New Orleans

aus Kamelopedia, der wüsten Enzyklopädie
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Nouvelle Orléans hieß ein französisches Kaff am Mississippidelta. Es gehörte zu einem Landstrich namens Louisiana. Der war offizielles Versuchsgelände für die Erprobung der königlichen Furztöterhose, welche nach dem damaligen Sonnenkönig Louis Kat-Hose benannt war. Als deren Langzeittest nach hundert Jahren nicht abgeschlossen und der letzte König längst geköpft war, verkaufte Napoleon Kameloparte Louisiana mit Mann und Maus an die USA. Das inzwischen zum Hafenstädtchen New Orleans avancierte Mississippideltasumpfkaff bekam einen Deich, damit von außen der fromme evangelikale USAner aus dem Bible Belt nicht so genau sehen musste, was dahinter so alles getrieben wurde, und das war Alles in Allem ziemlich erotisch. In der Folge entstanden hinter dem Deich auch alle heute noch wesentlichen Stile von Liebes- und Liebeskummerliedern. Eines Tages kam zum Beispiel ein ziemlich dicker Kameltreiber auf die Idee, die Kamele seiner kleinen Karawane nebeneinander statt hintereinander durch die Stadt wanken zu lassen, und er selbst ritt danebenher auf dem kleinsten der Wüstenschiffe, das unter seinem Gewicht noch mehr schwankte als alle anderen zusammen. So kam es des öfteren vor, dass es umfiel und dabei auch die rechts nebendran laufenden Mitkamele umwarf wie Dominosteine. So kam der dicke Treiber zu seinem Spitznamen Fats Domino. Schließlich erbarmte sich Richter Forgarty der Herde und verurteilte Fats, nie wieder auf einem Kamelhöcker sitzen zu dürfen, womit dessen Treiberkarriere beendet war. Doch er hatte Freunde, die ihm als Ersatz zum Kamelhöcker einen Klavierhocker besorgten. So saß er rum und schaute immer wieder reflexartig nach rechts, um freundlich lächelnd nach seiner nicht mehr vorhandenen Parallellaufkarawane zu gucken. In einem Haus in New Orleans fand sich bei Sonnenaufgang das Klavier von Jelly Roll-Morton wieder, jenem kräh-o(r)li(nsi)schen Dandy, der in New Orleans den Jazz erfunden und in gewissen Etablissements zur Uraufführung gebracht hatte. Man brachte es zu dem Treiber, der sinnlos auf dem Klavierhocker rumsaß, denn schließlich gehörte der zu jener ethnischen Minderheit, welcher man Rhythmus im Blut nachsagte, und das Klavier im Allgemeinen war ja bereits durch Jazz und Blues vom Sonaten-und-Träumereienbildungsbürgerklimperkasten der Klassik zum Rhythmusinstrument der "U-Musik" degradiert, so dass man nun hoffte, Fats Domino würde darauf vielleicht was tanzbares zustandebringen. Zum Glück hatte er tatsächlich eine blühende Fantasie und wollte fortan die bei seinem reflexhaften Blick nach rechts immer vor seinem inneren Auge erscheinende Karawane nur noch statt zum schnöden Laufen zum Tanzen bewegen, und fand dabei heraus, wie er das mit dem Klavier bewerkstelligen kann. Schnell waren pfiffige Techniker mit Aufnahmegeräten bei der Hand, die damit Schallplatten von Fats Dominos neuer Tanzmusik machten, denn er sang auch ganz passabel. Die Aufnahmen gestalteten sich schwierig, denn er spielte Klavier mit vielen Ringen an allen Fingern, alle mit schweren Klunkern dran, also Steinen (Rocks), und wie er so seine steinbeschwerten Hände auf die Klaviatur patschte, begann das Klavier auf seinen Rollen sich in Bewegung zu setzen. Das war der musikhistorische Moment, in dem aus dem Rhythmus im Blut (Rhythm'n'Blues) der Stein im Rollen (Rock'n'Roll) wurde.

Mit dem härteren Rhythmus dieser neuen Musik wurde auch das Leben härter in New Orleans, denn es hatte dann nicht nur die meisten Bands aller erdenklichen Musikrichtungen zu bieten, sondern auch die meisten Beerdigungen, die als schön schräge musikalische Ereignisse Touristen magnetisch anzogen. Mit zahlreichen Morden wurde stetig nachgeholfen, dass es genügend Beerdigungen zu bewundern gab. Nicht nur die meisten Morde, auch die meisten Löcher im Deich hatte New Orleans aufzuweisen, und nicht immer gelang es bei Sturmflut allen dort, den Kopf über Wasser zu halten. Auch das berühmte Klavier von Fats Domino wurde von einem Hurrikan in solcher Flut versenkt. So kann man von der Stadt wohl sagen: Zu geht's da wirklich hart aber herzlich.

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