalter an.

Der Major, der diesen Zusammenstoß auf seinem Monitor beobachtet hatte, zuckte zusammen. Hier war ganz klar etwas nicht ganz nach Plan gelaufen. Der Buchhalter hätte eigentlich die Tasche im Fundbüro abliefern sollen, das dann die Hieroglyphenzeitung gefunden hätte und die Tasche deshalb sofort zu Kamelopatra gebracht hätte, nachdem Heinz-Dieter gerade eingetreten war. Auf keinen Fall hätte der Buchhalter jedoch hier oben auftauchen sollen. Ob er doch etwas übersehen hatte? Aber er hatte doch beim Buchhalter einen Gedächtnisscan gemacht, ohne etwas auffälliges zu entdecken. Was jetzt folgte, bestätigte seinen Verdacht: Sein Überwachungsmonitor wurde plötzlich blau, und eine Reihe unsinniger weißer Zeichen erschien auf seinem Bildschirm, gefolgt von der Meldung, ein schwerer Ausnahmefehler sei aufgetreten und das System würde deshalb angehalten. Dabei sollte sein Überwachungssystem vollständig ausfallsicher sein! Jetzt blieb nichts weiter übrig, als das System neu zu starten, ein Vorgang, der knapp drei Minuten dauerte. Als endlich wieder ein Bild auf seinem Monitor erschien, war weder von Heinz-Dieter, noch vom Buchhalter die geringste Spur zu entdecken. Umgehend erstattete er dem Großen Gasförmigen, der sich während des Neustarts offenbar zeitweilig entfernt hatte (obwohl man sich da ja nie ganz sicher sein konnte, da man ihn ja nicht sah), Bericht.

WESHALB BIST DU ZU MIR GEKOMMEN?
Es gab Probleme.
DU SAGST, ES GAB PROBLEME?
Ja.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Der Buchhalter hat sich nicht so verhalten, wie er sollte.
WARUM GLAUBST DU HAT SICH DER BUCHHALTER NICHT SO VERHALTEN, WIE ER SOLLTE?
Ich habe keine Ahnung.
WARUM HAST DU KEINE AHNUNG?
Ich habe ihn vorher geprüft und absolut korrekt unterbewußt programmiert.
DU HAST IHN ALSO ABSOLUT KORREKT UNTERBEWUSST PROGRAMMIERT.
Ja.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Ich habe das Programm mehrfach überprüft.
WARUM HAST DU DAS PROGRAMM MEHRFACH ÜBERPRÜFT?
Um ganz sicher zu gehen. (Au weh, das war wohl ein Fehler gewesen. Jetzt glaubte der GG offenbar, dass er dauernd Fehler machte, und deshalb mehrfache Überprüfungen brauchte.)
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS ES PROBLEME GAB?
Nein.
WARUM NICHT?
Weil ich sicher bin, dass die Programmierung keine Fehler hatte.
DIE PROGRAMMIERUNG HATTE ALSO FEHLER?
Nein, ich sagte, dass sie keine Fehler hatte. (Solche Spielchen liebte der GG.)
VORHIN SAGTEST DU, DASS DER BUCHHALTER SICH NICHT SO VERHALTEN HAT, WIE ER SOLLTE?
Ja. (Puh, nochmal Glück gehabt, jetzt ging es wieder zur Sache statt über seine Kompetenz.)
BIST DU SICHER, DASS ES SO IST?
Ja. (Worauf wollte er jetzt hinaus?)
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS DIE PROGRAMMIERUNG FEHLER HATTE?
Nein, äh ... ich meine, die Programmierung hatte keine Fehler. (Hinterhältige Fangfrage!)
VORHIN SAGTEST DU, DASS DU IHN ABSOLUT KORREKT UNTERBEWUSSE PROGRAMMIERT HAST?
Ja. (Endlich hat er es geschluckt. Das ist ja nochmal gutgegangen!)
ERZÄHLE MIR MEHR.
Der Buchhalter ist trotzdem vor Kamelopatras Büro aufgetaucht.
DU MEINST ALSO, DASS DER BUCHHALTER TROTZDEM VOR KAMELOPATRAS BÜRO AUFGETAUCHT IST.
Ja.
WARUM GLAUBST DU, DASS DER BUCHHALTER VOR KAMELOPATRAS BÜRO AUFGETAUCHT IST?
Ich habe es auf dem Überwachungsmonitor gesehen. (Worauf wollte der GG jetzt wieder hinaus?)
DA HAST ES ALSO AUF DEM ÜBERWACHUNGSMONITOR GESEHEN.
Ja. Aber dann ist der Monitor ausgefallen.
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS SICH DER BUCHHALTER NICHT SO VERHALTEN HAT, WIE ER SOLLTE?
Ich vermute es.
ERZÄHLE MIR MEHR.
Als das Bild wieder da war, waren der Buchhalter und Heinz-Dieter wie vom Erdboden verschluckt.
WARUM SAGST DU, DASS DER BUCHHALTER UND HEINZ-DIETER WIE VOM ERDBODEN VERSCHLUCKT WAREN?
Sie waren auf keinem Überwachungsmonitor mehr zu sehen.
HAT DAS ETWAS DAMIT ZU TUN, DASS DIE PROGRAMMIERUNG FEHLER HATTE?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. (Da hätte er aber auch selbst drauf kommen können! Schließlich konnten die beiden ja nicht so plötzlich aus der Pyramide verschwinden, also hatte wohl jemand gezielt einen Fehler ins System eingebaut.)
WARUM HAST DU DARÜBER NOCH NICHT NACHGEDACHT?
Tut mir leid. Ich werde umgehend dieser Frage nachgehen. Auf Wiedersehen.
AUF WIEDERSEHEN. ICH WERDE DIR DIE RECHNUNG ZUSCHICKEN.

Der Major grübelte: Was hatte der Große Gasförmige nur mit diesem letzten Satz gemeint? Aber jetzt war er erst einmal froh, das Gespräch überstanden zu haben, und ging gleich an die Untersuchung der Überwachungsanlage.

Kapitel 01001

Franz lief zielstrebig die Gänge entlang, ohne überhaupt zu wissen, was sein Ziel war. Schließlich stolperte er über einen kleinen Angestellten, der plötzlich vor ihm auftauchte. "Guten Tag, Heinz-Dieter!", sagte er, ohne zu wissen, woher er den Namen kannte, "Komm mit mir!" Offensichtlich hatte er es recht überzeugend gesagt, denn ohne lange nachzudenken, stand Heinz-Dieter auf und folgte ihm. Nun gingen sie nach rechts in einen Teil der Pyramide, den Franz bisher gar nicht gekannt hatte. Aber dennoch hatte er das Gefühl, genau zu wissen, wo er hin musste, und auch Heinz-Dieter, dem anzumerken war, dass er sich hier genausowenig auskannte, folgte ihm weiter ohne Zögern. Schließlich kamen sie an ein Treppenhaus. Sie setzten sich auf die Rutsche, die in jedem Treppenhaus angebracht war, um schneller nach unten zu gelangen – das sparte Kosten für Aufzüge. Und so rutschten sie in Spiralen hinunter, ein Stockwerk, zwei, drei... Jetzt mussten sie bereits das Erdgeschoss erreicht haben, aber immer noch rutschten sie weiter in den Keller. Zu seiner Überraschung hörte die Rutsche – anders als die Treppe – beim eigentlich untersten Kellergeschoß nicht auf, sondern durchquerte eine getarnte Tür, um noch ein paar Runden weiter abwärts zu führen. Dort endete sie in einem nur spärlich mit Sternwerfern ausgeleuchteten Gang.

Franz betrachtete die ungewöhnliche Beleuchtung nachdenklich. Er hatte im Hintzerkopf, dass ausgefallene Beleuchtung irgendein Erkennungszeichen war. Aber für wen? Vermutlich für irgendwelche Beleuchter, Experten für Illumination ... eben Leute, die wussten, wie man Licht anmacht. Illuminaten! Plötzlich fiel ihm dieses Wort ein, und schlagartig erinnerte er sich jetzt auch wieder, dass er ein Mitglied derselben war. Er wusste jetzt auch wieder, warum er nichts mehr davon gewusst hatte. Alle Erinnerungen an die Illuminaten waren verschlüsselt und steganographisch in Alltagsgedanken verborgen, damit die Atlanter sie trotz ihrer überlegenen Geistestechnik nicht aufspüren konnten. Nur in der geheimen Unterwelt Kairos, den Gängen und Räumen der Illuminaten, konnte auf diese Information dank eines Psychonenfeldes zugegriffen werden, das ständig den zugehörigen kryptographischen Schlüssel sendete. Natürlich blieb dieses Feld für Nicht-Illuminaten unbemerkbar, da es ja nicht die entsprechenden Gedankenstrukturen vorfand.

Die Illuminaten waren die heimlichen Kontrolleure des Pipeline-Netzes, und darauf bedacht, dass ihnen diese Kontrolle nicht entrissen wurde. Schließlich brauchten sie ja das Öl für ihre extravaganten Beleuchtungen und für die Produktion billiger Kunststoffkugelschreiben, mit deren Hilfe sie diese Beleuchtungen entwarfen, wenn sie diese Kugelschreiber nicht gerade verhöckerten. Seit sie es geschafft hatten, dass die Pipelines unterirdisch verlegt wurden, konnten sie im Prinzip in diesen schalten und walten, wie sie wollten. In der Praxis mussten sie natürlich aufpassen, dass ihre Aktivitäten nicht auffielen, was im wesentlichen bedeutete, dass sie überhaupt nichts ändern konnten, denn jede Änderung wäre ja oben aufgefallen. Und deshalb hatten sie auch schon seit zweitausend Jahren keinen einzigen Kugelschreiber mehr produziert, und zur Beleuchtung mussten sie auf Sternwerfer zurückgreifen, denn Sterne funktionierten ja durch Kernfusion und somit ohne Öl.

Kapitel 01010

Der Startschuß war nun gefallen! Die gefährlichsten Zielpersonen waren durch eine Intrige entfernt, und der Zentralpark vor der Zentralpyramide füllte sich mit Kugelschreiberverkäufern. So dachten jedenfalls zufällige Passanten, und auch der immer noch freundlich grunzende Benzinfresser wunderte sich über den ungewöhnlichen Aufmarsch. Allzuneugierige Passanten wurden mit "Wolle Kugelschreiber kaufe?" gleich von mehreren der in lange blaue Gewänder gehüllten Gestalten zur Flucht gedrängt. Iris stand am Haupteingang der Pyramide und holte ihr drahtloses Joghurtbecher-Telefon aus der Tasche. Sie erkannte sofort, was die Kugelschreiberverkäufer wirklich waren: Illuminaten! Eklige blau gekleidete Illuminaten!

Einer stand nun nahe vor dem Haupteingang aber noch auf Parkebene. Sein Umhang war noch blauer als die anderen. Die Lücke zwischen Parkebene und wegen Supra-Leiter-Betrieb einen Meter über dem Boden schwebende Zentralpyramide war zum Glück für Illuminaten nicht zu überwinden. Da stand er und stellte sich als Derneteman Vonebenan Illuminaten-Herrscher vor: "Ich bin Derneteman Vonebenan Illuminantenherrscher. Mach die Tür zur Zentralpyramide auf, oder wir beamen Kamelopatra nach Bielefeldbay." Der Typ rief seine Drohung so laut, dass Iris kaum ihr eigenes Wort verstand und auch nicht die Antwort des wachhabenden Oberfeldbärbels. Der stand oben in seiner Wachstube, konnte unten aber nichts sehen, denn die Großwetterlage meinte es heute nicht gut, Ausläufer des norddeutschen Hochnebels vermischt mit irischem Tiefnebel versperrten den Blick auf die Szenerie. Das war natürlich beabsichtigt.

Über der Szenerie, aber wegen der diversen Nebelschichten für die Anwesenden deswegen unsichtbar, kreutze ein fliegender London-Bus durch die Luft.

Währenddessen etwa 12 Kilometer nah, aber doch weit weg auf der Unterseite der Erdscheibe. Mundschmeisse, die den Atlantern als Beobachter dienten, kehrten in die Stadt zurück, und berichteten dem Großen Gasförmigen von den aktuellen Ereignissen:

"Da oben gibts Problemli", rief der diensthöchste Mundschmeiß.
DU SAGST, DASS ES DA OBEN PROBLEME GIBT?
"Die Kugelschreiberverkäuferli wollen die Weltherrschaftli an sich reißen."
BIST DU DIR SICHER, DASS DIE KUGELSCHREIBERVERKÄUFER DIE WELTHERRSCHAFT AN SICH REISSEN WOLLEN?
"Ja, die Illuminatli, Tausendli sind im Parkli vor der Zentralpyramideli."
ERZÄHLE MIR VON DEINEM VERHÄLTNIS ZU DEN ILLUMINATEN.
Der Chefmundschmeiß schluckte: Woher wusste der GG das? Er konnte nur hoffen, dass die Frage einer der vielen unbegründeten Reflexe war. "Ich weis von den Illuminatli nicht viel, bisher nur, dass sie Kugelschreiberli verkaufen.", antwortete der Chefmundschmeiss schwitzend.
FINDEST DU ES GUT, DASS DIE ILLUMINATEN KUGELSCHREIBER VERKAUFEN?
Das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir einen weiteren Gegner haben!
WER SIND UNSERE GEGNER?
Verzeihung, Großer Gasförmiger, rief Angela dazwischen. Die Frage-Antwort-Spielchen helfen jetzt nicht weiter. Da oben herrscht Verwirrung, Chaos, das müssen wir ausnutzen!

... es dauerte eine Weile, während dessen blinkte in der Rauchwolke, in der alle den GG vermuteten, eine Lampe, von der man wusste, dass sie für "Garbage Collection" stand. Der GG sortierte wohl die neu eingegangenen Informationen und versuchte die Lage neu einzuschätzen.
GEHT HINFORT, FÜHRT EUREN AUFTRAG AUS. ICH MUSS MICH ZURÜCKZIEHEN UND MEINE STRATEGIEDATEN NEU LADEN.

Angela und die Mundschmeisse verneigten sich ehrfürchtig vor dem GG, der seine Rauchwolke in einen kleinen schnelldrehenden Tornado verwandelte und durch einen Lüftungschlitz in seine Privatgemächer entwich. Der Major trat aus der dunklen Ecke des Audienzraumes hervor. "Der Große Gasförmige hat recht, wir müssen sofort handeln." stellte er fest. "Ich sende sofort meine Mundschmeissli-Untertanli durch alle Kanäli in die Oberweltli." schlug der Chefmundschmeiss vor. Währenddessen blubberte es bedrohlich in den Wänden. Es schmorzte, kanogte, knulpte und plubbte. "Was ist das?" rief Angela. Dann ging das Licht aus. Nur die automatisch eingeschaltete Notbeleuchtung illuminierte schwach die Szenerie. Ein namenloser Techniker stürzte in den Raum und fiel vorneüber auf den Boden. Es steckten über 100 Kugelschreiber in seinem Rücken. Seine letzten Worte waren: "Sie haben das Öl abgestellt." Dann fiel er stöhnend zu Boden und gab den Blick auf eine Horde blau gekleideter Ninjas mit Kugelschreibern frei.

Kapitel 01011

Derneteman, auch Dernie oder Dernetto genannt, lächelte zufrieden. Alles lief nach Plan. Durch einige korrupte Mundschmeissbeamte hatte er das Hauptquartier der Atlanter aufgespürt. Endlich würde er sich rächen können. Rächen an diesen elenden Atlantern, die den Eintralogen ausgerottet hatten. Er, eines der letzten Einzellmännchen, würde sein Volk rächen. Und dass die Rache mit der Weltherrschaftsübernahme verbunden war, freute ihn natürlich bösonders. Inzwischen hatte er sich Zugang zur Zentralpyramide verschafft. Sein Plan war einfach: Beseitigung des Majors, des GGs und von Kamelopatra. Dann stünde ihm auf seinem Weg zur Weltherrschaft niemand mehr entgegen. Ägypten wäre sein Sprungbrett zur ganzen Welt. Zur absoluten Globulisierung! Durch die Macht des Öls hätte er sie alle in der Hand! Alle! Dernie oder Dernetto schwebte im siebten Himmel. Plötzlich erschien vor ihm ein kleiner blau gekleideter Zwerg und rapportierte: "Kommen sie mal runter, Chef!" "Wieso?" "Da gibt's Probleme mit den zwei Neuen!" Dernie folgte seufzend dem Zwerg.

Sie betraten das Geheimversteck der Illuminaten. Dernetto sah Franz und Heinz-Dieter streng an und sagte: "Wie ich höre, macht ihr Probleme!" "Wir..." "Jaja, ich verstehe euch ja. Ihr wisst wahrscheinlich gar nicht, um was es geht." "Wir..." "Also gut, wenn ihr's wollt, wird euch unser Professor hier gerne eine Erklärung liefern." Ein Herr in einem blauen Talar trat vor und räusperte sich. Dann begann er zu erzählen: "Vor langer, langer Zeit, als die Erde noch rund war, gab es im Himmel mal neun Inseln: Australien, Eintralien, Keintralien, Neintralien, Jatralien, Alltralien, Neutralien, Alttralien und Astralien. Dann kam die Satansbrut der Atlanter hinauf. Sie erschossen sechs Pekamelusse, so dass Australien abstürzte. Jatralien und Neintralien wurden verwendet, um nichts (also den GG) zu produzieren. Die Atlanter rotteten alle Arten von Tralogen aus, bis auf den Astralogen. Also gänzlich hatten sie's nicht geschafft. Eine Eintralogszelle überlebte und wurde zum Einzellmännchen. Und so eins ist unser Chef. Er hat die Gruppe der Illuminaten gegründet. Er ist der einzige, der die Weltherrschaft verdient hat. Er ist..." Weiter kam der Professor nicht. Heinz-Dieter hatte ihm ins Gesicht geschlagen. "Renn, Franz!", schrie er. "Wohin?" "Zu Kamelopatra! Du musst sie beschützen. Ich werde derweil hier bleiben und... Ach, weisst du was, bleib du doch hier; ich geh!" "Was?", rief Franz entsetzt, doch schon wurde er von einigen blau gekleideten Bodybuildern gepackt und fortgeschleppt.

  • Fortsetzung folgt *

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